„Manchmal braucht es nicht viele Worte“, sagt Agnes Simon. „Dann sind wir einfach nur da, halten eine Hand und spüren, wie gut das dem Patienten tut.“ Auch wenn das „Danke“ in diesem Moment nicht ausgesprochen wird, kommt es doch bei Agnes Simon an. Und es ist für sie auch nach 25 Jahren als Ehrenamtlerin im Krankenhaus Jülich die schönste Motivation, sich immer weiter mit viel Herzblut zu engagieren.
Mit 85 Lebensjahren ist Agnes Simon die Seniorin einer kleinen Gruppe von Ehrenamtlichen, die den Patientinnen und Patienten im Krankenhaus Jülich genau das schenken, woran es heute so oft mangelt: Zeit! Bettina Speen und Monika Nießen komplettieren das Team, das seine Aufgabe so beschreibt: „Wir sind da, wo wir gebraucht werden.“
Für Monika Nießen, die bis vor zwei Jahren als Krankenschwester gearbeitet hat, heißt das in aller Regel „Anpacken“: „Als ich in Rente ging, haben meine Kolleginnen gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ehrenamtlich zu helfen. Da musste ich nicht lange nachdenken.“ Seither kommt sie mehrmals in der Woche ins Krankenhaus, macht Besorgungen für die Patientinnen und Patienten, fährt und begleitet sie zu Untersuchungen im Haus und bietet ihre helfende Hand an „für alles, was sonst noch anfällt“.
Einfach ein offenes Ohr
Agnes Simon und Bettina Speen kommen jeden Dienstag und Donnerstag ins Krankenhaus. Und jedes Mal ist es eine kleine Reise ins Ungewisse. Denn nach der Absprache mit dem Pflegeteam gehen die beiden Frauen in die Patientenzimmer, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sie meist vorher nicht kannten. Und doch gelingt es ihnen schnell, Vertrauen zu schaffen. „Wir hören zu“, nennt Bettina Speen das Rezept. „Die Menschen spüren, dass wir ihnen nichts verkaufen oder uns aufdrängen wollen, sondern nur ein offenes Ohr anbieten. Es ist schön, wie viele das gerne annehmen und beginnen, von sich erzählen.“
Es können Gespräche über Krankheit, über Sorgen und Ängste sein. Über Gedanken, mit denen man die Angehörigen vielleicht nicht belasten möchte. Da tut es gut, sie einmal aussprechen zu können. Aber oft wird auch von den Kindern, den Enkeln, Hobbys und Urlaub oder das Leben an sich erzählt. „Sie können in diesem Moment sie selbst sein. Nicht der Patient, sondern der Mensch“, betont Agnes Simon. Dass das manchen dazu bringt, ins rheinische Platt zu wechseln, freut sie ganz besonders: „Da ist dann ganz viel Heimat und Geborgenheit im Raum. Das finde ich wunderbar.“ Den schönsten Dank gab es aber in Hochdeutsch, erzählt Agnes Simon. Es habe sie sehr berührt, als jemand sagte: „Ihr seid Engel ohne Flügel.“
Nach dem Ende ihres Berufslebens als Kassiererin in der Aachener Kreissparkasse fand Agnes Simon ihre Berufung im Einsatz für die Patientinnen und Patienten. Wie Bettina Speen ist sie im Krankenhaus Jülich nicht nur im ehrenamtlichen Dienst, sondern auch als Patientenfürsprecherin aktiv. Bettina Speen hat als Arzthelferin im Krankenhaus gearbeitet und dabei erkannt, für welche Bedürfnisse der Patienten im Klinikalltag einfach die Zeit fehlt: „Dort einzuspringen und damit auch ein wenig Entlastung für die Pflegenden zu schaffen, ist eine schöne Aufgabe.“
Dem kann Günter Weingarten nur zustimmen. „Das ist für uns eine großartige Ergänzung“, sagt der Pflegedirektor des Krankenhauses Jülich. Und auch Dr. Niklas Cruse, seit September Geschäftsführer des Krankenhauses, hat schon viel Lob über die Arbeit der Ehrenamtlichen gehört: „Das ganze Team hat gerne mit ihnen zu tun“, weiß der Geschäftsführer, der auch selbst große Wertschätzung für das Engagement der drei Frauen hat. Seine Unterstützung hat er ihnen fest zugesagt – zum Beispiel, wenn es um die Teilnahme an Fortbildungen geht, oder auch um die Musiknachmittage, die die Frauen gerne zu Weihnachten und an Karneval für die Patienten organisieren.
Neue Ehrenamtliche sind herzlich willkommen
Nicht zuletzt unterstützt Dr. Cruse auch die Suche nach Verstärkung für den ehrenamtlichen Dienst. „Ich mache sehr gerne Werbung für diese wertvolle Aufgabe. Und es gibt auch schon Interessenten“, verrät der Geschäftsführer. Freude daran, mit Menschen zu sprechen, Empathie und Zeit – das seien die einzigen Voraussetzungen, die Interessierte mitbringen sollten. Das hört sich vielleicht nach wenig an, kann aber so viel bewirken. Wer daran Interesse hat, ist herzlich eingeladen, sich bei Günter Weingarten telefonisch unter (02461) 620-2500 zu melden.