Jülich macht sich aus Sicht der Landeskonservatorin sehr gut. Andrea Pufke lobte die Umsetzung der Denkmalbereichssatzung, die in weiten Teilen auch bei den Um- und Neubauten gut gelungen sei. Die Sanierung am Jülicher Marktplatz durch die Geschwister Geyer, die bereits der Stadtmarketing-Verein für ausgezeichnet befand, stieß ebenso auf gute Resonanz wie die Baumaßnahme Kreishaus Nord am bestehenden „Alten Rathaus“. „Das ist ein gutes Beispiel, wie Neubauentwicklung im Denkmalbereich möglich ist. Wie schön, dass der Kreis sich darauf eingelassen hat“, zeigte sich Pufke begeistert. Die Dachlandschaft sei aufgenommen, die Einzelgauben aufgegriffen, die Baufluchten, Lochfassade… „So dass es mit diesen umgesetzten Gestaltungselementen trotzdem ein moderner Bau ist.“ „Man muss den Menschen ja auch Raum geben, sich in der jeweiligen Architektursprache der Zeit auszudrücken“, ergänzt Rüdiger Urban. Bauen im historischen Bestand solle, so Pufke, schließlich mehr sein als die Bebauung eines leeren Platzes. „Das wenige, was in der Denkmalbereichssatzung steht, reicht meiner Auffassung nach ganz gut aus“, meinte die Landeskonservatorin, vervollständigte aber – nachdem Urban zu einem „Wobei…“ anheben wollte: „Ja, es dürfte an der einen oder anderen Stelle etwas präzisiert werden…“
Während der geschlossene Blockrand im Sinne der pasqualinischen „Altstadt“ vom Kreis Düren und der angrenzenden Wohnungsbebauung durch einen Privatinvestor die Zustimmung fand, kritisierte Pufke den geplanten Entwurf des Investors. „Jedes planerische Element, das eine Stadt sich gibt, ist nur gut, so lange es auch eingehalten wird.“ In der Planung sei die Dachgestaltung aufgebrochen, Einzelgauben nicht vorgesehen. „Wenn eine Abweichung passiert, hat man in der Folge bei anderen Investoren ein argumentatives Problem.“
Allerdings hat das Amt für Denkmalpflege keine Entscheidungsgewalt, sondern nur eine beratende Funktion, wie die Landeskonservatorin einräumte. Die Entscheidungen fällt die Kommune, oder genauer die Untere Landschaftsbehörde als Teil der kommunalen Verwaltung. „Was ein Rat beschließt, muss noch lange nicht heißen, dass die Bevölkerung das gut findet. Aber mehr als werben können wir als Amt da nicht.“ Wenn sich Amt und Kommune nicht einig sind, versuche man in Gesprächen unter Einbeziehung der örtlichen Akteure eine Einigkeit zu erzielen. Im schlimmsten Fall könnte man die Ministerin für Bau um eine Entscheidung anrufen. „Das machen wir nicht so oft, weil die Ministerin für Bau auch die Ministerin fürs Kommunale ist…“
Aufmerksam machte Rüdiger Urban die Landeskonservatorin unter anderem auf die geplante Bebauung an der Promenade. Vier dreigeschossige Häuser plus Staffelgeschoss sind im so genannten „Park Pasqualini“ geplant. Hier befürchtet der Förderverein Festung Zitadelle, dass der Stadtgraben nicht mehr nachvollziehbar sein wird. „Historische Freiflächen sind eine Qualität in sich“, stimmte Andrea Pufke zu. Schwierig sei es, diesen Wert zu vermitteln, wenn Flächen im Laufe der Jahre Nachkriegszeit bereits bebaut worden seien.
Die Stadt in einem Gesamtkontext zu sehen, ist das Anliegen von Andrea Pufke. In diesem Sinne begrüßt die Denkmalpflegerin das geplante integrierte Handlungskonzept. Über allem müsse die Frage stehen: Was brauche ich als Stadt kurz-, mittel- oder langfristig? „So eine Chance bekommt man nicht mehr so schnell.“ Daher müssten alle Belange, ob wirtschaftlich oder denkmalpflegerisch, berücksichtigt werden, damit es nicht mehr nur Einzelbauprojekte seien, sondern in ein Konzept eingebunden würden. Sie wünscht sich, dass die Jülicher ein Gespür für die Besonderheit ihrer Stadt bekommen.