Zu sehen sind Aufnahmen des städtischen Alltags um das Jahr 1940. Jahre, in denen Jülich die Zerstörung durch den Krieg noch vor sich hatte. So ist beispielsweise das Restaurant von Josef Fikentscher zu sehen, einem Urgestein der Karnevalsgesellschaft Ulk, und Inhaber des „Zum Wöhles“. Filmplakate und blühende Kastanienbäume machen eine ungefähre Datierung der Aufnahmen möglich.
Im zweiten Teil ist Jülich bereits zerstört. Aufnahmen aus einem britischen Aufklärungsflugzeug lassen Bombenkrater an Bombenkrater erkennen. Auch hier war die Aufarbeitung des Filmmaterials Sisyphusarbeit. „Erst mussten wir uns seinerzeit in dem Film zurechtfinden. Es war gar nicht klar, welcher Teil von Jülich zu sehen ist“, sagte Dr. Rüdiger Urban, seines Zeichens der Vorsitzende des Fördervereins „Festung Zitadelle Jülich“ und Mitwirker, und weiter: „Schließlich konnten wir die ehemalige Eisenbahner-Siedlung ausmachen, die nur halb zerstört erkennbar war und hatten somit einen Orientierungspunkt.“ Exklusiv wird dieser Zeitabschnitt durch die auf der DVD „Das italienische Jülich“ nicht vorhandenen Aufnahmen der 29. Amerikanischen Infanteriedivision nochmal anders gezeigt. Gibt es so nun auch Aufnahmen der Zerstörung nicht nur aus der Luft, sondern auch am Boden zu sehen.
Weitere Erkenntnisse liefert der Amateurfilmclub mit Aufnahmen aus der ersten Hälfte der 1970er. Hier wird eine gekürzte Version des Films „Jülich“ dargeboten, in denen die Gebäudestruktur Jülichs nach dem Wiederaufbau sichtbar wird.
Die gesamte Vorführung wird durch Dr. Rüdiger Urban begleitet, der mit seinem geschichtlichen Wissen das Bildmaterial kommentierend untermalt. Zusätzlich findet vor dem Abspielen des Films eine Einführung anhand einer Luftbildfotographie der Herzogstadt aus dem Jahr 1932 seinen Platz.
In der Vergangenheit waren die Filmvorführungen ausverkauft. „Mich erstaunt immer, wie viele junge Leute aus Jülich und der Umgebung kommen. Der Film hat eine unerklärliche Anziehungskraft“, sagte Klaus Krafft zu der Frage, warum die Vorführungen so erfolgreich seien, und Urban weiter: „Es ist das Streben nach Geschichtsbewusstsein und die Frage, wie Jülich einmal ausgesehen hat. Eine bessere Frage wäre: Warum kommen sie nicht alle?“
Die DVD des Films „Das italienische Jülich. Jülich vor und nach dem 16.11.1944“ ist so gut wie vergriffen und wird nicht nachproduziert. Ob und wann es einen neuen Film zu kaufen geben wird, ist momentan noch unklar.
Kinokarten können reserviert werden. Für den Fall, dass noch Karten übrig sind, gibt es eine Abendkasse. Einlass ist am 19:30 Uhr. Die Veranstaltung beginnt um 20:00 Uhr.
Weiterführend und thematisch passend findet am kommenden Sonntag, 17. November, um 11 Uhr in der Schlosskapelle der Zitadelle die Eröffnung der Ausstellung „ÜberLeben in Jülich“ statt. Dabei erinnern der Förderverein „Festung Zitadelle Jülich“ und die Stadt Jülich an die Zerstörung, ihre Opfer und die Wiederaufbauleistung der Menschen in Jülich.
Ausgestellt werden Fotografien aus vier Zeitschritten: Der Vorkriegszeit, der Zerstörung, der Rurfront und des Wiederausbaus. Diese werden in der Innenstadt aufgestellt und dort zu sehen sein – vor der Kulisse, vor der die Fotos seinerzeit entstanden sind.
Für eine Teilnahme an der Eröffnung wird um eine Anmeldung an die Mail [email protected] oder telefonisch unter 02461 63370 gebeten.