Wer sich mit der Geschichte des Rheinlandes und des alten Herzogtums Jülich befasst, stößt unweigerlich auf den Namen Günter Bers. Seit 45 Jahren ist er Professor für rheinische Landesgeschichte an der Universität zu Köln, Autor und Herausgeber einer Vielzahl von Publikationen und Mitbegründer der „Joseph-Kuhl-Gesellschaft“, deren besonderes Anliegen es ist, die Geschichte der Stadt Jülich und des Jülicher Landes zu erforschen. Unter seiner Ägide sind bislang 140 Bücher zur Geschichte von Jülich und seiner weiteren Umgebung erschienen, in denen Bers selbst, der schon als 17-jähriger Schüler seine erste wissenschaftliche Veröffentlichung vorlegte, über 250 Aufsätze und Studien publiziert hat. Damit darf man Bers mindestens in puncto Publikationsdichte ohne Zögern als einen der produktivsten und umtriebigsten rheinländischen Historiker der Neuzeit bezeichnen.
Am 2. September dieses Jahres ist Günter Bers acht Jahrzehnte alt geworden, weshalb der Vorstand der Joseph-Kuhl-Gesellschaft eine Festschrift zu Ehren des Jubilars herausgegeben hat, in der Schüler, Kollegen und nicht zuletzt Freunde von Günter Bers Aspekte der rheinischen Geschichte im Raum zwischen „Jülich und Kurköln“ von der Römerzeit bis zur Gegenwart beleuchten.
Auf 528 Seiten wird in 26 Aufsätzen die gesamte Geschichte unserer Region in den Grenzen des alten Herzogtums Jülich beleuchtet, geographisch von Aachen bis Köln und chronologisch von der römischen Zeit bis weit ins 20. Jahrhundert reichend und dabei immer den Fokus auf die Stadt Jülich und den heutigen Kreis Düren richtend, und das in einer thematischen Bandbreite, die das breite wissenschaftliche Spektrum der 26 Autoren*innen widerspiegelt.
So erläutert der Archäologe Marcell Perse, gleichzeitig Leiter des Museums Jülich, in seinem umfassenden, die Thematik wohl auf Jahrzehnte abschließenden Aufsatz den Stand der römischen Siedlungsgeschichte in und um Jülich, während sich der ehemalige Bergheimer Stadtarchivar Heinz Andermahr, der auch als einer der beiden Herausgeber der Festschrift fungiert, sich mit der „Christianisierung an Erft und Rur“ befasst. Studien über „Ritterschaft und Adelssitze im Herzogtum Jülich“ (Lutz Jansen), „Leben und Sterben“ der spätmittelalterlichen Adligen Heinrich von Hompesch und Emont von Palant (vom ehemaligen Mönchengladbacher Stadtarchivar Wolfgang Löhr) und „Die adligen Familien von Eschweiler und von Hüchelhoven“ (von Paul Hoffmann) folgen, danach erweitert sich der geographische Fokus auf den Kölner Buchdruck, verfasst vom ehemaligen Direktor der Kölner Universitätsbibliothek Wolfgang Schmitz, bis hin zum Herzogtum Limburg, welches zum Ende des Ancien Régimes zwei Exklaven in den Jülicher Dörfern Rurdorf und Welz besessen hat. Verfasser dieses letztgenannten Aufsatzes ist Klaus Pabst, viele Jahre Vorsitzender des Aachener Geschichtsvereins und langjähriger Kollege von Günter Bers. Weiterhin beschäftigt sich der unlängst mit dem „Rheinlandtaler“ ausgezeichnete Jülicher Historiker Guido von Büren mit der Belagerung Jülichs im Jahre 1610, während der Kölner Wirtschaftswissenschaftler Thomas Hartmann-Wendels zusammen mit der Historikerin Claudia Wendels „Die Geschichte der Jülicher Sparkassen“ darstellen, ein Thema, das viele Leser besonders interessieren dürfte und dennoch bisher kaum beachtet worden ist.
Es würde zu weit führen, alle Autoren und Beiträge hier vorzustellen, weshalb an dieser Stelle lediglich noch die in Jülich sicher bekannten Namen Horst Dinstühler, Wolfgang Gunia und Peter Nieveler genannt sein sollen, die ebenfalls Aufsätze zu Ehren von Prof. Dr. Günter Bers verfasst haben.
BUCHINFORMATION
Heinz Andermahr und Horst Wallraff (Hrsg.): Zwischen Jülich und Kurköln II. Festschrift der Joseph-Kuhl-Gesellschaft zum 80. Geburtstag von Günter Bers | 528 Seiten mit zahlr. Abb | Ammianus-Verlag 2020 | ISBN 978-3-945025-96-3 | 24,90 Euro.