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Das Hungerjahr 1816/1817 in Jülich

Ein elender Sommer und seine Folgen

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Abbildung: Johann Wilhelm Schirmer, Blick auf Jülich von Norden, 1823, Clemens-Sels-Museum Neuss / Foto: Bildarchiv Museum Zitadelle Jülich
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Vor 200 Jahren herrschte im Jülicher Land – und nicht nur dort – eine bedrohliche Lebensmittelknappheit.  1816 war der Sommer ausgefallen, sodass die Ernteerträge äußerst gering gewesen waren. Der Jülicher Privatlehrer Johann Krantz hielt in seinem Tagebuch für das Jahr 1817 fest: „Ach in unserer Gegend war die Not groß, allein, dieselbe entstand nicht sowohl aus wirklichem Mangel an Fruchtvorrat als vielmehr durch die teuflichen Kniffe der Kornwucherer, die allen Kornvorrat aufspeicherten und hartherzig zusehen konnten, dass der ärmere Nebenmensch mit Weib und Kinder am Hungertuch nagte.“ Die Situation entspannte sich erst, als der preußische König Friedrich Wilhelm III. Getreide in Russland aufkaufen ließ und dieses im Juli 1817 im Rheinland eintraf. In ärmeren Regionen war die Situation noch bedrückender als in Jülich. Die vom preußischen König eingesetzte Regierungskommission berichtete aus der Eifel: „Der größte Teil der Bevölkerung in der tiefen Eifel schleicht jetzt umher mit eingeschwundenen kleinen Augen, hohlen eingefallenen Wangen … unfähig zur Arbeit … den Seuchen entgegensehend.“Johann Krantz vertraute ganz auf Gott bei der Überwindung der Krise. So spricht er denn davon, dass „…Gott, der die Wunden, die er schlägt, zu heilen weiß…“. Als im August 1817 die Ernte gut ausfällt, jubiliert er: „…die Güte Gottes gab den Menschen wieder so viel, dass die Gefahr, für Hunger sterben zu müssen, gänzlich verschwand…“. Im kollektiven Gedächtnis hatten sich die Hungerjahre 1816/1817 tief eingegraben, wie man in den 1863 abgefassten Lebenserinnerungen Johann Wilhelm Schirmers sehen kann. Von dem später berühmt gewordenen Landschaftsmaler Schirmer stammen aus den frühen 1820er-Jahren einige Ansichten seiner Heimatstadt Jülich. In diesen wogt das gold-gelbe Getreide auf den Feldern vor der Stadt. Nichts deutet in dieser Idylle darauf hin, wie fragil die Versorgungszustände lange Zeit im 19. Jahrhundert waren.
Was die Menschen in Europa 1816/1817 nicht wissen konnten, war, dass sie Opfer einer großen Naturkatastrophe geworden waren. Im April 1815 war auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora ausgebrochen. Gute zehn Tage stieß der Vulkan gewaltige Aschenmengen in die Atmosphäre. Diese sorgten, nachdem sie sich entsprechend verteilt hatten, für eine Absorption der Sonnenstrahlen und damit weltweit für einen deutlichen Temperaturrückgang. Hinzu kamen lang- andauernde Regenfälle. Um es mit den Worten von Johann Krantz zu sagen: „Der Sommer war nicht einmal Herbst zu nennen…“. Die Folgen waren für die Menschen katastrophal.

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