Start Galerie 2024 Reichlich Tänzchen und Ständchen zum jecken Jubel

Reichlich Tänzchen und Ständchen zum jecken Jubel

Wie gut, dass die Karnevalisten anders rechnen und immer einen Grund zum Feiern haben: So feierte die KG ULK Selgersdorf 1925 e.V dieses Jahr ihre Große Prunksitzung zum „9 mal 11er“ Jubiläum in der Kultur-Muschel. Also etwas abseits der Heimat. Die Jubiläums-Sitzung passte damit zum diesjährigen Motto „Et bliev nix wie et wor – och en dessem Johr“. Aber im nächstens Jahr, da geht es wieder zurück.

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Foto: Volker Goebels
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Die KG ULK Selgersdorf 1925 darf in der kommenden Session gleich nochmal ein Jubiläum feiern: Dann nämlich das 100jährige Vereinsbestehen. Und das finde dann wieder im heimatlichen Zelt statt, so versprach Präsident Thomas Heil, der mit viel Engagement und ein paar wehmütigen Erinnerungen an frühere karnevalistische Feierstunden engagiert durch das hochkarätige Programm führte.

Am Ende des Abends war jedem klar: Heils größter Wunsch, einmal selbst als Tänzer im Karneval zu brillieren, wird sich wohl nicht mehr erfüllen. Dafür schienen andere Träume wahr geworden zu sein. Heil habe selbst ein Funkemariechen von der Bühne weg geheiratet, so verriet er dem Publikum.

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Es ging an dem bunten und feierintensiven Nachmittag, der bis in den späteren Abend gefüllt war mit Spitzenkräften aus dem Karneval, gleich mehrfach um die Wurst: Erstens erhielt jeder Bühnen-Interpret eine solche Fleischwurst mit als Wegzehrung. Das natürlich nebst Sessionsorden. Außerdem galt es mit alten oder neuen karnevalistischen Tönen das zunächst noch ruhende Publikum in eine brodelnde Menge zu verwandeln. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gelang. Die Stimmung steigerte sich in Etappen und ging am Ende in jubelndes Gegröle über. Da nämlich durfte sich einer der Top Act des Abends – De Höhner – erst nach einigen Zugaben von der Bühne trauen.

Hatte sich das närrische Gemüt beim Einmarsch des Traditionskorps EhrenGarde der Stadt Köln von 102 e.V. noch nicht so richtig warm geschunkelt, klappte das bei Wicky Junggeburt, Ehrensenator, Kultsänger und ehemaliger Prinz im Kölner Karneval, schon besser. Der hatte sich – anders als die Kölner Karnevalssoldaten es taten – gleich zu Jülich als Stadt mit „viel mehr Herz“ bekannt. Die Jülicher dankten es ihm. „Ätze, Bohne, Linse schmecken us wie Appeltaart“ – das waren noch Texte, schwelgte Junggeburt in den alten musikalischen Zeiten. „Töne, die nie vergehen werden“, war er sicher. Und Sänger Björn Heuser tat es ihm gleich, schlug aber auch schon modernere Töne an und ließ am „Himmel de Sterne tanze“.

Und auch die junge Generation hatte großen Bühnen-Erfolg: Sänger Torben Klein sowie die Kölsche Band Miljö als weiterer Top-Act zeigten, dass sich Karneval erfolgreich von alten Tönen und Texten emanzipieren darf, ohne Stimmungseinbußen im Publikum zu kassieren.

Für reichlich Tradition mit Witz und Wort sorge „De Frau Kühne“, die immer wieder mit ihren exzentrischen Vorstellungen im Küchenstudio für Gelächter sorgt. Doch dieses mal hatte et Kühne Ingrid auch K.I. mitgebracht. Dass das für ihre Initialen steht und nicht für neue digitale Rechenoperationen, sollte jedem direkt klar sein. Und intelligent, das sei sie sowieso. Entweder man hat sie oder man hat sie nicht, weiß Kühne. Apropos KI: Diese möchte sie doch zu gerne mal nutzen, wenn vor ihr an der Ampel mal wieder jemand bei Grün nicht anfährt. App öffnen, Nummernschild vom Vordermann eingeben und dessen Auto starten – so träumt sie von der intelligenten Selbstfahrertechnik der Zukunft.

Auch „Et Röschen von de Hardt“, Anna Bodewein aus Mönchengladbach, schaffte es mit Witz, diesmal der derb-erotischen Art, im rosa Nachthemd das Publikum zum Lachen zu bringen. Klar wurde: Warum sollte Röschen auf den Richtigen warten, wenn sie doch mit den falschen Männern so viel Spaß haben konnte. Auch Willi und Ernst, alias Markus Kirschbaum und Dirk Zimmer aus Koblenz, setzten auf Erotik und flirteten um die Wette. Ihr Fett weg bekamen besonders die Veganer, denn es stellten sich viele Fragen, ob es ihretwegen „Fortpflanzung“ heiße, wenn es Sprösslinge gab. Und wie es eigentlich heißt, wenn sich Veganer zur Demo versammeln. Die Antwort war beiden klar: „Gemüseauflauf“.

Ein Interpret des Herzens war die Kultband „Hätzblatt“, die mit der KG Ulk Selgersdorf groß geworden sei, wie Heil erklärte. Mit ihrem neuen Lied „All dat es Heimat“ erklärten die sechs Musiker aus Erkelenz dem Publikum auf musikalisch-emotionale Weise, dass Heimat mehr sei als nur der Kirchturm im Dorf. Sondern auch die gute alte Karnevals-Tradition, die sie schon als Kind einatmen durften. Mit dem Herz am rechten Fleck, und das seit über tausend Jahren. So alt sind die Bandmitglieder freilich nicht, doch haben sie offenbar einen festen Platz im Herzen des Selgersdorfer Publikums und ihren zahlreichen befreundeten Karnevalsvereinen, die ebenfalls zu Gast waren an diesem Abend.

Am Ende bewies das Solo von Tanzmariechen Nele Simons, dass die KG Ulk auch im Tanz kein Nachwuchsproblem habe, freute sich der tanzbegeisterte Präsident. Zuvor hatten schon „De Höppemötzjer“ aus Köln mit Tanzformation und Akrobatik eine beeindruckende Darbeitung gezeigt und auch den Präsidenten Heil einmal hochfliegen lassen – ein Lebenstraum von ihm.

Fotos: Volker Goebels


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