Der Roman „Pompeji“ – aktuell auf der Spiegelbestsellerliste – beschreibt mit sehr viel Detailtreue das Leben in Pompeji, bevor die Stadt 79 n. Chr. bei einem heftigen Ausbruch des Vesuvs in Schutt und Asche gelegt wurde. Mit diesem Satz wäre zu diesem Buch eigentlich alles gesagt. Die akribische Beschreibung aller Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens überwältigen in ihrer sehr bildhaften Sprache und machen es dem Leser schwer, der erzählten Geschichte zu folgen. Manchmal wäre weniger mehr.
Eugen Ruge macht sich gestützt durch die vielen Erkenntnisse der Archäologie zu einem Beobachter des Untergangs, der keine Kleinigkeit in seinen Beschreibungen auslässt. Ob er das Leben aus Sicht eines römischen Sklaven beschreibt oder aus Sicht eines Ex-Sklaven, der in seinem Inneren immer Ex-Sklave bleibt, oder die unersättliche Lebensweise der oberen römischen Klasse, die Prunk, Pomp und Luxus lebt.
Die Ungleichbehandlung der verschiedenen Menschen, immer verankert an ihrer tatsächlichen Herkunft – Stichwort Migration. Er hält uns einen Spiegel vor, denn vieles von dem, was beschrieben wird, ähnelt sehr unserer heutigen Gesellschaft. Das Beunruhigende dabei ist, dass wir sehr genau wissen, warum Hochkulturen immer gescheitert sind. An ihrer Dekadenz und Ignoranz gegenüber Veränderungen und notwendigen Anpassungen. Denn trotz der staatlichen römischen Ordnung und Organisation, den herausragenden militärischen Fähigkeiten und teilweise Genialität ist das römische Reich am Ende an sich selbst zerbrochen.
Es war schwer für mich, dieses Buch zu Ende zu lesen. Und genau jetzt zieht der Imperator Donald Trump ins Weiße Haus ein! In diesem Sinne: Optima semper spera, expecta pessima (Hoffe stets das Beste, erwarte das Schlimmste).
BUCHINFORMATiON
Eugen Ruge: Pompeji | 368 Seiten geb. | dtv Verlagsgesellschaft| ISBN 978-3423149068 | 14 Euro