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Von der „guten“ Hamburger Gesellschaft

Die Leitung der Stadtbücherei, Birgit Kasberg, stellt ein Schätzchen vor: Die Villa an der Elbchaussee.

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Die Villa an der Elbchaussee vorgestellt von Birgit Kasberg. Foto: privat
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Die Autorin Lena Johannson schreibt bereits seit vielen Jahren historische Romane. Dieser spielt in den 1920er Jahren in Hamburg. Der erste Weltkrieg ist gerade beendet, doch seine Auswirkungen sind noch überall in der Stadt zu spüren, denn es gibt kaum etwas zu kaufen und die politische Lage ist noch immer instabil. Auch das Handelskontor Hannemann & Tietz mit eigener Schokoladenmanufaktur bekommt dies zu spüren, doch im Gegensatz zu vielen anderen Familien geht es ihnen noch verhältnismäßig gut. Die Hauptakteurin in diesem Buch, die 17-jährige Frieda, hält sich am liebsten im Kontor oder der Schokoladenküche auf. Schon früh ist sie von dem Vorhaben besessen, eines Tages den Betrieb zu übernehmen und entwickelt bereits eigene Vorschläge, um die Produktion weiter auszubauen. Doch ihre Eltern haben ganz andere Pläne für das Familienunternehmen. Nach ihren Vorstellungen soll Friedas älterer Bruder Hans die Nachfolge im Unternehmen antreten. Für Frieda hingegen ist die Vermählung mit dem Sohn eines Geschäftspartners vorgesehen, um die finanzielle Lage des Handelskontors zu sichern. Aber Hans kehrt gezeichnet aus dem Krieg zurück und es ist mehr als fraglich, ob er jemals in der Lage sein wird, die Firma zu übernehmen. Und Frieda fühlt sich auch zu einem anderen Mann hingezogen…

Die Autorin erzählt eine interessante und gefühlvolle Familiengeschichte, die zudem Raum für die Schilderung des Kampfes einer jungen Frau für die Erfüllung ihrer Träume bietet. Die Beschreibung der einzelnen Personen erfolgt sehr individuell und realitätsnah, wobei die einzelnen Charaktere auch in Beziehung zueinander gesetzt werden. Dies erfordert anfangs einiges an Aufmerksamkeit vom Leser, ist aber letztendlich mehr als lohnenswert. Die Beschreibung der Hansestadt Hamburger ist so detailliert und bildhaft, dass man viele Örtlichkeiten wiedererkennt und sich fast wie bei einem Standrundgang durch das Hamburg des letzten Jahrhunderts fühlt.

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Besonders ansprechend sind die Darstellung der Gesellschaft und die damit verbundene Thematisierung der Rolle der Frau. Man erhält als Leser einen Einblick, wie sehr ein Frauenleben in der damaligen Zeit durch die Eltern vorbestimmt war und wie wenig sich die Möglichkeit bot, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

Als gelungener Auftaktroman zur großen Hamburg-Saga von Lena Johannson macht dieses Buch neugierig auf den weiteren Werdegang Friedas und die damit verbundenen Folgebände der Reihe, zumal die Handlung den Leser am Ende des ersten Teils mit einigen offenen Fragen zurück lässt …

BUCHINFORMATION

Lena Johannson: Die Villa an der Elbchaussee – die Geschichte einer Schokoladen-Dynastie | 416 Seiten | Ausbau Taschenbuch | ISBN: 978-3-7466-3444-9 | 12,99,- Euro

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