Wenn diese Ausgabe des „Herzogs“ am 23. Februar 2015 erscheint, ist es genau 70 Jahre her, dass für die Stadt Jülich der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. In den frühen Morgenstunden des 23. Februars 1945 begannen die US-amerikanischen Bodentruppen in der Höhe von Jülich mit dem Vorstoß über die Rur, nachdem sie auf der linken Rurseite seit September 1944 festgehangen hatten. Wehrmachtsverbände rechts und links der Rur hatten erbitterten Wiederstand geleistet und so den Vormarsch der Amerikaner für 155 Tage gestoppt. In diesen Zeitraum fällt auch das massive Luftbombardement der Alliierten auf Düren, Jülich und Heinsberg im Rahmen der sogenannten Operation Queen am 16. November 1944 und die einen Monat später einsetzende Ardennenoffensive der Wehrmacht, die mit zu den grausamsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs zählt. Obgleich die Kämpfe im Hürtgenwald und in den Ardennen aus Sicht der Wehrmacht nur zu einer kurzfristigen Entlastung der Westfront führten, ermöglichten sie es ihr, die Talsperren am Oberlauf der Rur zu zerstören und damit das gesamte Rurtal unter Wasser zu setzen. Erst Ende Februar 1945 hatte sich die Lage insoweit stabilisiert, dass sich die US-amerikanischen Truppen mithilfe von Sturmbooten und Amphibienpanzern an den Übergang über die Rur wagten. Unter großen Mühen gelang dieser tatsächlich und im Laufe des 23. und 24. Februars 1945 wurde die Wehrmacht aus Jülich zurückgedrängt. Zuletzt hatten sich einzelne deutsche Soldaten in der Zitadelle verschanzt, die aber schließlich am 24. Februar in die Hände der Amerikaner fiel. Damit war die Stadt Jülich von der NS-Diktatur befreit, was zu diesem Zeitpunkt aber kein Zivilist unmittelbar mitbekam, hielt sich doch hier niemand der ursprünglichen Einwohner mehr auf. Dem weiteren Vorstoß der alliierten Bodentruppen Richtung Rhein stand nun nichts mehr im Wege. Bereits am 26. Februar 1945 besuchte der britische Premierminister Winston Churchill auf Einladung des amerikanischen Generals Simpson Jülich. Vor der Zitadelle entstand das hier gezeigte Foto, das durch die Weltpresse ging (z.B. in der Ausgabe des Magazins „LIFE“ vom 19. März 1945). Churchill, der sich des hohen symbolischen Werts der Jülicher Zitadelle bewusst war, ließ sich als Sieger vor dem stadtseitigen Portal fotografieren, so wie sich schon Fürsten und Regentinnen im 17. Jahrhundert als siegreiche Kriegsführer mit der Festung Jülich im Hintergrund hatten darstellen lassen.
Ein Foto geht um die Welt
Winston Churchill vor der Zitadelle Jülich
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