Den Berliner-Schule-Regisseur Christian Petzold kann man getrost als Berlinale-Stammgast bezeichnen. Mit „Roter Himmel“ war er bereits zum sechsten Mal im Wettbewerb vertreten. Davor, 2020 mit seinem übersinnlichen Drama „Undine“. Auch über seinem neuen Spielfilm liegt wieder ein Hauch von Magie, nicht zuletzt durch den Lied „In My Mind“ der österreichischen Band Wallners, das Petzold erstmalig zufällig im Autoradio gehört hatte. „Ich habe große Probleme mit Filmmusik“, sagte er auf der Berlinale. Er beschrieb das Überangebot in all unseren Lebenssituationen vom Einkaufen bis hin zum Fahrstuhlfahren. „Ich liebe Musik – und deshalb lasse ich sie weg,“ was zum Glück nicht zu 100 % zutrifft. Vorsicht, das Lied ist ein Ohrwurm und gegen Ohrwürmer helfen nur andere Ohrwürmer. Die Idee zum Film kam ihm während seiner Fieberträume bei seiner Koronarerkrankung im Frühjahr 2020. Außerdem haben ihn auch die verheerenden Waldbrände in der Türkei beschäftigt. Zusammen mit seiner Frau hatte er betroffene Gebiete besucht. Vier Personen machen Urlaub in einem abgelegenen idyllischen Ferienhaus an der Ostsee. Wütende Waldbrände um sie herum werden zur Bedrohung, daher der Filmtitel. Auch innerhalb dieses Quartetts knistert und züngelt es sehr interessant, spannend und unterhaltsam. Mein Liebling Paula Beer ist auch wieder mit dabei, an der Seite von Thomas Schubert, Langston Uibel, Enno Trebs und Matthias Brandt, die allesamt in ihren Rollen glänzen.
„Roter Himmel“ wird am 5. und 6. Juni jeweils um 20 Uhr im Kuba-Kino gezeigt.
Schulfilme sind spätestens nach der „Feuerzangenbowle“ ein beliebtes Genre. „Das Lehrerzimmer“ von Ilker Çatak feierte in der Reihe Panorama auf der Berlinale seine Premiere und wurde Mitte Mai mit der Goldenen Lola als bester Spielfilm des Jahres ausgezeichnet. Insgesamt wurde der Film mit fünf Auszeichnungen der Deutschen Filmakademie bedacht: Bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch, beste weibliche Hauptrolle, bester Schnitt).
Mehr zur Deutschen Filmakademie und zum Deutschen Filmpreis in der früheren Kolumne
Eine Diebstahlserie an einer Schule führt zu einem Konflikt, der aus dem Ruder läuft. Leonie Benesch spielt die junge, engagierte Lehrerin Carla Nowak, die den Fall aufklären will und sich entscheidet, dafür heimlich eine Kamera im Lehrerzimmer mitlaufen zu lassen. An der Schule herrscht ein Klima, alles andere als prima. Drehbuchautor Johannes Duncker zu den Anschuldigungen in der Schule: „Wir steigen sofort mit der Verhörsituation ein und machen klar, es geht hier um eine Lehrerin, die zwischen den Schülern und dem Kollegium steht.“ Wir als Zuschauer lernen etwas über die Mechanismen einer Debattenkultur, in der es mehr um Empörung als ums gegenseitige Verstehen geht. Auch in der Glamour-Branche gibt es Verbesserungsbedarf. Bei der Preisverleihung mahnte Kulturstaatsministerin Roth eine offene Auseinandersetzung mit Missständen an, wie sie beispielsweise bei den Dreharbeiten von „Manta Manta 2“ gegen Til Schweiger erhoben wurden. Das Lehrerzimmer kommt am 12. und 13. Juni im Kuba zur Aufführung, jeweils 20 Uhr.