Zu Lebzeiten war Dr. Arnold Steffens, vor allem seit 1903 als Domkapitular in Köln, jedoch eine Institution: ein gelehrter, vielseitiger Theologe mit großem Interesse an Geschichte und Kunst sowie allseits beliebter Seelsorger, der seine rheinischen Wurzeln nie verleugnete. Aus bäuerlichen Verhältnissen stammend machte er innerhalb der katholischen Kirche eine bemerkenswerte Karriere, die durch die spannungsreichen Zeitläufte jedoch nicht geradlinig verlief. Einige Lebenstationen: Abitur 1872 in Köln, Studium der Philosophie und Theologie in Innsbruck, 1873 Rückkehr nach Bonn, wo 1875 in Folge des Kulturkampfes das Kölner Priesterseminar geschlossen wurde. Wieder wich er nach Innsbruck aus, wo er 1876 seine Priesterweihe erhielt. Seine Vikarzeit verbrachte er in Belgien, promovierte ab 1886 in Rom und wurde anschließend Domvikar in Köln. Zeitweilig war er Geheimsekretär des aus Jülich stammenden Weihbischofs Dr. Antonius Fischer, der 1902 zum Kölner Erzbischof gewählt wurde und Steffens 1903 in das Domkapitel berief. Mit Vehemenz setzte sich Arnold Steffens für die kirchenrechtliche Anerkennung der Verehrung der mittelalterlichen Mystikerin Christina von Stommeln ein, deren Reliquien sich seit 1592 in Jülich befinden.
Streng chronologisch zeichnet Rudolf Wyrsch in seinem Buch, das die Frucht einer mehr als 25jährigen Recherchearbeit ist, das Leben von Arnold Steffens nach. Die Wiedergabe zahlreicher Briefe, aber auch Erzählungen, Anekdoten und Informationen Dritter ergeben ein facettenreiches Bild des Geistlichen, das sich nach und nach vor den Augen des Lesenden entfaltet. Eine den einzelnen Stationen Sinn gebende Lebensgeschichte ist nicht das vorrangige Ziel der Arbeit, die ob ihrer Quellennähe daher mitunter etwas „trocken“ daherkommt. Als Grundlagenwerk zur Biographie eines Geistlichen in der Zeit des Kaiserreichs, des Ersten Weltkriegs und der beginnenden Weimarer Republik ist es jedoch mehr als verdienstvoll.
BUCHINFORMATiON
Rudolf A.H. Wyrsch: Dr. Arnold Steffens (1851-1923). Ein Kölner Domherr aus dem Jülicher Land | Joseph-Kuhl-Gesellschaft 2020 |
374 Seiten, 22 Abbildungen | ISBN 978-3-943568-19-6 | 24,- Euro