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So kann sie funktionieren

Passend zur Mobilitätswoche im September hat sich Heinz Dervenich Gedanken über den Verkehr in der Stadt Jülich gemacht.

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Leserbriefe des Jülicher HERZOG Kultur- und Stadtmagazin
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Stadt ohne Autos. Dabei mag die eine oder der andere denken: „Wie soll das denn wohl gehen?“
So oder ähnlich haben anfänglich wohl auch Einwohner der Stadt Pontevedra gedacht, eine Autostunde südlich von Santiago de Compostela in Galicien / Portugal. Doch diese wurden eines Besseren belehrt, denn ihre Stadt wurde zum Modell für eine fundamentale Änderung der Verkehrs- und Mobilitätspolitik.

Im Jahr 1999 hatten die Einwohner den Arzt Fernandez Lores zu ihrem neuen Bürgermeister gewählt. Dieser war nicht bereit, den damaligen Zustand seiner Stadt weiterhin zu ertragen und kündigte eine totale Veränderung der Innenstadt an, die bis dahin gekennzeichnet war durch massive Staus, fehlende Parkplätze aufgrund der massenhaften Fahrzeuge, die überaus starke Luftbelastung durch die ausgestoßenen Mengen an CO2, begleitet vom Motorenlärm, der vermeidbar und verzichtbar ist.

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Der Bürgermeister benannte seine Ziele: die „Verfußgängerung der Stadt“ sowie deren totale Begrünung. Und sofort ließ er seinen Worten Taten folgen und machte die gesamte Innenstadt innerhalb von 30 Tagen zur Fußgängerzone. Pontevedra hatte zu dieser Zeit ca. 70.000 Einwohner und fast so viele Autos.

Unsere Stadt Jülich verzeichnete laut Nachfrage bei der Verwaltung am 31.5.2024 eine Einwohnerzahl von 34.863. Dr. Alexander Gies vom Straßenverkehrsamt Düren teilte mir die Anzahl der im Postleitzahl-Bereich 52428 am 8.5.2024 zugelassenen Fahrzeuge mit. Diese betrug 28.952.

Die recherchierten Zahlen von Pontevedra und Jülich sind natürlich nicht identisch. Aber sie sind in ihrem Verhältnis zueinander ziemlich gleich zu werten, zumal wenn man das Verkehrsgutachten von Jochen Richard zur Entwicklung in den nächsten Jahren hinzuzieht. Durch die Maßnahmen von Bürgermeister Lores nahm der Verkehr in der Innenstadt um sage und schreibe 70 Prozent ab.

Selbst Dipl. Ing. Jochen Richard stellt fest, dass trotz aller Gutachten „kein Überblick darüber besteht, wieviel Verkehr wo und wann durch Jülich fährt“. Wenn alle Neubaugebiete fertiggestellt sind, bahnt sich für mich sogar ein „Horrorszenario“ an, denn dann soll es 18.000 bis 24.000 KFZ-Fahrten pro Tag mehr geben laut Herrn Richard. Wobei das geplante Schwanenquartier eine weitere immense, kaum zu bewältigende Verkehrsbelastung darstellen würde, was wir hoffentlich durch den Einsatz vieler Gleichgesinnter vermeiden werden.

Und ich traute meinen Augen nicht, als Herr Richard weiterhin schrieb: „Und wo sind noch Spielräume für Fußgänger und Radfahrer?“ Durch die visionären Maßnahmen in Pontevedra erreichte man zudem einen drastischen Rückgang der Unfall-Zahlen, während in Jülich immer noch eine Unfalldaten-Auswertung fehlt und ein veraltetes Klimaschutzkonzept existiert.

In Pontevedra haben die Menschen mithilfe ihres Bürgermeisters, der auch heute noch Bürgermeister dieser seiner Stadt ist, ihre Stadt zurückerobert, eine Stadt, die außergewöhnlich ruhig ist, in der man viele Radfahrer und Fußgänger trifft, wo nur eines fehlt: Autos.

In Pontevedra hatten sich einige aufgebrachte Geschäftsleute angesichts der beabsichtigten Veränderung durch F. Lores in der Innenstadt sehr schnell beruhigt, als sie feststellten, dass entgegen ihren Befürchtungen die Umsätze sogar stiegen, denn die Innenstadt wurde zur reinsten „Bummelzone“, die immer mehr Menschen anzog.

So oder ähnlich wird es auch in Jülich kommen, wenn wir den Mut zur Veränderung in die Waagschale werfen. Entspanntere Kunden werden zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen und durch längeres Verweilen mehr Geld ausgeben. Entspanntere Kunden werden aber auch nur durch eine entspanntere Atmosphäre in unserer Stadt angezogen.

Schöner, unbelasteter und dadurch attraktiver können wir nur dann werden, wenn es uns gelingt, die Menschen in unserer Stadt davon zu überzeugen:
1. Zum Besuch der Stadt auf das Auto (Motorrad etc.) zu verzichten, denn:
2. Fußgänger haben immer „Vorfahrt“.
3. Danach kommen die Radfahrer.
4. nd die wenigen motorisierten Fahrzeuge dürfen nur maximal 30 km/h „langsam“ sein.
Lebensqualität und Sicherheit werden dadurch extrem gesteigert.


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