Ein Rat den sich die meisten Menschen zu Herzen nehmen sollten. Auch ich, wird doch unser Leben oft von Hadern und Pessimismus geprägt. Aber verpassen wir so nicht viele gute Gelegenheiten zum Glücklichsein? Von Kürthy erzählt von Judith, einer in Hamburg lebenden Exil-Rheinländerin, die mit der Asche ihrer verstorbenen Mutter auf dem Beifahrersitz heimkehrt nach Jülich. Ja, richtig gelesen.
Der Roman spielt größtenteils in Jülich, was dazuführt, dass man sich oft beim Lesen fragt, wo genau die Protagonistin sich gerade aufhält, von welchem Haus wohl die Rede ist, welchem Italiener, welcher Schule. Der Grat zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwimmt. Und wie viel von der Autorin steckt wohl in der Hauptfigur? Ich erkenne mich, auch wenn jünger auf jeden Fall in vielen Punkten wieder. Ildikó von Kürthy wird oft vorgeworfen, sie wiederhole sich. Ihre Geschichten und Kolumnen drehten sich immer nur um das Gleiche, die Hauptdarstellerinnen aus einem Guss mit den immer selben Haar- und Figurproblemen. Ein Stück Wahrheit steckt darin. Ich glaube die Autorin schreibt nah an und aus ihrem Leben, gibt ein Stück ihrer Persönlichkeit. Da bleibt es nicht aus, dass Dinge und Probleme sich ähneln. „Es ist zugleich mein lustigster und mein traurigster Roman,“ sagt sie selbst über ihr neues Buch. Dem kann ich auf jeden Fall zustimmen, ich habe gelacht und geweint und gegrübelt. 382 Seiten, die wie im Flug weg gelesen sind. Aber wofür ist es denn eigentlich Zeit? Die Antwort ist: Für einen Neuanfang. Der Roman ist ein Plädoyer für den Mut zu sich selbst zu stehen und sich daran zu erinnern, dass die eigene Lebenszeit zu schade ist fürs Hadern und Ausharren im Belanglosen.
BUCHINFORMATION
Ildikó von Kürthy: Es wird Zeit | gebunden | 384 Seiten | ISBN: 978-3-8052-0043-1 |Wunderlich Verlag |20,- Euro
