Start Magazin Kunst & Design Blaue Veilchen statt weißer Iris

Blaue Veilchen statt weißer Iris

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Foto: Verlag
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Die Moral bei den römischen Truppen ist im Ar***, was angesichts des 40. Asterix-Bandes ja nicht verwundert. Seit jeher ist ganz Gallien von den Römern besetzt, eben mit Ausnahme dieses einen Dorfes, an dem sich die Heerscharen Cäsars die Zähne ausbeißen.

Die Ausgangslage im neuen Asterix-Band, der den Titel „Die weiße Iris“ trägt, ist also unverändert. Und doch weht mit dem ersten Comic aus der Feder des französischen Comicautors Fabcaro ein frischer Wind an der Küste Armoricas. Um solche Wahnvorstellungen wie Work-Life-Balance in der Legion wieder in Griff zu bekommen, setzt Cäsar auf Visusversus, den Obersten Medicus Roms, der zugleich die Denkschule „Die weiße Iris“ begründet hat.

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„Tief in uns allen schlummert eine Blume, die heranwächst, um in Geborgenheit zu erblühen“, verkündet der Guru der Achtsamkeit – und stößt bei den gefrusteten Römern, aber auch bei den streitsüchtigen Galliern auf offene Ohren. Positives Denken und gesunde Ernährung machen die Runde. Der Altfisch-Händler Verleihnix geht plötzlich selber fischen. Es herrscht Harmonie im Überschwang. Derart geschickt manipuliert Visusversus die Gallier, die zunehmend verweichlichen, während die Römer wieder zusammenrücken. Der Druide Miraculix ist der erste, der den wachsenden Einfluss des Lifestyle-Coaches mit kritischen Augen sieht. „Das ist lauter nichtssagendes Gewäsch. Schöne, aber harmlose Phrasen“, bilanziert Asterix auf Seite 14 – um schnell seine Meinung zu ändern. Was folgt, ist eine schrittweise Entzauberung des vermeintlichen Weltverbesserers, der seine Felle davonschwimmen sieht und immer weiter in die Trickkiste greift. Die Auflösung dieser ebenso kurzweiligen wie mit Wortwitz gespickten Persiflage auf übertriebene Achtsamkeit: Wollen die Gallier ihre Unabhängigkeit behalten, helfen gegen die weiße Iris nur blaue Veilchen. Der Prozess der Entzauberung jedoch hat durchaus mehr Tiefgang als die traditionelle Schlägerei nach dem Auftritt des Barden im Dorf.

Als Kind war Asterix der Größte – er weckte nicht nur das Interesse an dem, was später an der Uni weitaus weniger witzig war, sondern schaffte es auch, stets aktuelle Themen einzubauen – ohne dass es konstruiert wirkte. Eine Fähigkeit, die den Comics zuletzt abhanden geraten schien. Nach wenigen Seiten schon herrschte eher Lesefreude-Flaute. „Die weiße Iris“ knüpft dort an, wo einst die Comics aus der Hand gelegt wurden.

BUCHINFORMATiON
„Die weiße Iris“, Asterix Band 40 | 48 Seiten | Egmont Ehapa Media | ISBN 978-3770424405 | Taschenbuch 7,99 Euro | gebunden 13,50 Euro


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