Es wird viel gesprochen in diesem Buch, sehr viel. Und geflucht wird auch nicht zu knapp. „Verdammt“ scheint das Lieblingswort des einen Protagonisten zu sein. Wie er heißt, bleibt im Dunkeln. Auch der Name seines Gegenübers wird nicht verraten. Anouk Hagemann verrät in ihrem Erstlingswerk keinen einzigen Namen. Mutter, Vater oder Freundinnen, alle werden höchstens einmal mit einer Eigenschaft beschrieben. So etwa taucht „die Brünette“ immer wieder einmal auf. Vielleicht liegt es an diesem Kunstgriff, dass die Figuren seltsam fremd bleiben und sich ein Gefühl des Mitfieberns, des Wissenwollens, was auf den nächsten Seiten geschieht, nicht so recht einstellen möchte.
„Mein dunkles Licht“ bleibt auf Distanz zum Leser. Dass der Roman ausgesprochen dialoglastig ist, trägt seinen Teil dazu bei, dass sich keine echte Spannung entwickelt. Zwar birgt die erzählte Geschichte durchaus eine gewisse Faszination, aber es hätte ihr sicherlich gut getan, wenn ein wenig mehr Handlung rund um die Gespräche zwischen den beiden Hauptpersonen entwickelt worden wäre. Im Kern erzählt „Mein dunkles Licht“ von einer seltsamen, unerklärlichen Anziehung, einer Beziehung seit Kindertagen, aus der keiner der beiden Charaktere ausbrechen kann. Dabei verkörpert die junge Frau das Gute – nicht umsonst nennt ihr Freund sie „Engel“ – und er, und dessen ist er sich sehr bewusst, das Böse. Sie werden gemeinsam erwachsen, versuchen auf eigenen Beinen zu stehen, gehen fort von zuhause, aber dennoch kreuzen sich ihre Wege wieder.
Wie es ausgeht, soll hier nicht verraten werden – das knapp 300 Seiten starke Buch ist recht schnell gelesen. Ob also wirklich „jeder von uns den Teufel in sich“ hat, möge jeder für sich selbst herausfinden.
BUCHINFORMATiON
Anouk Hagemann: Mein dunkles Licht | 300 S. | gebunden | Riverfield Verlag | ISBN 978-3-907459-02-7 | 23 Euro