Die Frühlingssonne weckt nicht nur im wintermüden Menschen neue Aktivitäten. Zum Entsetzen vieler Aktiven in Garten und Beeten sprießt ein ungeliebtes Kraut wieder: der Giersch. Dem Schreckensruf „Ahhh…Giersch !“ folgt dann meist ein mühseliger Kampf unter Einsatz von Hacke, Spaten und schlimmstenfalls Gift, um den „Grünen Gegner“ zu bekämpfen. Dabei wird häufig übersehen, wie wertvoll dieses Gewächs hinsichtlich seiner Inhaltsstoffe und Verwendungsmöglichkeiten tatsächlich ist.
Der Archäologe Achim Werner, auch bekannt als „5-Steine-Koch“ und der Künstler Jens Dummer haben die kulturhistorische, naturheilkundliche sowie kulinarische Bedeutung dieser Pflanze untersucht und die Ergebnisse in einem Kochbuch veröffentlicht. Mit selbst kreierten Rezepten spannen sie den Bogen von der Steinzeit bis ins Mittelalter und über Küchenklassiker zu exotischen Gerichten; von rustikal-deftig bis raffiniert-delikat, einfach nachkochbar und natürlich auf die Verwendung von Giersch konzipiert.
Giersch gegen Gicht
Die bislang frühesten archäologischen Nachweise von Siedlungen jungsteinzeitlicher Ackerbauern und Viehzüchter im Bereich der Jülicher Lössbörde datieren in die Zeit um 5300 v. Chr.. Aufgrund der Verzierungsmuster keramischer Gefäße wird diese Kultur als Bandkeramik bezeichnet. Bis dato einzigartig war die Entdeckung eines holzverschalten Brunnens in der bandkeramischen Siedlung von Erkelenz-Kückhoven im Jahr 1990. Dieser Befund lieferte nicht nur völlig neue Erkenntnisse zur Trinkwasserversorgung jungsteinzeitlicher Menschen sondern aufgrund der außergewöhnlich guten Erhaltungsbedingungen organischen Materials auch wissenschaftlich bedeutsame Informationen, u.a. zu neolithischen Gerätschaften, Technologien und Umweltbedingungen in der Umgebung von Jülich. Das folgende Rezept ist für diese Epoche vorstellbar:
Giersch mit Linsen und Räucherforelle
Zutaten für 4 Personen:
Zubereitung:
Linsen gut waschen, in Wasser ca. 20 Minuten kochen, darauf achten, dass sie noch „bissfest“ sind. Überschüssige Kochflüssigkeit abgießen, in mundgerechte Stücke geschnittene Forellenfilets und grob gehackte Gierschblätter zugeben, mit Salz würzen und in zugedecktem Topf ohne Hitze 5 Minuten ziehen lassen.
In der traditionellen Volksmedizin gilt Giersch als Heilmittel gegen Gicht. Der bekannte Schweizer „Kräuterpfarrer“ Johann Künzle (1857-1945) verordnete gegen Fußgicht (Podagra) sowohl Breiumschläge aus zerstampften Gierschblättern als auch zur innerlichen Anwendung Gierschtee.