Der Jahresbericht 2023 zur Schuldner- und Insolvenzberatung des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Jülich und der Evangelischen Gemeinde zu Düren wurde veröffentlicht. Schwerpunktthema war in diesem Jahr die Schuldenprävention.
Im Kreis Düren leben viele Menschen mit knappen Einkommensressourcen. Für sie sei es besonders schwer, mit den stetig steigenden Kosten zurechtzukommen. Durch Beratungen und psychosoziale Begleitung sei deutlich geworden, wie belastend Krisen für Schuldner seien. Neben der sozialen Schuldnerberatung waren auch kreative Präventionsangebote gefragt.
Prävention in der Schule
Einen Großteil der Zeit verbringen Kinder und Jugendliche in Kita oder Schule. Daher solle dies auch der Ort sein, an dem die jungen Menschen mit dem notwendigen Wissen ausgestattet werden, um auf das Leben im Hinblick auf ihr Ausgabeverhalten und
ihre Finanzplanung vorbereitet zu sein. Nur so seien sie in der Lage, später Verantwortung für ihr Leben übernehmen zu können. Doch Jugendliche fühlen sich dem Bericht zufolge schlecht vorbereitet. In der Schule würden finanzielle Kompetenzen kaum vermittelt. Zudem würden Jugendliche durch ihr soziales Umfeld wie Familie und Freunde im Umgang mit Geld geprägt. Aber auch die Medien, zahlreiche Konsumangebote, Werbung und Dienstleistungen können beeinflussen. Auch die Vergabe von Krediten unter 1000 Euro unterlägen bisher keiner Prüfung.
Bei Schulungsangeboten stand der Umgang mit Geld bei den Jugendlichen im Fokus. Beispielsweise Planung und Budgetierung vor dem Führerschein, eines Autokaufs oder dem Bezug der ersten eigenen Wohnung. Auch das Verständnis für das Bankwesen sei von Bedeutung: Wieso ist Sparen sinnvoller als eine Kreditaufnahme? Unterrichtsbestandteil ist die Aufklärung über Verträge, insbesondere Verträge für Handy, Miete und Versicherungen. Auch der Umgang mit dem eigenen Einkommen und finanziellen Engpässen würde thematisiert. Die Veranstaltung werden zusammen mit Lehrkräften gestaltet und werden immer auf die Möglichkeiten der Jugendlichen abgestimmt.
Präventionsangebote in Düren
Auch bereits überschuldete Menschen werden erreicht. Sowohl durch Vorträge, als auch bei individuellen Beratungen zu den Themen Haushaltsorganisation, Einkaufsplanung und auch eine Gegenüberstellung von Fertiggerichten und Selbstgekochtem. Einzelgespräche bieten dem Bericht zufolge die Möglichkeit, Lösungen in einem geschützteren Rahmen zu finden, denn Menschen, welche sich oft an der psychischen Belastungsgrenze befinden, würden sich ungerne in Gruppenaktivitäten „outen“. Auch Elterngespräche in Familienzentren und Kitas wurden angeboten, ebenso wie in Jülich.
Präventionsangebote in Jülich
Im Berichtsjahr wurde mit dem Finanzkompetenztraining „Fit in Finanzen“ auch in den Jülicher Gymnasien Fuß gefasst. Finanzkompetenz als Grundlage der Schuldenprävention wurde im Rahmen von Projekttagen im Unterricht der Jahrgangsstufen 7 bis 11 vermittelt.
Durch Inflation und Preissteigerung seien zunehmend auch Rentner nicht mehr in der Lage, ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Ein Zuverdienst sei durch gesundheitliche Beschwerden oft nicht mehr möglich. Aufgrund dessen wurde ein neues Konzept erarbeitet, welches neu aufgenommen werden soll. Der Impulsvortrag „Sorglos in den Ruhestand“ richte sich an Erwachsene jeden Alters, die ein Arbeitseinkommen erzielen, welches es Ihnen möglich mache, eine zusätzliche private Altersvorsorge zu betreiben. Auch das Rentensystem und die Rentenversteuerung würden thematisiert.
Statistik
Im Berichtsjahr gab es eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Bescheinigungen für das Pfändungsschutzkonto, mit einer Erhöhung um 22% zum Vorjahr. P-Konto-Beratungen sind Maßnahmen der Existenzsicherung und müssen zeitnah erfolgen, damit der Lebensunterhalt der Ratsuchenden gewährleistet sei. Zwar dürften auch andere Stellen eine P-Konto-Bescheinigung ausstellen, jedoch könne meist nicht so umfangreich beraten und geprüft werden wie in der Schuldnerberatung. Wenn zeitliche Kapazitäten
für Maßnahmen der Existenzsicherung verwendet würden, habe dies zur Folge, dass langfristige Schuldenregulierung warten müsse.
Zudem sind seit 2021 P-Konto-Bescheinigungen nur noch 2 Jahre gültig, so dass Banken nun häufiger eine aktuelle Bescheinigung verlangen würden. Jedes Jahr erhalten mehr Ratsuchende Pflegegeld. Pflegegeld kann über eine P-Konto-Bescheinigung auf dem Konto zusätzlich freigestellt werden, was ebenfalls zu einer höheren Nachfrage nach P-Konto-Beratungen führen könne.
Im Berichtsjahr haben wir 1.740 Personen persönlich beraten. Dazu kommen noch weitere Ratsuchende, die telefonisch beraten wurden. Die Altersstruktur unserer Ratsuchenden bleibt vergleichbar mit den Vorjahren, die deutliche Mehrheit ist zwischen 30 und 50 Jahren. Die Tendenz, dass sich mehr Menschen über 60 Jahre an uns wenden, setzt sich fort.
Nach wie vor entscheiden sich viele Ratsuchende für ein Insolvenzverfahren, dabei wurden 225 Verbraucherinsolvenzanträge sowie 19 Regelinsolvenzanträge gestellt. Beide Beratungsstellen in Jülich und Düren bieten weiterhin Informationsveranstaltungen zum Insolvenzverfahren an, um Ratsuchende über den Ablauf und die Regelungen des Verfahrens zu informieren.