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Ein Wahrzeichen von Barmen

In der unmittelbaren Nähe zum Schloss in Barmen befindet sich am Waldeingang die sogenannte Kellenberger Mühle. Historiker Dr. Alexander Holz hat zum Mühlentag einen genaueren Blick auf den Bau, der auf das 17. beziehungsweise 18. Jahrhundert zurückgeht. Ein Gastbeitrag.

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Mühle Kellenberg
Die Kellenberger Mühle. Foto: Volker Goebels
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Dass die Mühle am Schloss Kellenberg bereits im Mittelalter in Betrieb war, belegt eine Verkaufsurkunde des Jahres 1410, als Heinrich von Barmen, der Sohn des Ritters Emunds, der in Aachen im Jahr 1390 seinen Kopf durch den Scharfrichter verloren hatte, den Stammsitz seiner Familie veräußerte. Dann verliert sich die Spur der Kellenberger Mühle erstmals wieder im Dunkeln der Geschichte, bis im Kellenberger Archiv sie im Jahr 1644 erneut erwähnt wird. In diesem Jahr finden sich als Pächter die Eheleute Johann Kleinen und Anne – in der Urkunde als lautsprachlich verzerrter Diminutiv ‚Entgen‘ angegeben – Müllers, die auf 12 Jahre die Mühle übernahmen. Welche Gestalt die Mühle zu dieser Zeit hatte, ist unbekannt. Aber den Zweck der Mühle gibt die Quelle bekannt: Das Gebäude diente als Frucht- und Kornmühle. Wie es dem Ehepaar Kleinen mit der Mühle ergangen ist, ist leider wiederum nicht überliefert.

Jedoch findet sich eine Müllerfamilie, die historisch deutlich besser greifbar erscheint – wohl erst über 200 Jahre später: In den 1870er Jahren pachtete Franz Josef Riesen die Kellenberger Mühle. Er war Veteran der Einigungskriege und wurde beim Sturm auf die Anhöhen von Spichern im August 1870 mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet worden. Mit dieser Reputation wurde er bei der Kellenberger Freiherrnfamilie Raitz von Frentz vorstellig und erhielt die Erlaubnis zur Pacht der Mühle und der umliegenden Ackerflächen. Dass das Leben und Arbeiten in der Mühle und auf den Feldern überaus hart und anstrengend war, dokumentiert ein Brief Riesens, den er am 23. Juli 1882 der Freiherrin Raitz von Frentz zu Kellenberg schrieb. Hierin bat Riesen um einen Aufschub der Mühlenpacht, da sich die letzten Jahre wirtschaftlich überaus schwierig gestaltet hatten. Auch erwähnt der Pächter hier dir Krankheit seiner Frau, die sich wahrscheinlich von einer schwierigen Geburt erholen musste, weshalb eine eingeplante Arbeitskraft wegfiel. Sein Sohn und seine Tochter, beide 16 und 14 Jahre alt, konnten den Ausfall der Mutter einfach nicht so kompensieren. So zeigt sich hier ein arbeitsreicher Alltag der Mühlenpächter, der sich nicht allein im reinen Müllerhandwerk erschöpfte, sondern sich traditionell auf die Landwirtschaft ausdehnte. Für die Kinder, die schon früh in die Arbeitswelt der Erwachsenen integriert wurden, gab es kein Recht auf eine freie kindliche Entfaltung. Als ‚kleine Erwachsene‘ angesehen waren sie früh Teil des familiären Arbeitsalltags. Zudem war eine individuelle Berufsausbildung nach Wunsch und Neigung für Eltern wie für Kinder unvorstellbar.

Mühlrad Kellenberg
Foto: Volker Goebels
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Franz Josef Riesen muss aber die kleinere finanzielle Krise überwunden haben und nach und nach zu Wohlstand gekommene sein, sodass er sein Geld zukunftsorientiert anlegen konnte: So kaufte er im Jahre 1902 sogar eine eigene Mühle zur Versorgung seiner Kinder: die sogenannte Engels-Mühle bei Floßdorf aus dem Jahr 1780. Unter dem neuen Besitzer änderte diese auch nach und nach im kulturellen Gedächtnis ihre Bezeichnung in ‚Riesensmühle‘, ein vielsagender Namenswandel. Sie sollte bei den schweren Kämpfen im November 1944 leider vollständig zerstört und nie wieder aufgebaut werden. Dies erlebte Franz Josef Riesen nicht mehr mit. Er war bereits am 31. März 1931 im Alter von 90 Jahren in Folge von Altersschwäche gestorben.

Die Kellenberger Mühle blieb aber weiterhin das Betriebsfeld der Familie Riesen, deren Pacht mit den neuen Besitzern von Kellenberg, der Reichsgrafenfamilie von und zu Hoensbroech, immer wieder verlängert wurde. Man überstand hier die schweren wirtschaftlichen Einschränkungen und Probleme, die der Erste Weltkrieg und seine Folgezeit aufwarfen. Selbst der Zweite Weltkrieg, während dessen die Mühle zeitweise mitten im Frontgebiet lag, konnte den Betrieb nicht nachhaltig stören. Bereits 1946 arbeitete die Kellenberger Mühle wieder. Dass dies gelang, war mit großem handwerklichem Geschick – ein neues Mühlrad musste gebaut und angebracht werden – aber auch mit technischer Erfindungsreichtum verbunden. Denn man nutzte zurückgelassenes militärisches Material, wie beispielsweise die Kugellager eines zerstörten deutschen Flakgeschützes, um das Mahlwerk wieder in Betrieb nehmen zu können. Erst die starke technologische Veränderung und der wirtschaftliche Entwicklung im Zuge der 1960er Jahre machten den Mühlenbetrieb unrentabel. Im Jahre 1963 stellte die Kellenberger Mühle ihre Arbeit ein. Heute ist sie weiterhin ein beliebter Ausflugsort im Kellenberger Wald und zweifellos eines der Wahrzeichen von Barmen.

Kellenberg Mühle
Foto: Volker Goebels

Der zweigeschossige Bau und bildet mit Wohnhaus, Scheune und Mühlenbau eine Winkelanlage. Das Gebäude aus geschlemmten Backstein ist auf das 17. beziehungsweise 18. Jahrhundert zu datieren, wobei ihre gegenwärtige Gestalt primär aus den Umbauarbeiten des Jahres 1784 herrührt. Dabei fällt dem aufmerksamen Beobachter ebenfalls auf, dass einige Wände der Mühle aus einer Fachwerkkonstruktion bestehen und das Gebäude sowohl über einen stichbogigen Sturz und mehrere Holzstockfenster verfügt. Datiert werden diese auf das 19. Jahrhundert, ebenso wie der kleine Schutzbau des Wasserrads, die Haustüre und die Tordurchfahrt, die übrigens zugemauert wurde.


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