
Der erste Eindruck: Ein riesiger beigefarbener Container – nicht unbedingt wahnsinnig einladend. Doch öffnet man die Tür, begrüßt eine freundliche Sitzecke gleich im Eingangsbereich die Gäste. Ein langer Flur erstreckt sich dahinter, an den hellen Wänden hölzerne Garderoben und Regale mit Bildern darauf, Stiefelwagen in Elefantenform – keine Frage: Hinter der Containertür verbirgt sich eine KiTa. Und zwar die neueste im Reigen von insgesamt neun Kindertagesstätten des kreisweiten Trägers Kreismäuse AöR (Anstalt öffentlichen Rechts).
Bereits seit Oktober letzten Jahres werden bei den „Schatzmäusen“ – auf diesen Namen wurde die neue Einrichtung am Schulzentrum an der Linnicher Straße getauft – Kinder betreut. In den drei Gruppen gibt es Plätze für 60 Kinder. Ein Schwerpunkt liegt auf der Betreuung von unter Dreijährigen, ist es doch erklärtes Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Nachdem der Betrieb nun angelaufen ist, mussten noch kleine Schwierigkeiten wie eine fehlende Hausnummer beseitigt werden. Die 1 ist es geworden, berichtet Christoph Siebertz vom Vorstand der Kreismäuse. So feierten die Schatzmäuse nun ihre offizielle Eröffnung. Gottes Segen gab es dazu, ökumenisch und kindgerecht überbracht vom evangelischen Pfarrer Dr. Udo Lenzig und seinem katholischen Kollegen Hans-Otto von Danwitz. Mit kinderfreundlich kurzen Ansprachen gratulierten Elke Ricken-Melchert, auch sie vom Vorstand der Kreismäuse, und Bürgermeister Axel Fuchs dem Team um Leitung Sonja Koglin. Jülichs erster Bürger nutzte die kleine Feierstunde, um dem Vorsitzenden des Kreisjugendhilfeausschusses, Heinz Peter Braumüller, und der stellvertretenden Landrätin Helga Conzen mit auf den Weg zu geben, dass es „für viele junge Familien sicherlich ein Grund ist, in den Kreis Düren zu ziehen, dass es hier eben keine Kindergarten-Beiträge gibt.“ Das möge man bei künftigen Entscheidungen zu diesem Thema doch bitte bedenken, so sein Wunsch.
Inzwischen 45 Einrichtungen in Trägerschaft der Kreismäuse gibt es und es werden wohl noch mehr werden. Bereits einige von ihnen sind in der Container-Behausung gestartet. Zwischen zwei und vier Jahren dauert es in der Regel, bis der Umzug in einen „festen Bau“ stattfinden kann. Wunschstandort für die „Schatzmäuse“ ist das Baugebiet Lindenallee. Dass dieser Wunsch erfüllt wird, betrachten alle Beteiligten mit ziemlichem Optimismus, schließlich habe die bisherige Zusammenarbeit zwischen der Stadt Jülich, dem Kreis Düren und der Gesellschaft für Infrastrukturvermögen des Kreises Düren, kurz GIS, bemerkenswert gut funktioniert.
Aktuell steht die Einrichtung auf einem von der Stadt Jülich gepachteten Grundstück in „toller Lage“, wie auch Kita-Leitung Sonja Koglin befand. Die Rur vor der Haustür, der Kleingartenverein gleich nebenan und auch das Schulzentrum sei um die Ecke, besser ginge es schon fast nicht, waren sich die Anwesenden einig. Den großen Containerbau mietet der Träger aktuell von der Dürener GIS. Er hat bereits vorher als Zuhause für eine andere Kindertagesstätte gedient und bietet reichlich Platz. Zu jedem Gruppenraum gibt es einen Neben-, einen Schlaf- und einen so genannten Funktionsraum, erläutert die stellvertretende Kita-Leitung Sabine Bragard und fügt lächelnd hinzu: „Das ist schon richtiger Luxus.“ Die Funktionsräume werden häufig für Einzel-Therapien genutzt. Einige Kinder mit Beeinträchtigungen besuchen die neue Jülicher Einrichtung, was die Zahl von 60 Plätzen in drei Gruppen erklärt. Werden Kinder mit speziellem Förderbedarf aufgenommen, kann entweder die Zahl der Fachkraftstunden erhöht oder aber die Anzahl der Plätze gesenkt werden – Kinder und pädagogisches Personal, so die einhellige Meinung, profitieren beide von der für die „Schatzmäuse“ gewählten Lösung der geringeren Gruppengröße.