Aus den Ideen sind Skizzen, Objekte und Plakaten geworden. Es gibt viel Symbolträchtiges zu entdecken: Süßigkeiten, die in ihrer Unterschiedlichkeit für sich stehen, aber in Form gebracht ein Herz ergeben – das geht auch mit Bausteinen… und Buntstifte können als Strahlenkranz einen eigenen Ausdruck finden. Viele Gedanken haben sich die Mädchen hierzu gemacht.
Das Team Melina Gehlen, Johanna Kupper und Teresa Achternbosch hat unter anderem das Thema Brexit beschäftigt: Was passiert, wenn ein Land aus der Union ausschert: Möglichkeiten schwinden. Übersetzt haben sie diese Erkenntnis ist ein Plakat „Viele Länder – ein System“, auf dem ein Handy zu sehen ist, auf dem eine App gelöscht wird. Ansonsten haben sich die Schülerinnen mit dem Thema Vielfalt durch Farbe beschäftigt: Melina Gehlen hat Miss Europe „in eine Schublade gesteckt“, Johanna Kupper, zwei Mädchen und drei Farbtuben als Grundmotiv gewählt, die als „Gemengelage“ bunthaarig daherkommen und das Spiel Tetris, das nur reizvoll ist, wenn es bunte Steine hat, ist Teresa Achternboschs Motiv.
Apropos Steine: Die spielen auch bei Sophia Abts, Paula Simons, Jana Vollmer eine Rolle: Legos sind langweilig, wenn sie nach Farben sortiert sind – erst im Zusammenspiel ergeben sie das „Herz Europas“ – übersetzt gesehen. Spielerisch sind sie mit dem Einheitsgedanken auch beim Plakatentwurf umgegangen: „Ein Kartenhaus hält nur wenn es aus verschiedenen Karten besteht – wird eine entfernt, fällt es zusammen“ erläutert Sophia das Motiv. Im zweiten Plakat ist ein bunter Schirm aus den Flaggen Europas zu sehen. Ein Schutzschirm, der Negatives abhält – wo das misslingt etwas durch Fremdenhass, wird der Schirm und lässt die Gemeinschaft im übertragenen Sinne „im Regen stehen“. Dazu ist ein Objekt entstanden.
Als Vierergruppe haben sich Vivien Ibraimović, Isabell Fuhs, Ludiwine Alihonou, Kristina Imansanov zusammengetan und ebensoviele Arbeiten erstellt: Symbolische bunte Eier sind zu sehen, 50er Geldscheine, die in einer Vielfalt von kleinen Scheinen ausgezahlt werden können, Schuluniformen versus individuelle Kleidung und schließlich auch ein Rezept für Keks: „Man braucht von allem etwas und jede ist wichtig.“ Die Vielfalt an Zutaten machen erst das Plätzchen schmackhaft, Kekse ohne Eier – das geht nun mal nicht. Das versteht jeder sofort und kann sich das Thema auf der Zunge zergehen lassen.
Einigermaßen stolz zeigten sich die begleitenden Designerinnen: Sunita Gupta-Lessmann und Pia von Ameln haben als Duo Fjell-Design die 13 Mädchen bei ihrem Schaffensprozess ein Jahr lang als Landesprojekt Projekt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft in einer Design-AG angeleitet und begleitet. Auch zur Freude von Schulleiterin Christiane Clemens, die für die Europaschule eine besondere Facette der Auseinandersetzung sieht.
Die besondere Bedeutung formulierte Bürgermeister Axel Fuchs in seinem Grußwort. Einerseits betonte er die Wichtigkeit des Themas angesichts der anstehenden Europawahl – aber eben auch darüber hinaus. „Vereint ist ein wichtiges Thema, denn leider Gottes machen wir in Europa die Erfahrung, dass das Vereint-Sein gar nicht mehr so gewollt ist.“ Klar benannte er die osteuropäischen Staaten, wie Ungarn, Polen die an den Grundwerten wie Unabhängigkeit der Justiz und Pressefreiheit rüttelten. In Deutschland dürfe man aber auch vor den Entwicklungen im eigenen Land nicht die Augen verschließen. „Hier muss das Thema immer wieder Schule machen und angeprangert werden, weil es auch bei uns Tendenzen gibt, Europa in Frage zu stellen – aus populistischen Gründen.“
In die Geschichte des Ausstellungs-Leitmotivs „In Vielfalt geeint“ führte Landtagsabgeordnete Patricia Peill ein und erinnerte, dass es ein zweite Variante gegeben habe “in Einheit durch Vielfalt”. Das seien zwei Seiten einer sehr kostbaren Medaille, die Europa ausmachten. „Diese Vielfalt, die für uns ein unglaublicher Schatz ist: In der Sprache, im Essen, unserer Kultur, unseren Mentalitäten, Aussehens … Aber auch geeint: Nicht nur durch unseren Kontinent, sondern auch die gemeinsame Geschichte, die Traditionen, die Werte und christlichen Wurzeln. Das ist ein Gut, das man gar nicht hoch genug schätzen kann.“ Ein großes Lob ging darum an die Schule, die den Geist gäbe und die Mädchen, „die Brücken bauen, wenn andere Mauern hochziehen“.