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Volltreffer!

Jülich spielt! Und zwar historische Spiele vor historischer Kulisse – und der HERZOG spielte mit. Für Sonntagvormittag hatte die Stadt zum Renaissance-Picknick in den gleichnamigen Garten der Zitadelle geladen. Ein Selbstversuch.

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Spielfreude war im Innenhof der Zitadelle angesagt. Foto: Britta Sylvester
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Das Wetter war der Aufforderung „Jülich spielt“ nicht gefolgt und spielte eher nicht mit. Also zog die erlauchte Picknick-Gesellschaft sich in die gar nicht so historischen Gemäuer des PZ‘ zurück. Der Spielfreude tat das keinen Abbruch, wie Gisa Stein feststellte. Ganz im Gegenteil erwies sich Plan B als „richtig super“ und darüber hinaus auch nur vorübergehend. Denn als die Sonne ein längeres Gastspiel gab, zogen die Spielerinnen und Spieler kurzerhand in den Innenhof und setzten ihren Wettkampf vor der Schlossfassade fort.

De erste Herausforderung lautete: Was spiele ich zuerst? Gleich 14 hölzerne Spieltische verlockten zum Ausprobieren. Das große sechseckige Solitär stand unbespielt, also nichts wie hin. Hier war es die Aufgabe, möglichst alle Kugeln, bis auf eine, vom Tisch zu spielen. Die einzige Regel lautete: Eine Kugel darf erst dann vom Feld genommen werden, nachdem man mit einer anderen darüber „gesprungen“ ist. Kann ja nicht so schwer sein. Ein paar Spielzüge später dämmert die Erkenntnis: Ist es doch. Vier Kugeln bleiben übrig. Auch der junge Mitstreiter, der sich zwischenzeitlich dazugesellt, lässt vier Kugeln liegen.

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Deutlich besser läuft es beim Tic Tac Toe. Eine Familie lässt mich mitspielen und gleich die erste Runde geht an die herzögliche Anfängerin. Der Sieg beflügelt mich, ich wage mich ans „königliche Tischcurling“. Das Ziel des Spiels erläutern mir ein Vater und sein Sohn, die schon ein paar Runden Vorsprung haben: „Das ist eigentlich ganz einfach, man muss genau in die Mitte treffen.“ Genau in die Mitte zu treffen, erweist sich als unmöglich, zumindest für mich. Entweder schiebe ich die hölzernen Scheiben viel zu schnell oder zu zögerlich, den blauen Kreis in der Mitte treffe ich kein einziges Mal. An dieser Stelle sei eines verraten: Eine gute Verliererin am Spieltisch war ich noch nie. Ich ziehe lieber weiter.

Gleich nebenan versucht sich ein weiteres Vater-Sohn-Gespann am „Trou Madame“. Hier lautete die Aufgabe, dicke Holzscheiben so über das Spielbrett zu rollen, dass sie am anderen Ende ein schmales Tor passieren. Je nachdem, wo der Spielstein hindurch rollt, werden die darüber vermerkten Punkte gutgeschrieben. Eine Scheibe nach der anderen kullert über das Spielfeld, ich bin dran, rolle los und meine Holzscheibe? Fällt um. Es kostet mich diverse Anläufe bis es endlich klappt. Das Holz rollt los und tatsächlich ins Tor. Volltreffer! Ich schaffe auf Anhieb fünf Punkte. Geht doch.

Weiter zum nächsten Tisch, ein weiteres großes Sechseck. Das Spielfeld erinnert auf den ersten Blick entfernt an ein Mensch-ärgere-Dich-nicht. Pro Farbe gibt es eine Spielfigur, wohin diese ziehen soll, ist allerdings nicht ganz klar. Schnell sammelt sich ein Grüppchen Menschen um das Spielfeld, Ideen und Vermutungen werden ausgetauscht, aber so richtig funktioniert keine. Erst eine Mitarbeiterin der Stadt bringt Licht ins Dunkel und erläutert die Regeln. Und tatsächlich, es ist ein Mensch-ärgere-Dich-nicht, allerdings ohne Hinauswerfen, stattdessen darf gesprungen werden – was allerdings schnell dazu führt, dass das eigene Figürchen am Ziel vorbeihüpft.

Am Ende der ausgedehnten Spielrunde steht zunächst einmal die Erkenntnis: Wer sich auf die Einladung zum Renaissance-Picknick einlässt, sollte am besten viel Zeit mitbringen. Selbige vergeht nämlich wie im Fluge, egal ob beim Balancieren an hängenden Kugeln, mit Tischkegeln mit dicken Murmeln oder am „Kugelfahrstuhl“, wo mit viel Gefühl die dicken Holzkugeln am besten bis zur Höchstpunktzahl 100 hinaufgerollt werden müssen. Auch wer alleine loszieht, findet schnell Mitspieler, der Umgangston ist herzlich, die Hilfsbereitschaft groß, die Freude hör- und sichtbar.

Zum Picknicken bin ich nicht gekommen, was vermutlich ein Fehler war, denn es duftete verführerisch. Eis, Crêpes, Kuchen, Kaffee und ähnliche Leckereien wären zu haben gewesen. Auch in den Untergrund habe ich mich – im Gegensatz zu vielen anderen Besuchern – nicht gewagt. Führungen durch die Kasematten, über die Wälle und auch durch die aktuelle Ausstellung standen auf dem Rahmenprogramm.

In zwei Jahren steht das nächste Renaissance-Picknick an und für mich steht jetzt schon fest: Das will ich wieder machen. Vielleicht probiere ich es dann mal mit dem Jülich-Memory, dem Jaccolo oder lasse meiner Kreativität beim „Upcycling-Workshop“ freien Lauf und entwerfe mein eigenes Spiel.


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