Der Historikerin Julia Kröhn merkt man in ihrem Buch „Papierkinder“ ihre Freude am Erzählen an. Durch ihr professionelles Umgehen mit wissenschaftlicher Literatur über die historischen Protagonistinnen Clara Grunwald, Emma Döltz und Eglantyne Jebb kann sie auf sehr unterhaltsame Art aus der Zeit berichten und aufklären.
Die drei Frauen stehen im Mittelpunkt ihres Romans; Frauen, die tatsächlich gelebt haben und die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Kinderrechtlerinnen einen Namen machten. Es sind sehr beeindruckende Frauen, über die ich viel zu wenig wusste, obwohl sie die Genfer Erklärung von 1924 vorantrieben und dafür sorgten, dass sie als universelle Erklärung für Kinderrechte verkündet wurde.
Die Schicksale dieser Frauen werden mit der Geschichte der fiktiven Emma und Mathilde, die wir ein halbes Jahrhundert lang begleiten, verknüpft. Sie beginnt in einem Armenhaus in Berlin 1874, als die beiden Mädchen Emma und Mathilde einen Säugling vor dem Hungertod retten. Obwohl die beiden in einer mittellosen Welt aufwachsen, glauben sie auch als erwachsene Frauen fest daran, dass jedes Kind ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat. Sie behalten ihr Ziel vor Augen, dass Kinder geschützt werden müssen. Für Emma und Mathilde bleibt dieser Gedanke immer Mittelpunkt ihres Lebens. So passt es gut, dass die Autorin dafür sorgt, dass sich ihre Wege mit denen von Clara Grunwald, Eglantyne Jebb und Emma Döltz, anders als im wirklichen Leben, kreuzen. Deshalb widmet Julia Kröhn ihren gut zu lesenden Roman „Papierkinder“ allen, die sich bis heute für Kinder und deren Rechte stark machen.
Die Passage „Es klingt, als wäre der Krieg eine dunkle Wolke, die der Wind ganz zufällig und ohne unser Zutun über uns getrieben hat. Dabei braut sich Krieg nicht am Himmel zusammen, sondern in den Herzen“ aus dem Buch wird mir lange in Erinnerung bleiben.
BUCHINFORMATiON
Julia Kröhn: Papierkinder | 560 S. gebunden | Blanvalet Verlag | ISBN 978-3-7645-0836-4 | 24 Euro