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Ein Hotel mit Geschichte

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Der Kaiserhof 2018. Foto: Dorothée Schenk
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Es ist im Moment in aller Munde: das Hotel Kaiserhof. Viele Jahre war es ein Garant für gutes Essen und gediegenes Ambiente. Hier wurden Hochzeiten gefeiert und Beerdigungskaffees ausgerichtet. Immer wieder logierten prominente Gäste im Hotel Kaiserhof. Vom Schriftsteller über Schauspieler, Politiker bis hin zur Fußballmannschaft war alles vertreten. Inzwischen steht der Kaiserhof zum Verkauf und wird möglicherweise sogar abgerissen. Das Hotel war viele Jahre im Besitz der Familie Hetzer und stand auch nicht immer am Schwanenteich. Seinen Namen Kaiserhof hat es von einem Vorgängerbau, der ganz in der Nähe an der heutigen Ecke Große Rurstraße (damals Friedrichstraße) und der Wilhelmstraße lag (heute Commerzbank). Das Gebäude wurde vermutlich in den 1890er Jahren gebaut, kurz nachdem die Wilhelmstraße neu angelegt worden war. Peter Nieveler vermutet, dass der Name von der Lage an der damaligen Friedrich- und Wilhelmstraße inspiriert war. Diese Straßen waren nach den Kaisern Wilhelm I. und Friedrich III. benannt worden. Das Hotel lag in einer der damals besten Wohnlagen Jülichs direkt neben weiteren sehr repräsentativen Villen.

Der „alte“ Kaiserhof an der Ecke Wilhelmstraße / heutige Große Rurstraße im Jahr 1932. Foto: Stadtarchiv Jülich

Josef Hetzer war zunächst Besitzer des Hotels „Zum goldenen Anker“ in der Kölnstraße 7 gewesen. Es lag dort, wo sich heute das Restaurant „Liebevoll“ befindet. 1903 kaufte er gemeinsam mit seiner Frau Pauline das damals von Carl Kamp geführte Hotel in der Wilhelmstraße 1. Der repräsentative Bau wurde von der Familie umgebaut und erhielt vermutlich zu dieser Zeit den Namen Kaiserhof Bei der Bombardierung der Stadt wurde das Hotel vollständig zerstört.

Schankraum des Hotels Kaiserhof, 1939. Foto: Stadtarchiv Jülich
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Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann die Familie an einem neuen Standort an der Bahnhofstraße 5 in einer Baracke auf den Trümmern von ehemaligen Häusern mit dem Hotelbetrieb. Der englische Journalist und Schriftsteller Victor Gollancz kehrte hier bei seinem Besuch der Stadt im November 1946 ein. Der längliche Holzbau mit dem Schild „Hotel-Restaurant Kaiserhof“ hatte seine Aufmerksamkeit erregt, weil er sich von der von ihm damals als schrecklich trostlos empfundenen Lebenssituation der Bewohner Jülichs abhob. In seinem 1947 erschienenen Buch „In darkest Germany“ hat sich eine Aufnahme des Schankraumes erhalten

Innenraum des Hotel-Restaurants Kaiserhof im November 1946. Am Tisch sitzt rechts Victor Gollancz, daneben der damalige Stadtdirektor Jülichs, Erwin Stadthagen (aus: Victor Gollancz, In darkest Germany, London 1947, Abb. 54)

Der Aufbau eines neuen Hotelgebäudes begann 1947-1949. Architekt war der Jülicher Architekt Bruno Wernerus. Er hat den Wiederaufbau der Stadt mit zahlreichen Bauten geprägt. Im Erdgeschoss des Gebäudes befanden sich die Betriebsräume und die Gaststuben, im Obergeschoss die Wohnung der Familie Hetzer und im Dachgeschoss die Hotelzimmer.

Luftaufnahme des Kaiserhofes 1959: An der Dachfläche ist das neue Gebäudeteil gut zu erkennen. Foto: Stadtarchiv Jülich

Das Hotel Kaiserhof wuchs in den folgenden Jahrzehnten Stück für Stück. Erst 1957 erhielt der Kaiserhof seine heutige Bauform, indem links neben dem Hauptgebäude ein großer Anbau ausgeführt wurde.

1989-1993 wurde das Hotel noch einmal um ein Geschoss erweitert, und das markante Vordach im Eingangsbereich wurde angebaut. Zu dieser Zeit war das Hotel Kaiserhof schon im Besitz der Familie Winters. Diese hatte ihr Restaurant an der Straße zwischen Steinstraß und Niederzier aufgeben müssen, um dem Tagebau Hambach zu weichen. Seit 2012 gehört das Hotel Kaiserhof schließlich der Rurbau GmbH. Der Hotelbetrieb wurde 2021 eingestellt.

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