Zum Ende des Jahres 2021 waren es fast 1,8 Millionen Menschen, die mit der Krankheit Demenz diagnostiziert wurden. Doch was genau ist Demenz? Kurz erklärt: Demenz ist ein Oberbegriff für negative Veränderung im Gehirn, die vor allem die Bereiche für Sprache, Erinnerung und Orientierung betreffen.
Erkrankte finden sich oft nicht mehr alleine zurecht. Scheinbar simple Aufgaben wie Schuhe anziehen oder Zähne putzen werden zur Herausforderung. Der Erhalt des gewohnten Wohnraums ist dabei von hoher Bedeutung. Wie genau das Wohnumfeld gestaltet werden soll, sodass Menschen mit demenzieller Erkrankungen, weiterhin sicher und wohlbehütet in ihrem Zuhause leben können, erklärt eine Initiative der AOK Rheinland/Hamburg. Seit 2008 gibt es die „Servicestelle Demenz“, in dieser Servicestelle stehen an der Pflege Interessierten, Fachexperten für das Thema Demenz zur Verfügung.
Mit der Kernfrage: „Wie schafft man es, dass Erkrankte so lange wie möglich im gewohnten Wohnraum bleiben können, und sich dabei wohlfühlen?“, hat sich auch Stefanie Froitzheim, Leiterin der „Servicestelle Demenz“, auseinandergesetzt. Vor einigen Jahren wurde zum „Weltalzheimertag“ in Jülich eine „Musterwohnung Demenz“ eingerichtet. Diese ist mit privat gespendeten und verschenkten Möbeln, Einrichtungsstücken und Alltagsgegenständen besteht. Alle Objekte in der Wohnung haben dadurch eine ganz eigene Geschichte zu erzählen, spiegeln die realen Umstände in einer Wohnung. Die Musterwohnung bietet Tipps und Tricks, wie Angehörige das eigene Umfeld so vorteilhaft wie möglich einrichten und umstrukturieren können. Es stehen auch Informationen über technische Hilfsmittel zu Verfügung, die einigen Betroffenen den Alltag erleichtern könnten. Fokussiert wird auch darauf, dass die Umstellungen mit wenig Budget umzusetzen sind.
Diese telefonische Pflegeberatung der AOK Servicestelle Demenz richtet sich insbesondere an die Menschen, die selber jemanden mit der Diagnose Demenz pflegen. Zu der telefonischen Beratung wird auch eine persönliche und individuelle Beratung angeboten. Über 50.000 Pflegeberatungen wurden bereits durchgeführt. Über 1000 Besucher pro Jahr schauen sich die Musterwohnung an, darunter vor allem Pflegepersonal und Familien, die Angehörige pflegen. Scheinbar unauffällige Hilfen und kleine Veränderungen seien schon große Schritte in die richtige Richtung.
Zusätzlich wurde die „Musterwohnung Demenz“ auch als Wanderausstellung ins Leben gerufen. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen haben ebenfalls die Möglichkeit, diese auszustellen. Der Zeitraum der Ausstellung liegt meist bei drei bis vier Wochen. Schulungen unter dem Titel „Zu Hause leben – auch mit Demenz“, die ebenfalls angeboten werden, sind übrigens kostenfrei.
Hinzu kommt, dass es Angehörigen oftmals schwerfällt, die Gedankengänge und das Handeln der Demenzerkrankten zu verstehen. In diesen Fällen können Angehörige eine Demenzsimulation austesten. Fragen wie „Was braucht diese Person jetzt?“ oder „Wie kann ich dieser Person helfen?“, finden hier bei der Beratungsstelle Antwort. Des Weiteren finden Rollenspiele und Kommunikationstraining statt.
Stefanie Froitzheim spricht von dem „Umgang und dem Eintritt in die Welt der Demenz“. In solchen Momenten könne Frust entstehen. Genau dann sei besonders Vorsicht geboten. Auch solche Momente mache den Umgang mit Erkrankten oft schwierig. Dann brauche es gelingende Kommunikation und einen angemessenen Umgang mit dem Betroffenen.
Interessierte können sich bei der „Servicestelle Demenz“ Promenadenstraße 1–3 in Jülich, nach Voranmeldung, informieren und die Wohnung besichtigen. Unter der Internetseite www.aok.de/rh gibt es noch weitere Informationen.