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Kate Winslet ist „Die Fotografin“

Peer Kino Kolumne über Kriegsfotografen: Ein Leben zwischen Mode, Modelling und Kriegsberichterstattung.

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Peer Kling. Foto: Gisa Stein
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An der Seite von Leonardo DiCaprio wurde Kate Winslet durch den Film „Titanic“ weltbekannt. Das war im Jahre 1997. Zehn Jahre lang galt „Titanic“ als der kommerziell erfolgreichste Film ever.
2009 hat sie Ihren Oscar für ihre Darstellung der Hanna Schmitz in der Literaturverfilmung „Der Vorleser“ bekommen. Im „Gott des Gemetzels“ hat sie als Mutter eines gewalttätigen Jungen nach den Regieanweisungen von Roman Polanski gegen die gegnerische Mutter agiert, die von Jodie Foster dargestellt wurde.

Jetzt spielt sie „Die Fotografin“, ein Biopic über Lee Miller (1907 bis 1977). Die im US-Staat New York geborene Lee Miller war Fotokünstlerin, Model, Vertreterin des Surrealismus und Kriegsberichterstatterin. Mit solidem Handwerk, linear dem Zeitstrahl folgend und ohne Schnörkel erzählt dieser Film unter der Regie der US-Amerikanerin Ellen Kuras vom besonderen Charakter einer Frau, die mit ihren Fotografien unter Einsatz ihres Lebens gegen die von Menschen gegen Menschen verübte Ungerechtigkeit und Grausamkeit dieser Welt kämpft. Bis ihre Bilder den Weg zum Publikum fanden, musste Lee einen mehr als steinigen Weg gehen.

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Als Frau wurde sie an der Front abgewiesen und konnte nur dank ihres Schneids überhaupt dabei sein. Dabei sein, hieß aber auch, mittendrin sein im Kampfgeschehen. Da brauchte es mehr als einen Schutzengel. Und die letzte Hürde war für Lee oft besonders schmerzlich, wenn es hieß: „Es tut uns sehr Leid, aber solche Bilder können wir unserem Publikum nicht zumuten.“ Sie hat vor allem für die Vogue gearbeitet. Vogue Europa hat abgelehnt, Vogue USA hatte den Mut zu drucken. Lee Miller’s Fotografien zählen zu den wichtigsten Dokumenten des Holocausts. Ich habe größten Respekt vor dieser Ausnahme-Frau und kann den Film über sie nur empfehlen.
Lee Miller ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Kate Winslet feierte im Oktober ihren 49. Geburtstag. Sie hatte keine Probleme damit, sich von der Maske 21 Jahre älter schminken zu lassen als sie ist und hat die Lee auch kurz vor ihrem Tod im Dialog mit ihrem Sohn gespielt, der übrigens keine Ahnung vom Leben seiner Mutter hatte. Der Aachener Regisseur Georg Maas dagegen musste diverse Klimmzüge unternehmen, damit sein Film „Zwei Leben“ glaubhaft blieb, weil Liv Ullmann nicht bereit war, eine Frau zu spielen, die um einiges älter war als sie selbst.

Die (Kriegs-)“Fotografierenden“ bilden längst ein eigenes Film-Genre. Hätte ich noch mein eigenes Kinoprogramm, gäbe es eine Reihe mit Filmen wie:

„Robert Capa: In Love and War“, Dokumentarfilm, USA, 90 Min., 2002, Buch und Regie: Anne Makepeace . Indem er einen einzigen – aber entscheidenden Augenblick – festhielt, wurde der Fotograf Robert Capa weltberühmt. Auch wenn sich nach über 70 Jahren nach Entstehen des Bildes „Loyalistischer Soldat im Moment des Todes“ (1936) die Anzeichen verdichtet haben, dass das Foto gestellt war, wirkt dies auf mich eher wie eine große Erleichterung, denn als Betrug.

„War Photographer“ von dem Schweizer Dokumentarfilmer, Produzent und Regisseur Christian Frei aus dem Jahr 2001 begleitet den Kriegsfotografen James Nachtwey zwei Jahre lang bei seiner Arbeit in Krisenregionen dieser Erde. Dieser Film thematisiert vor allem auch die Gratwanderung, inwieweit sich Dokumentaristen in das Kriegsgeschehen mit hineinziehen lassen sollten.

Zwei besondere Beiträge zum Thema habe ich dieses Jahr im Mai in Cannes gesehen:

Im Kampf des Fotografen Ernest Cole (*1940, †1990) gegen die Apartheid in Südafrika kamen zwar keine Panzer vor, aber er gehört in diese Reihe, wie ich finde. Sein bahnbrechender Bildband „House of Bondage“ (1967) war in Süd Afrika verboten. Die Bilder thematisieren den Spagat zwischen Würde, dem gestohlenen Selbstwertgefühl und dem Ausgeliefertsein gegenüber dem Hass. Der Film von Raoul Peck „Ernest Cole, lost and found“ würdigt dieses Fotografenleben, dessen Werke wie durch ein Wunder in einem schwedischen Banksafe zu Tage kamen, lost and found.

In seinem 1984 entstandenen Film „Les Années déclic“ (Die Jahre des Klicks, „Klick“, wie das magische Geräusch, das die mechanischen Fotoapparate „im Moment des Zugriffs“ von sich geben) schildert der französische Filmemacher und Fotograf Raymond Depardont, der sozusagen als eine Art Paparazzi an der Seite von Brigitte Bardot an den Start ging und dann auch all die anderen Größen des öffentlichen Lebens in Frankreich und sonst wo abgelichtet hat, sein Leben als Fotograf und Regisseur, das vor allem auch jenseits des süßen Lebens an all den Kriegsschauplätzen seiner Zeit sein eigenes Leben stark beeinflusst hat. Er musste all diese schrecklichen Eindrücke allein bewältigen und verdauen, ohne jemals die Chance zu haben, eine Familie zu gründen. Sein Film „Les Années déclic“ wurde in Cannes in einer restaurierten digitalen Fassung neu aufgelegt, gefeiert und der Ewigkeit an Heim gestellt.

Meiner Meinung nach ist die Form des Dokumentarfilms die geeignetere Variante für dieses Genre obwohl ich den Spielfilm „Lee“, so der Originaltitel für „Die Fotografin“ als sehr gelungen empfinde.

Im Kuba-Kino läuft “Die Fotografin“ am 4. und 5. November, jeweils um 20 Uhr.


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