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Ausbildungsfitness pflegen

Dass die Arbeit in der Pflege kräftezehrend und anspruchsvoll ist, wird niemand bestreiten. Und das gilt für die Ausbildung in Pflegeberufen gleichermaßen. Um so wichtiger, gut auf sich selbst zu achten, weiß Menka Berres-Förster, Leiterin des Pflegebildungszentrums, kurz PBZ, am Dürener Marien-Hospital.

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Foto: pixabay
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„Unsere Auszubildenden sind unsere Schützlinge“, lächelt Berres-Förster und erklärt damit auch gleich das Warum hinter dem AzubiFit-Programm, das fester Bestandteil während der generalistischen Pflegeausbildung in Düren ist. Mit AzubiFit haben die Dürener eine Art Rund-um-sorglos-Paket für die angehenden Pflegekräfte geschnürt. So gibt es beispielsweise einen Tag rund um das Thema Ernährung. „Der Tag beginnt mit einem gesunden Büffet“, erläutert Berres-Förster. Quasi als Beilage zum leckeren Frühstück gibt es von einer „Ernährungsfachfrau“ haufenweise Tipps rund um das Thema Essen und Trinken. Dabei werden die Besonderheiten des Pflegeberufs berücksichtigt: Man habe zum einen während der Schicht oft wenig Zeit für eine kurze Essenspause und wenn, dann wird schnell zum ungesunden Schokoriegel gegriffen. Auch die vielen Gesten der Dankbarkeit von Patienten manifestieren sich oftmals als Schoki und Süßigkeiten – nett gemeint und gern genommen, aber leider sehr ungesund. Folgerichtig bekommen die Azubi mit auf den Weg, was sich schnell zubereiten lässt, was preiswert ist, lange satt macht oder sich als schneller Energielieferant eignet. Die passenden Rezepte gehören zum Service.

Dabei „schauen wir sehr ganzheitlich“, so Berres-Förster. Diese Herangehensweise erläutert auch den Fokus auf die „preiswerte“ Ernährung. Ein Einstiegsgehalt von 1.300 Euro im ersten Ausbildungsjahr erlaubt zunächst keine großen Sprünge. So ist auch das Erstellen eines Haushaltplans Baustein des AzubiFit-Programms. Auch das Thema Suchtgefahr wird eingehend behandelt. Bewegung, Entspannung, Stress-

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abbau und – bei all‘ dem immer wieder besonders wichtig – die Reflexion des eigenen Verhaltens sind weitere Aspekte im Konzept des Pflegebildungszentrums.

Dass bei aller berechtigten Ernsthaftig- und Nachdenklichkeit der Spaß nicht zu kurz kommt, ist Menka Berres-Förster und ihrem Team dabei besonders wichtig: „Wir essen auch gemeinsam. Essen dient ja nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern hat auch eine soziale Komponente.“ So wird die gemeinsame Tafel zum Beispiel in der Weihnachtszeit zur Begegnungsstätte, dient dem kulturellen Austausch, eben dem sozialen Miteinander, und bringt ganz nebenbei einfach Freude. „Und das ist gesund für Körper und Psyche“, weiß die Schulleiterin aus eigener Erfahrung, hat sie doch selbst als Pflege-Azubi angefangen. Und schiebt dann noch eine weitere Erkenntnis hinterher: „Nur wer selbst gesund ist, kann andere gut gesund pflegen.“

In jedem Jahr beginnen rund 100 Azubis die ein- und dreijährigen Ausbildungen am Pflegebildungszentrum des Marienhospitals in Düren-Birkesdorf. Schon in der Ausbildungszeit werden die jungen Leute mit schwierigen Themen konfrontiert. Das zu leugnen, wäre schlicht an der Realität vorbei. „Und das macht was mit jungen Menschen“, stellt Berres-Förster schlicht fest. Ihren Azubis das passende Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben, um mit belastenden Erfahrungen im Berufsalltag fertig zu werden, ist ihr ein wichtiges Anliegen. Die systemische Familienberatung und auch die psychologisch-soziale Beratung, welche die Azubis in Anspruch nehmen können, seien ein besonderes Angebot in Birkesdorf. Ein weiterer potentiell schwieriger Themenkomplex betrifft sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz – in der Pflege bedauerlicherweise genauso ein Thema wie andernorts. Auch hier sollen die Azubis „fit gemacht werden“, lernen, achtsam zu sein und auf sich selbst aufzupassen. Die eigene Körpersprache, aber auch ein Bewusstsein dafür, wo die eigenen Grenzen liegen, sind wichtige Facetten, die zu beachten ebenfalls gelernt sein wollen.

Und zu guter Letzt ist da noch die Sache mit der körperlichen Anstrengung. Pflege kostet Kraft, und es bedarf einiger Anstrengung, etwa einen großen schweren Menschen umzubetten. Dass die passende Herangehensweise da hilfreich ist, vermag kaum zu erstaunen. So ist es am PBZ selbstverständlicher Teil der Ausbildung, Konzepte wie etwa Kinästhetik, was sich vereinfacht als „Wissenschaft von der Bewegungsgestaltung“ beschreiben lässt, zu vermitteln. Regelmäßiger „Sport im Park“ und ein routinemäßiger Gesundheitscheck runden das AzubiFit-Konzept am Dürener PBZ ab.

Bei all den Schwierigkeiten und den Herausforderungen, die ein Programm wie AzubiFit überhaupt erst notwendig machen: Warum sollten junge Menschen einen Beruf in der Pflege ergreifen wollen?

„Weil es ein wunderschöner Beruf ist“, kommt die Antwort der Schulleiterin wie aus der Pistole geschossen, „schwer ja, aber wunderschön.“ Außerdem „braucht unsere Gesellschaft Menschen, die sich persönlich und fachlich um andere kümmern können“, weist sie abschließend noch einmal auf die unbestreitbare Wichtigkeit gerade dieses Berufes hin.


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