Der Metalldetektor hatte auf einem Feld bei Bourheim ausgeschlagen. Was sie finden würden war Ralf Hertel, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museums Zitadelle, und Marcus Coenen von der Außenstelle Nideggen des Landesmuseums Bonn nicht klar. Mit einer kleinen Hacke gruben sie vorsichtig die Erde auf und stießen auf das, was den Sensor ausgelöst hatte: Ein Kochgeschirr, das sie einem deutschen Soldaten aus dem 2. Weltkrieg zuordnen konnten, ebenso wie Reste eines Tornisters und eine Gasmaskendose. „Ich dachte zuerst, es wäre eine Kanonenkugel“, gibt Hertel zu. Etwa 20 Zentimeter unter der Ackerkrume fanden sie dann menschliche Knochen. „Sobald menschliche Überreste auftauchen, stoppen wir“, erläutert Ralf Hertel.
Sofort wurde Kontakt zur Deutschen Kriegsgräberfürsorge aufgenommen und ein so genannter „Umbetter“ herbeigerufen. Üblicherweise wird bei dem Fund eines menschlichen Skeletts auch die Polizei informiert. Es könnte schließlich auch ein Verbrechen vorliegen. In diesem Fall aber war der Fund so eindeutig, dass Hertel sofort seinen Gewährsmann der Kriegsgräberfürsorge, Patrick Leidig, kontaktierte. Dieser stieß zu dem Grabungsduo und gemeinschaftlich legten sie weitere Teile des menschlichen Skelettes frei. Anhand des Kiefers und zweier erhaltener Amalgam-Füllungen bestätigte sich die Vermutung, dass es sich wohl um einen deutschen Landser handelte, der hier seit dem 2. Weltkrieg gelegen hatte. Was fehlt ist die Erkennungsmarke, die eine Identifizierung ermöglicht hätte. Patrick Leidig hat die Fundstücke gesichert und mit ins „Labor“ genommen, wo sie gereinigt werden und vielleicht Aufschluss darüber geben, wer der Mann ist. „Auf dem Essgeschirr und dem Tornister sind oft die Namen der Soldaten eingraviert, manchmal auch die Kompanie“, erläutert Hertel.
Mit den bloßen Händen gruben die Männer bis zur Dunkelheit, siebten den Boden durch, um auch die kleinsten Knochenteile zu sichern. Das vollständige Skelett fanden sie allerdings nicht, wie Hertel einräumte.
Der Vermutung nach handelt es sich bei dem Mann um einen Soldaten, der in einer „Ein-Mann-Stellung“ gegen den aus Westen heranrückenden Amerikaner vor der Rur postiert worden war. Die Zeit: Vermutlich Anfang Dezember 1944. Woher Hertel das so genau einordnen kann: „Am 8. Dezember 1944 fiel der Brückenkopf Hasenfeld und das westliche Rurufer war verloren.“
Ein solcher Fund gehört auch für den erfahrenen archäologischen Mitarbeiter zu den Ausnahmen, auch wenn Hertel vermutet, dass noch einige Kriegstote unter der Erde des Jülicher Landes verschüttet liegen. Bereits an der Hand seines Vaters war Ralf Hertel als fünfjähriger Steppke auf den Feldern unterwegs, um historische Funde zu sichern. „Ich habe das Hobby von meinem Vater übernommen“, sagt der 58-jährige, der im Hauptberuf als Gebietsverkaufsleiter in Krefeld tätig ist. Spezialisiert hat sich Hertel – der nicht ohne Stolz auf eine Familienhistorie zurückblickt, die in Jülich bis ins Jahr 1860 zurückgeht – auf die Altsteinzeit und Militärhistorie. So war er beteiligt an den Untersuchungen zum Kriegsgefangenenlager in Jülich-Süd, wie er erzählt.