Dort ist der Ort großen Glücks und tiefer Enttäuschung. Erst am Tag zuvor hatte Tabea Berens eine alte Dame vor sich stehen, die ihren Schlüssel suchte: „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen“, erzählte sie. „Wenn mich einer gesehen hat, als ich den verloren habe!“ Welche Erleichterung, als die 26-Jährige zielsicher den richtigen Schlüssel fand und übergab. „’Jetzt muss ich mich erstmal setzen‘, hat sie gesagt“, erzählt die Sachbearbeiterin schmunzelnd. Schlüssel machen zahlenmäßig die größte Fundmenge aus, finden aber auch in großer Zahl zu ihren Besitzern zurück. 279 Fundstücke sind aktuell – Stand Mitte März – im Computer verzeichnet. Dazu gehören auch Fundtiere, die in Pflegestellen gegeben werden. Gegenstände haben unterschiedliche Aufbewahrungsorte. Kleinteile werden in mit den Nummern versehene Umschläge gesteckt und in einem Kasten aufbewahrt. Das ist einfach und effektiv. Großteile wie Fahrräder stehen in Mengen im Rathauskeller. Außerdem gibt es noch drei Spinde, in dem Motorradhelm und Sporttasche aufgehoben werden, Gebiss und Hörgeräte, Schmuck und Brillen.
Mit dem Etikett „Kurioses“ ist ein Survivalmesser zu versehen. Den Griff kann man aufschrauben, und darin befanden sich, nein, keine Drogen! „Da fiel zwar wirklich weißes Pulver raus“, erzählt Rainer Heesen, öffnet den Verschluss und demonstriert grinsend: „Da ist aber nur so ein Nähset drin.“ Ein weiterer Exot im Schrank ist das Waldhorn, das nun schon lange Jahre dort liegt „als Anschauungsmaterial für Schulklassen, die uns regelmäßig besuchen“. Von einer Beschlagnahmung der Polizei liegt noch eine Tüte mit rostigen Säbeln im Keller. Die Griffe schön verziert hätten die Klingen eine Überholung nötig. Auch hier wird sich vermutlich kein Besitzer melden. Ebenso wie bei der Tüte, die an der Promenade neben einer Sitzbank stehengelassen wurde. Der Inhalt: Kleine Päckchen mit asiatischer Aufschrift. Erst ein Übersetzer konnte klären, dass es sich keineswegs um illegale Substanzen, sondern lediglich um ein frei verkäufliches Leberpräparat handelte. Wozu die in solchen Mengen… Das wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.
Übrigens: Der Jülicher an und für sich ist ein ehrlicher. „Geldscheine werden in letzter Zeit relativ häufig abgegeben“, berichtet Tabea Berens. Jüngst fand eine Frau 10 Euro in der Nähe eines Bahnübergangs und soll sie mit der Begründung abgegeben haben: „Ich kann mir vorstellen, dass die bestimmt ein Schulkind verloren hat, und wenn das jetzt mein Sohn wäre…“ Letztlich wird verlorenes Bares wenig nachgefragt im Fundamt. Nur um die Weihnachtszeit, da ist die Frequenz höher – weil auch die Summen höher sind. Grußkarten mit 500 Euro, Umschläge mit Hunderten – das kommt vor. „Dann muss natürlich beschrieben werden, wo und wie sie es verloren haben.“ Ideal ist es wie in einem Fall, als eine Frau nach dem Einkauf im Supermarkt den Verlust von ineinandergefalteten Scheinen und zwar einem 50er, zwei 20er und einem Zehner meldete – genau so war das Geld abgegeben worden.
Auf Platz 2 der verlorenen Gegenstände finden sich Handys. Wie bei Schlüsseln ist hier die „Ähnlichkeit“ der Objekte das Problem. Neben Fundort und Funddatum werden darum hinter den Nummern die Besonderheiten beschrieben. Da ist gar nicht so einfach: „80 Prozent sind schwarz, die übrigen silbern oder farbig“, meint Rainer Heesen achselzuckend. Da hat er auch so seine Erlebnisse mit durchaus „betrügerischen Kunden“: „Sie kamen auffällig oft, immer zu zweit und fragten nach Handys“, greift Heesen tief in die Erinnerungskiste. Kundig gemacht hatten sich die Männer in Sachen Funddaten und Marke am Schaukasten vor dem Rathaus, wo die Fundsachenbekanntmachung ausgehängt worden sind. Nach über 17 Jahren Erfahrung lässt sich ein Fundamt-Mann nicht übertölpeln. Die Fangfrage lautete: „Nokia, ach ja, war das zum Ausklappen? Schade, dann ist es nicht ihres?“ „Die sind dann nach ein paar Versuchen auch nicht wiedergekommen“, erzählt Heesen grinsend.
Hier geht es zu den aktuelle Fundstücke, Kontaktaufnahme unter Telefon 02461 / 63-309 oder per E-Mail: [email protected]