Start Nachrichten Brauchtum Partykeller, Pappkarton oder Museum?

Partykeller, Pappkarton oder Museum?

Zumeist aus recht schwerem Metall gefertigt, mit wohlüberlegten kleinen Details verziert, werden sie verliehen, begleitet von einem dreifachen Alaaf aus dem Saal: die Sessionsorden. Und danach? Der HERZOG hat sich umgehört.

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Foto: privat
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Die Session ist in vollem Gange, die Wochenende sind voller Biwaks, Kostümsitzungen und Festkommerse in den Jülicher Stadtteilen ebenso wie in der Kernstadt. Und, na klar, besuchen sich die Karnevalsgesellschaften gegenseitig, gratulieren sich, und richtig, verleihen sich gegenseitig die jeweiligen Sessionsorden. Auch Bürgermeister und andere Ehrengäste bekommen auf den karnevalistischen Bühnen mit schöner Regelmäßigkeit das mit Liebe zum Detail designte Schmuckstück der Session um den Hals gehängt. Da kommt zwischen November und Aschermittwoch so einiges zusammen, erst recht, wenn Mann und Frau jahrelang im Fastelovend unterwegs sind.

„Also es werden auf jeden Fall inzwischen circa 300 bis 400 Orden sein, die man als Präsident in 20 Jahren verliehen bekommt“, schätzt etwa Thomas Beys, der als Präsident der KG Överm Bersch in den Hallen und Zelten des Jülicher Landes unterwegs ist, lachend. Aufbewahrt wird die Sammlung wo? Nun ja, „überall im Haus verteilt“, im Falle von Beys ziert ein Teil der Orden den Partykeller, andere hängen an anderen Stellen, manche sind in Kartons gewandert.

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Bürgermeister Axel Fuchs sammelt ordentlich im separaten Karton, wie er am Rande des Barmer Festkommers verriet. Dort erzählte ein anderer Karnevalist, er und seine vier Brüder würden ihre Sammlung an Kleiderbügeln im elterlichen Schrank aufbewahren. Die Anzahl der Bügel konnte er nicht mit Sicherheit beziffern, in jedem Fall seien es „einige“.

Eine andere Idee hat Thomas Heil, Präsident der KG Ulk Selgersdorf: „Ich gebe die meisten Orden an Mariechen, Gardisten oder Tanzgarden weiter, da die Aktiven nicht so oft die Sessionsorden der anderen Gesellschaften erhalten.“ Das hat einen für Heil ganz einfachen Grund: „Hiermit kann man immer ein Lächeln auf das Gesicht der Beschenkten zaubern.“ Der Ehrenpräsident des Selgersdorfer Ulk, Karl Heinz Wahn, hingegen hat eine Art privates Museum eingerichtet. In seinem Keller gibt es eine Galerie der Vereinsorden. Der Polizeibeamte, der jahrelang den Selgersdorfer Rosenmontagszug abgesichert hat, wurde selbstredend ebenfalls alljährlich mit einem Orden ausgezeichnet. Er hatte sein Büro auf der Jülicher Polizeiwache damit dekoriert, berichtet Heil.

Holger Ebbighausen, der vier Jahre lang als Sitzungspräsident der Broicher KG Stopp dä Mutz auf der Bühne stand, besitzt „eine ganze Kiste voll“. Ab und an wird diese hervorgeholt und Ebbighausen kramt darin und in den verbundenen Erinnerungen: „Weggeschmissen hab ich noch keinen!“

Gleiches gilt für Hajo Bülles, der als Vertreter des „Verbands der Karnevalsvereine Aachener Grenzlandkreise e.V.“ mit zahlreichen Orden ausgestattet wird: „Bei mir werden die verliehenen Orden aufgehangen und nach Mitfasten archiviert.“ Außerdem unterhält der Verband ein eigenes Museum, das „Haus des Grenzlandkarneval“ in Würselen, dort sind inzwischen mehr als 25.000 Orden gesammelt worden. Das Museum übernimmt übrigens auch ganze Privatsammlungen, für die es im Haus aus unterschiedlichsten Gründen keine Verwendung mehr gibt.

Eine eigene kleine Sammlung, in diesem Fall in der privaten Vitrine, gibt es auch bei Andreas Steinbusch, Sitzungpräsident der GKG Fidele Brüder aus Koslar. So um die 30 Orden pro Session sind es, die ein Präsident erhält, schätzt sein Schriftführer Jürgen Psotta. Und hat noch eine Zahl parat: „Im Laufe der Jahre hat die KG 70 eigene Orden produziert.“

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Britta Sylvester
Klönschnacktee mit der Muttermilch aufgesogen und inzwischen beim rheinische Kölsch angekommen. Übt sich in der schreibenden Zunft seit Studententagen zwischen Tagespresse und Fachpublikationen und… wichtig: ließ das JüLicht mit leuchten.

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