Ja, es schmerzt viele Jülicher immer noch, dass sie den Nimbus der Kreisstadt an Düren verloren haben. Kommunale Neugliederung nannte sich das 1972. Neben Josef Hüttemann, dem ehemaligen Oberkreisdirektor des Kreises Düren, kommt der ehemalige Bürgermeister von Jülich, Dr. Peter Nieveler zu diesem Thema zu Wort. Zitat: „Die Kommunalreform war dringend nötig“, erinnert sich Dr. Nieveler, auch wenn gerade im Jülicher Raum viele Menschen nicht damit einverstanden waren, bald zum Kreis Düren zu gehören. Denn nahezu jedes Dorf sei eine eigene Gemeinde mit eigenem Gemeinderat gewesen. Die Sitzungen der Gremien fanden meist in der örtlichen Kneipe statt.“
Dass Rudi Böhmer ebenso wie Guido Barth leidenschaftlich gerne fotografieren, merkt man dem Buch im besten Sinne an: Wer in den 340 Seiten blättert, der ist im wahrsten Sinne im Bilde und kann in Schönheit und Exotik der 15 Städte, Gemeinden und Landschaften im Kreis Düren schwelgen. Darüber hinaus werden der verbindenden Rur, Tourismus, Kultur und Mobilität eigene Kapitel gewidmet.
Das Autoren- und Herausgeber-Duo habt aber nicht nur alle Orte mit der gebührenden Zuneigung ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität wiedergegeben und sich damit im Sinne der Gleichbehandlung verdient gemacht, die beiden haben auch eine Fülle von – heute würde man sagen – „funfacts“ zusammengetragen. „Wer weiß den sowas?“ heißt eine beliebte Fernsehsendung, an die angeknüpft werden kann: Der Kreis ist knapp 132.000 Fußballfelder groß, hat ein Straßennetz, dass mit 733 Kilometer fast so lang ist wie die A1 von Heiligenhafen an der Ostsee bis nach Saarbrücken führt, und mit 400 Meter unter dem Meeresspiegel ist der Tagebau Hambach das tiefste Loch der Welt. Solch Superlative machen einfach Spaß beim Lesen und Blättern. Wer Freude am „Namedropping“ hat, dem sei das Kapitel „Menschen“ empfohlen: Dort finden sich auf 23 Seiten Künstler wie Ulrich Rückriem, Sänger wie Rudolf Schock und Florian Peil, Autoren wie Petra Hammesfahr und Comedians wie Paul Panzer, Sportlern, Raumfahrern, Fernseh- und Filmgrößen und auch Scharlatane. Sie alle haben eine Beziehung zum Kreis Düren – welchen? Das steht im Buch.
Rudi Böhmer sagt über sein Buch: „Beim Blick zurück hat die journalistische Arbeit lange nicht mehr so viel Spaß gemacht. Nicht nur, dass wir an persönliche Highlights erinnert wurden, immerhin blicken wir auf über 50 Jahre, beziehungsweise knapp 40 Jahre, journalistischer Tätigkeit im Kreis Düren zurück. Jahrzehnte in denen sich etliche Schoten, traurige doch gottlob ebenfalls viele fröhliche Episoden ereigneten. Alleine das Stöbern in der Bilderkiste, die Anfänge der labbrigen schwarz-weiß Negativstreifen reicht bis in die 60er Jahre zurück, war ein Erlebnis für sich.“
BUCHINFORMATION
Rudi Böhmer / Guido Barth: Kreis Düren – 50 Jahre jung (alle Texte in deutsch und englisch) | 350 Seiten, ca 1000 Fotos | Hardcover | Selbstverlag Dürener Illustrierten | 39,95 Euro
Subscriptionspreis bis 31. Oktober 2021 von 34,95 Euro. ➡️ zu Paypal