Adriana Altaras – Schauspielerin und mittlerweile auch als Autorin bekannt – beschreibt in „Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ den bewundernswerten Lebensweg ihrer Tante Jele, die seit einem Oberschenkelhalsbruch nun in einem Pflegeheim lebt. Jetzt steht deren 100. Geburtstag unmittelbar bevor, doch aufgrund der Corona-Pandemie ist kein persönlicher Kontakt zur Außenwelt erlaubt. Somit kann auch das geplante Fest nicht stattfinden. Adriana bleibt nur der telefonische Kontakt zu ihrer beinahe tauben und blinden Tante.
Bei ihren Gesprächen am Telefon lassen die beiden Frauen das Leben mit seinen Höhen und Tiefen Revue passieren. Durch abwechselnde Passagen, aus verschiedenen Perspektiven erzählt, erfährt der Leser, dass Tante Jele 1920 in Zagreb geboren wurde und 1940 als junge Frau aufgrund der Rassengesetze in ein kroatisches Konzentrationslager kam. Aus diesem befreite sie ein italienischer Soldat, den sie später nicht aus Liebe, sondern aus Dankbarkeit heiratete. Zusammen mit dessen Mutter und Tante lebte sie fortan in bescheidenen Verhältnissen in einem norditalienischen Dorf. Erst als Witwe fühlt sie sich endlich frei und gestaltet das Leben nach ihren eigenen Wünschen.
Diese ebenso lebensklugen als auch tiefgründigen Dialoge über aktuelles Weltgeschehen, schöne Erinnerungen, kleinere Alltagsprobleme und allgemeine Lebensweisheiten beschreibt die Autorin in einer humorvollen und mitunter sogar ironischen Weise. Das nimmt der Situation die Schwere und relativiert manche Dinge – so kommentiert Tante Jele Adrianas Einsamkeit während der Corona-Zeit z. B. mit dem einfachen Statement „Besser allein als in schlechter Gesellschaft“.
Ein autobiographisches Buch der Autorin über die Vita ihrer originellen und starken Tante, die für sie wie eine Mutter war, eingebettet in eine bewegende Zeitgeschichte des jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert.
BUCHINFORMATION
Adriana Altaras: Besser allein als in schlechter Gesellschaft | 240 S. geb. | KiWi Verlag| ISBN 978-3-462-00424-3 | 22 Euro