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Adressat unerreichbar

„Liebe Anne“, so fangen alle Briefe an. 23 Schülerinnen des Mädchengymnasiums St. Josef Jülich (MGJ) sind in eine persönliche Beziehung mit Anne Frank getreten, die sich als Jüdin vor den Nazis versteckte und das später weltbekannte Tagebuch führte. 1945 stirbt Anne 16-jährig im KZ Bergen-Belsen.

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Titelbild des Buches
Titelbild des Buches "Briefe an Anne Frank."
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Wie gelingt es, ein abstraktes Thema konkret zu machen? „Verfolgung“ steht als Thema im Curriculum für das Fach Religion in Klasse 8. Lehrerin Bernadette Mauro hat es auf „Augenhöhe“ der Schülerinnen gehoben und sich mit den damaligen Achtklässlerinnen auf Spurensuche begeben: Anne Frank war im gleichen Alter wie die Mädchen, die sich 2017 mit Verfolgung, Hetze, Diskriminierung auseinandersetzen. Ganz nah dran, „fast näher als es erträglich scheint“, wie Schulleiterin Christiane Clemens es formuliert, sind die Jugendlichen „Anne“ über Jahrzehnte hinweg gekommen.

Fragen stehen im Raum: „Wie hast Du es geschafft, das alles so gut wegzustecken und Deine Fröhlichkeit nicht zu verlieren?“ Bewunderung, Anerkennung und Dankbarkeit werden zum Ausdruck gebracht: „Ich danke dir auch, dass du mich mit deiner Geschichte zum Nachdenken gebracht hast.“ Neben den Briefen sind auch Zeichnungen entstanden.

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Diese persönliche und intensive Auseinandersetzung der Judenverfolgung wurde von der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Damit nicht genug: Jetzt ist ein Buch daraus geworden.
Helmut Jagdfeld war als Vater begeistert von dem Projekt und entschied, dass es bleibenden Wert haben sollte – gerade in der aktuellen Situation, in der Ausgrenzung und Hetze wieder laut und teilweise unwidersprochen hingenommen werden. „Es soll die Erinnerung wachhalten und uns als selbstbewusste Bürger ermahnen, dass ein solches Leid nie mehr geschehen darf“, sagt der Unternehmer, der das Buch finanzierte. Gemeinsam mit den Schülerinnen wurden Layout und auch Titelseite entwickelte – unterstützt durch Tanja Deuß, Grafikerin aus Düsseldorf, die hierzu ihre Arbeitskraft kostenfrei beisteuerte. Einen Beitrag leistete auch das Anne Frank Haus in Amsterdam und stellte kostenlos Bildmaterial zur Verfügung.

Gegen Spende soll nun die 750er Auflage „Briefe an Anne Frank“ an den Leser gebracht werden. 100 Vorbestellungen gab es schon, ehe das Buch Anfang des Monats von der Druckerei ausgeliefert wurde, verriet Sponsor Jagdfeld schmunzelnd. Mit dem Erlös aus dem Projekt, so der Plan, sollen die Schülerinnen eine Fahrt nach Amsterdam ins Anne-Frank-Museum finanzieren und noch mal ganz private Begegnungen mit „Anne“ haben können.

Interessierte wenden sich an das Sekretariat des Mädchengymnasiums, Dr. Weyer-Straße.


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