Es sind nicht unbedingt die hohen Schuhe. Zumindest nicht alleine. Beim berühmten Hallux Valgus, dem Ballenzeh, spielen zunächst einmal andere Faktoren als Ursache eine Rolle. Übergewicht, häufiges langes Stehen, bestimmte Medikamente, schwaches Bindegewebe und nicht zuletzt auch die erbliche Komponente. „Wenn dann noch häufig hohe Schuhe getragen werden, verstärkt das die Problematik“, erklärte Dr. Ursula Keuken in der Jülicher Gesundheitsstunde, die diesmal unter der Überschrift „Wo drückt der Schuh?“ stand. Die Sektionsleiterin der Fußchirurgie im Krankenhaus Jülich nahm in dem Patientenforum die ganze Palette der Fußfehlstellungen in den Blick. Vom Hallux Valgus über den Fersensporn, Hammerzehen und Arthrosen bis zu verletzungsbedingten Erkrankungen.
Den größten Raum nahm mit dem Ballenzeh die häufigste Veränderung am Fuß ein. Allein in Deutschland sind etwa zehn Millionen Menschen von einem Hallux Valgus betroffen. „Ursächlich ist ein Verlust der Stabilität des ersten Mittelfußstrahls“, erklärte Dr. Ursula Keuken. Das bedeutet: Die Belastung verschiebt sich weg vom Großzehenstrahl auf den zweiten oder dritten Mittelfußknochen. Der falsche Druck sorgt dann mit der Zeit für ein Ausweichen des Zehengrundgelenks oder weiter vorne gelegener Zehengelenke und verursacht oft starke Schmerzen. Was lässt sich dann tun? „Bequeme flache Schuhe, die nicht drücken, sind selbstverständlich hilfreich“, sagte die Fußspezialistin und hatte gleich noch einen Tipp für die Besucherinnen und Besucher: „Neue Schuhe sollten Sie immer in den Abendstunden kaufen, weil die Füße im Tagesverlauf länger und breiter werden.“ Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Physiotherapie und orthopädische Einlagen kommen in Frage, ebenso Schaumstoffkeile, Zehenspreizer und Bandagen. „Aber alle konservativen Optionen können die Fehlstellung nicht dauerhaft korrigieren, sondern allenfalls ein Fortschreiten aufhalten“, betonte Dr. Keuken. „Das ist nur durch eine Operation möglich.“
Über 150 unterschiedliche OP-Verfahren seien zur Behebung eines Hallux Valgus bekannt. Die Möglichkeiten reichen von der Entfernung des Knochenvorsprungs über eine Umstellung des Mittelfußknochens bis zu einer Versteifungsoperation. „Welches Verfahren für Sie das richtige ist, muss nach umfangreichen Untersuchungen ganz individuell entschieden werden“, sagte die Fußchirurgin. Und von der angewandten OP-Methode hänge auch die Dauer und die Art der Nachbehandlung ab. Aber selbst nach dem stärksten Eingriff sei nach spätestens acht Wochen und einer schrittweisen Mobilisation mit Hilfe eines Therapieschuhs wieder eine Vollbelastung möglich.
Dr. Ursula Keuken beantwortete nach ihrem Vortrag zahlreiche Fragen der Besucherinnen und Besucher zum Hallux Valgus und anderen Deformitäten. Wer die Gelegenheit zum Gespräch mit der Fußspezialisten nicht wahrnehmen konnte, hat dazu in ihrer Sprechstunde mittwochs von 12 bis 14.30 Uhr unter 02461/620-2202 die Gelegenheit.