Es gab in Jülich seit dem Mittelalter stationäre Pflege, damals im sogenannten „Gasthaus“, dessen Rechnungen sich im Stadtarchiv erhalten haben. Ein erstes eigenes zur Pflege der Kranken errichtetes Gebäude entstand 1678 an der nördlichen Ecke der Rader- und Grünstraße. Die Zustände in diesem Gebäude waren im 19. Jahrhundert allerdings äußerst schlecht, und deshalb begann die Stadt seit 1888 damit, den Neubau eines Krankenhauses zu planen. Als geeigneten Ort wählte man den heutigen Platz an der Neusser Straße aus. Mehrere Architekten wurden aufgefordert Bauskizzen und Finanzierungspläne einzureichen. Den Zuschlag erhielt der Architekt Dietzler aus Düren. Der repräsentative Neubau wurde am 19. November 1891 eingeweiht (Abb. 1). Die Pflege der Kranken übernahmen zehn Franziskanerschwestern aus dem Mutterhaus in Olpe. Schon nach kurzer Zeit war dieses Krankenhaus schon wieder zu klein. In den folgenden Jahren wurde es durch mehrere Anbauten erweitert, darunter z.B. 1910 durch die Einrichtung einer Säuglingsmilchanstalt. Mit dieser hygienischen Verbesserung sollte die immer noch hohe Säuglingssterblichkeit bekämpft werden.
In den 1920er-Jahren wurde der Handlungsdruck erneut groß: Das „alte“ Haus war viel zu klein geworden und in seinem Raumprogramm nicht mehr auf dem neuesten Stand. Es fehlten Lüftungs- und Belichtungsmöglichkeiten, außerdem geeignete Sanitäreinrichtungen und Aufenthaltsräume für die Patienten. Die Radiologie hatte Einzug in das Krankenhaus gehalten und benötigte größere Räume. Es fehlten eine Wöchnerinnen- und eine Kinderstation. Der Jülicher Stadtbaumeister Karl Andereya entwarf einen fünfgeschossigen Neubau und passte ihn an die „neuzeitliche Gesundheitsfürsorge“ an, indem er die Krankenräume nicht mehr als große Säle konzipierte, sondern in einer maximalen Größe von Vierbett-Zimmern plante. Auch die Zahl der Teeküchen, Bäder und Toiletten wurde erhöht. Jedes Zimmer erhielt ein Waschbecken mit fließendem warmem und kaltem Wasser. Große Fenster ließen Licht und Luft in die nach Süden ausgerichteten Patientenräume. Es wurde ein „Signalwesen“ eingeführt, mit dem nach den Ärzten und Schwestern geläutet werden konnte. Jedes Krankenzimmer erhielt einen Radioanschluss, alle Geschosse wurden durch Personen- und Speisenaufzüge verbunden. Ein Isoliergebäude zur Unterbringung von Patienten mit ansteckenden Krankheiten war schon vorher errichtet worden. Bereits in dieser Ausbauphase wurde daran gedacht, das Grundstück des Krankenhauses zu vergrößern, um einen späteren weiteren Ausbau zu ermöglichen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Krankenhaus zu großen Teilen zerstört. Vor allem der Altbau war stark betroffen (Abb. 2). Schon im Januar 1945 kehrten aber die ersten Nonnen in das schwer beschädigte Krankenhaus zurück und kein Jahr später, im März 1946, konnten wieder alle Operationen durchgeführt werden. Am Ende des Jahres waren 115 Betten, ein Operationssaal, ein Kreißsaal und ein Säuglingszimmer einsatzbereit. 1949 wurde mit dem Neubau des Ostflügels des Krankenhauses begonnen (Abb. 3). Die Reste des Altbaus von 1891 wurden abgerissen. Bis 1955 wurde das Haus erweitert und erhielt neue Stationen.
In den Jahren 1956 bis 1959 wurde an der Kurfürstenstraße ein Neubau für Infektionskrankheiten gebaut und der Haupteigang dorthin verlegt. Das Gebäude wurde durch einen Gang mit dem Bettenhaus an der Neusser Straße verbunden. Es entstanden unter anderem weitere OP-Säle, aber auch eine Bäderabteilung und Sterilisations- und Kühlanlagen. Der Wiederaufbau war damit abgeschlossen. In den folgenden Jahren wurde das Krankenhaus immer wieder den neuen medizinischen Bedürfnissen angepasst. Zwischen 2005 und 2006 entstand z.B. zwischen den bestehenden Gebäuden ein weiteres Patientenhaus. Und das dürfte nicht die letzte Baumaßnahme gewesen sein, aber Platz ist ja genug da! Mit der Kommunalen Neugliederung 1972 gingen Grundstücke und Gebäude in den Besitz Kreises Düren über. Seit dem 1. April dieses Jahres ist die Stadt Jülich alleiniger Gesellschafter des Krankenhauses Jülich und nimmt damit eine jahrhundertealte Tradition wieder auf.
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