Der „Tag der Druckkunst“ am 15. März wirft seine Schatten voraus. Seit 2018 die traditionellen künstlerischen Drucktechniken in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen wurden, werden jedes Jahr an diesem Tag besondere Veranstaltungen zu diesem Thema angeboten. Das Jülicher Museum präsentiert am Dienstag um 19:00 Uhr im Kulturhaus am Hexenturm sein neues Grafik-Magazin und Schätze der Druckgrafik aus sechs Jahrhunderten.
Mit dabei sind neben eindrucksvollen Kleinkunstwerken seit der Renaissance auch aktuelle Geschenke, die die Sammlung bereichern. Holzschnitte von Dietmar Biermann (1926-2020), Radierungen von Heiner Altmeppen (geb. 1951) und Lithographien von Walter Dohmen (geb. 1941). Anhand der historischen und zeitgenössischen Beispiele wird die Medienrevolution des Bilderdrucks mit zugehörigen Druckplatten anschaulich erklärt.
Eine schöne Ergänzung kam ganz aktuell dazu: Der 1941 in Jülich geborene Uwe Cormann schenkt dem Museum seine „Jülicher Pieta“, die er 2019 zum 75. Jahrestag der Kriegszerstörung Jülichs geschaffen hat. Der Künstler hatte nach Lehre und Berufstätigkeit noch auf Lehramt studiert und war 1980 als Referendar an der Jülicher Realschule im Einsatz, wo heute die Museumsverwaltung im Zentrum für Stadtgeschichte sitzt. An seiner alten Wirkungsstätte übergab er das beeindruckend 90 x 120 cm große Blatt mit dem Linolschnitt Museumsleiter Marcell Perse. Die Darstellung der trauernden Mutter mit ihrem toten Sohn vor den Trümmern der Stadt Jülich hat aufgrund des aktuellen Krieges in der Ukraine eine bedrückende Aktualität. Die holzschnittartige Darstellung des Hochdrucks, wie sie im Expressionismus beliebt war, entwickelt durch die Reduktion der Form eine sehr eindrückliche Bildsprache, die auf das Leiden aller Beteiligten im Krieg verweist.