Montag um 11 Uhr – nicht 11.11 Uhr, wie er grinsend abwehrt – kam der Anruf. Da hatte Kalle Hommelsheim schon einer öffentlichen Verlautbahrung entnommen, dass am Samstag drauf bei der Prinzenproklamation der Orden vorgestellt werden sollte und ihm schwante, was auf ihn zukommen würde. Auf dem Anrufbeantworter fand er das Motto: In 80 Bieren um die Stadt.
Innerhalb der einen Arbeitswoche galt es das Gehirn nach einem Einfall zum Motto zu durchforsten, die Idee zu Papier und zur Produktion zu bringen. Diesmal treiben die stilisierten Präsidenten mit Badekappe und Schwimmflügelchen einer Flut von Gerstensaft vor dem Hintergrund der Zitadelle. Natürlich fehlt auch die Jülich-eigene Kröte, die Muttkrat, nicht. Zufrieden ist Kalle Hommelsheim mit dem Entwurf, trotz des Zeitdrucks: „Ich kann nur etwas abgeben, von dem ich sage: Das ist gut.“
Ganz genau kann er sich nicht erinnern, wann er angefangen hat, die Orden der inzwischen 31 Jahre alten Karnevalsgesellschaft zu gestalten. Sicher ist nur, dass er in der ersten Sitzung mit Detlev Keil, heute Bandmitglied der CCKG-Hauskapelle Les6Kölsch1Cola, aufgetreten ist. Dann war da noch das Gastspiel als Funkemariechen in der Pinte mit Hansjörg Zopp. „Damit war meine Karriere auf der Bühne beendet“, grinst er und wahrscheinlich der Zeitpunkt gekommen den Stift statt das Tanzbein für die CCKG zu schwingen.
Welches Motto ihn besonders inspiriert hat? „Letztes Jahr, den fand ich gut und den vor zwei Jahren“, sinniert er. Zur Erinnerung: „Wir schaffen Fass“ war es 2016 mit Angela Merkel im Bilde und 2015 „Vielen Dank für die Blumen“ nach dem Udo Jürgens Schlager. „Wenn ich Uwe karikiere verkleidet als Udo Jürgens und das gelingt. Das ist der Hammer,“ freut sich der Ordensmann über den gelungenen Coup. Ja, und 2009 „Yes we cannoch“ nach dem Obama-Motto, „den fand ich sehr pfiffig.“
Früher hat Kalle Hommelsheim auch Bühnenbilder gestaltet – auf Bettlaken. Leider sind sie einem Brand zum Opfer gefallen. Heute bildet meist der Orden im Großformat den optischen Hintergrund für die Trunksitzung.
Seine „Leidenschaft fürs Basteln“ erzählt der diplomierte Objektdesigner mit Studienabschluss in Aachen hat er schon als Kind, als er seinem Vater beim Bau von Vollieren half. „Das habe ich jetzt ein bisschen professionalisiert“, sagt er bescheiden denn heute beherrscht er sein Handwerk von Metallarbeiten über Rahmungen bis zum Aufbau von Video-Projektionen und stellt sich mit seinem Können in den Dienst der großen Museen: Vom Ludwig-Museum in Aachen bis K21 in Düsseldorf und Folkwang-Museum in Essen. Seine künstlerisches Verständnis und eigene Arbeiten, davon ist er überzeugt, helfen ihm bei dem Aufbau der Ausstellungsarchitektur und vor allem beim Umgang mit den Künstlern, die ja bekanntermaßen zuweilen sehr eigen seien.
Unverzichtbar für jede CCKG-Präsentation ist auch die Fahne. „Die habe ich mal gemacht und angefangen für jedes Jahr einen Strich draufzumachen – sie ist ur-uralt“ und ein wenig wehmütig: „Ich habe mal dran gehangen. Da ich aber nicht der ganz große Karnevalist bin ist er sie hier im Fundus geblieben.“
Die Zeiten, in denen alles von der Fahne bis zum Orden Handarbeit war, ist auch bei der CCKG vorbei: „Früher habe ich die Zeichnungen noch selbst koloriert und abgegeben. Heute schickste ja alles per Mail.“ Das hat auch Vorteile: Wo die alten Entwürfe geblieben sind, ist unklar. „Vielleicht hat sie sich einer eingerahmt“, sagt der 49-Jährige lachend. Mit dem digitalen Zeitalter sind die neueren Motive sicher bei Hacky Hackhausen im Computer verwahrt. Er übernimmt inzwischen die Koloration und überantwortet sie schließlich der Produktion. Pünktlich 20.11 Uhr hing so zur Prinzenproklamation zumindest die Express-Lieferung griffbereit an der Bühne.