Die Historische Gesellschaft Lazarus Strohmanus steht für Tradition, und so startete wie stets der Abend zur Taufe des neuen „Manns“ mit dem Einzug der Lazarusbrüder und sangeskräftig vorgetragenem Nationallied. Es ist eines der beiden Hochfeste der Gesellschaft, und entsprechend prominent besetzt ist die Reihe derjenigen, die Pate für den „Lazarus“ stehen. Der 323. Sohn, dessen Geburt seit zwei Jahren mit Spannung erwartet wurde, hört auf den Namen „Axcelsus“. Sein Pattühm und Namensgeber: Bürgermeister Axel Fuchs. Als langjährigen Freund und Unterstützer bezeichnete Präsident David Ningelgen ihn, und es gebe viele gute Gründe, dieser Verbundenheit als äußeres Zeichen in Form der Patenschaft Ausdruck zu geben.
Wie es beim „Lazarus“ zum guten Ton gehört, erhält der Täufling allerlei Beinamen – vorgetragen zunächst auf Latein, dann auf Hochdeutsch und schließlich in „Muttersproch“. Präsident David Ningelgen übernahm die Vorstellung von dem „Chef vom Janzen, ausjefuxten, ulkije und jroße Zampano für wat weeß ich net wem all“, der sich in der Übersetzung folgendermaßen darstellt: „Treuer Freund und Bürgermeister, aus der Unterwelt der Finanzen kommender, nun um das Wohl aller bemühter, ausgefuchster und ulkiger Lazarusbruder. Stets singender, gelegentlich die Axt schwingender Visionär und zugleich ewiger Bauherr von Neuem. Vater zweier, Mann der einen, Vorstand vieler. Zu bunten Klängen die Säulenhalle durchtanzender, hochfliegender, am Ende büßender, jedoch mit Sicherheit hochprozentig wiederkehrender Lazarus Strohmanus Axcelsus.“
Der Pate dankte und betonte bewegt: „Es gibt nicht Größeres im Jülicher Karneval, als diese Ehre zu empfangen!“ Schon als „Pänz“, schilderte Fuchs, sei er an der Hand seines Vaters zum Umzug auf den Markplatz gegangen, als 18-Jähriger wurde er selbst aktiv und geht Veilchendienstag mit, brachte später seine Kinder mit zu den Festtagen, und heute ist der inzwischen erwachsene Sohn Silvester ebenfalls Teil der Historischen Gesellschaft. Lazarus mache für Jülich „ein Gefühl“ aus. „Das ist in unserem Herzen.“
Seinem Herzen machte Axel Fuchs folgend ziemlich nachdrücklich Luft. Via soziale Medien hatte sich eine Schreiberin dahingehend geäußert, dass er als Verantwortlicher für die Baumfällungen auf dem Marktplatz der Ehrung nicht würdig sei. Das wertete Fuchs nicht nur als Angriff auf seine Person – „ich als Hauptverwaltungsbeamter muss damit leben, dass man bei der Umsetzung von demokratischen Beschlüssen angegriffen wird“ – sondern als Angriff auf alle Anwesende als Freunde der Lazarusbruderschaft und der Historischen Gesellschaft als solche. „Das können wir uns nicht gefallen lassen“, schmetterte der frischgebackene Pattühm dem Publikum entgegen und forderte es auf, sich als Zeichen des Widerspruchs gegen diese Äußerung von den Plätzen zu erheben. Damit nicht genug brach er eine verbale Lanze für die RWE-Kumpel, die dafür gesorgt hätten, dass es „uns“ gut gehe, und attackierte mit deutlichen Worten – ohne Namen zu nennen, aber für alle verständlich – den Besuch von Greta Thunberg in Lützerath. Diese Äußerungen sorgten kurzfristig für einige Irritation im Publikum, auch wenn Fuchs betonte, dass der Lazarus auch dafür da sei, „einfach mal die Wahrheit zu sagen“. Abschließend wurde er wieder versöhnlich und launig. Angesichts der Schwierigkeiten, Ehrenamtliche für das Brauchtum zu finden, regte Axel Fuchs an, die Jülicher Karnevals-Hanse zu gründen, damit dauerhaft die fünften Jahreszeit Bestand haben könne. Warum Hanse? Weil man dann sagen könne: „Weeßte watt: Mir han se nimmi all.“
Umrahmt wurde der festliche Taufakt durch ein buntes Programm, das zum Mitklatschen, Schunkeln und Singen anregte. Stimmlich präsentierten sich Sängerin Alex Seebald und Franky Colonia, einer der drei Colonias, und zum Finale Alleinunterhalter Wolfgang Schiffer. Für allerlei launige Späße sorgte „die Erdnuss“ mit tierischen Beiträgen und so manchem Seitenhieb auf Beamte und Stadtverwaltung. Tänzerisches wurde von den „Wild Boys“ aus Mersch-Pattern und den Lucky Stars der KG Rursternchen geboten. Ebenso wie von den Nachwuchstänzerinnen der KG Strohmänner aus Selgersdorf, die als Geleit des majestätischen Besuchs der Strohmänner kamen. In dem südlichen Jülicher Stadtteil pflegen die „Strohmänner“ das Brauchtum des „Lazarus“ mit dem Unterschied, dass dort auch Frauen selbstverständlich mit zur „Führungsriege“ gehören. Mit dem Quartett „De Heggede“ kamen als coronabedingt reduzierte Abordnung Jungfrau René Scheidweiler und Bauer Herbert Hilgers und sorgten für ein schmuckes Bild auf der Bühne der Jülicher Lazarusbrüder.