Wenn es um Archäologie, Festungsforschung und die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts geht, scheint ein „museum of the future“ nicht der richtige Begriff. Gemeint ist damit eine Digitalisierung, eine Sichtbarkeit im unbegrenzten (Inter)Netz der Möglichkeiten und damit eben Perspektiven für die Zukunft.
„Drei in eins“ ist nämlich das Museum Zitadelle Jülich eigentlich, wie Museumsleiter Marcell Perse erläutert: Einerseits ist es zuständig für Archäologie, die im Stadtgeschichtlichen Museum abgebildet wird, dann ein Ort, an dem Festungsgeschichte zwischen Krieg und Frieden gezeigt wird und die Sammlung rund um den gebürtigen Jülicher Maler Johann Wilhelm Schirmer verantwortet. Eine Vielfalt, die von außen oft gar nicht so wahrgenommen werde. Dass sich das ändert, daran arbeitet das Museum beharrlich und dabei soll auch die Digitalisierung helfen, die jetzt mit Unterstützung des „Neustart“-Programms und 20.000 Euro möglich werden soll. Einen besonderen Dank richtete Museumsleiter Perse an Dr. Christoph Fischer, der seine Fertigkeiten und Fähigkeiten eingesetzt habe, um die Ziele umzusetzen.
Teil der Neuerungen sind ein Besucherleitsystem, ein neues Kassensystem und zur besseren Netzpräsenz Equipment – beispielsweise Kamera und Mikrophon – angeschafft worden. „Die Idee war, das Museum im Netz präsenter zu machen, und zwar nicht durch die eine große Sache, sondern als beständiger Baustein der musealen Arbeit“, erläuterte Christoph Fischer.
Das „museum of the future“, wie es der Fachmann für Öffentlichkeitsarbeit am Museum Zitadelle Jülich nennt, muss sich bewegen und die neuen Wege in der digitalen Welt beschreiten. So wurde als Experiment mit der Praktikantin Maren Marohn der Image-Film fürs Museum gedreht, mit Susanne Rupp und Julia Odak gelang in der Coronazeit der Aufbruch mit der Entwicklung einer zeitgemäßen Internetseite, auf der virtuelle Führungen und 100-Sekunden-Videos sowie geführte Audioguides zu finden sind, die – in Zeiten, in denen öffentliche Führungen kaum möglich sind – zum hörbaren Begleiter für Individualentdecker werden. Aber auch auf Instagram ist das Museum zu finden, wo in der neuen Reihe „F“ORSTELLUNGS-FREITAG Objekte kurz und knapp präsentiert werden. „Eine Tüte Buntes“ nennt Museumsleiter Marcell Perse dieses Format. Etabliert wurde seit Mai auch die Video-Reihe „HERZOG im Museum“ in Zusammenarbeit mit unserem Stadt- und Kulturmagazin.
„Die Followerzahlen wachsen nicht rasant, aber stetig und das macht Hoffnung auf die Zukunft“, sieht Christoph Fischer schon die ersten Erfolge. Neue Zielgruppen könnten so erschlossen werden.
„Wir haben es gemeinsam erlebt und erlitten: Ohne Kultur ist unser Leben ärmer. Es ist ein Lebenselixier“, sagte Thomas Rachel (MdB) und zeigte sich beeindruckt und angetan von der vielfältigen Nutzung des Förderbeitrages. „In dem Fall war Corona ein Glücksfall, weil er neue Möglichkeiten erschlossen hat, um anders zu werden, uns zu öffnen und Menschen anzusprechen, die wir sonst nicht erreicht hätten.“ So würden die angegangenen Projekte weit über die Pandemie hinaus reichen. Dem Museum sagte der Bundestagsabgeordnete weitere Unterstützung zu: „Ich habe nicht für alles eine Lösung, aber Wünsche kann ich an eine richtige Stelle tragen.“ Das hörte Marcell Perse gerne, denn seiner Überzeugung nach vermitteln Museen die Botschaft, das Leben ständige Veränderung sei – wenn auch nicht immer nur positiver Art. „Das Museum zeigt, dass Veränderungen normal sind. Das Leben ein Prozess ist und – das ist die gute Botschaft – vom Menschen letztlich gemeistert wird.“
Am 20. Juni nimmt das Museum seinen Regelbetrieb wieder auf und wird mit einjähriger Verspätung „Die Jagd – Ein Schatz an Motiven“ eröffnen. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Städtischen Museum Schloss Rheydt Mönchengladbach entwickelt und von Guido von Büren kuratiert worden.