Gleich zweimal sind Jülicher Unternehmen unter den Preisträgern in der Kategorie AC²- der Gründungswettbewerb 2017/18. Das Projekt innoVitro GmbH, ein spin-off aus der FH Aachen, erhielt den 1. Preis und damit verbunden 10.000 Euro Preisgeld. Ihr Erfolgskonzept: Vermeidung von – so der Chemiker Dr. Matthias Goßmann und der Biomediziner Peter Linder – „ethisch fragwürdigen“ Tierversuchen bei der Erforschung neuer Medikamente. Zudem seien die Ergebnisse nur bedingt auf den Zielorganismus Mensch übertragbar und es komme immer wieder zu unvorhergesehenen Nebenwirkungen, die zu spät in teuren klinischen Studien am Menschen erkannt werden. Darum entwickelten die Gründer eine CellDrum-Technologie zur Messung von Zellkräften.
Bei der Erfindung handelt sich um ein künstliches Herzmuskelgewebe aus stammzell-abgeleiteten, menschlichen Herzzellen und einer Trägermembran aus Spezialsilikon, die zusammen die Eigenschaften von menschlichem Herzmuskelgewebe in hoher Präzision widerspiegeln. Ziel der Gründer ist es, die Herstellung und den Vertrieb der für die Messung erforderlichen Verbrauchsmittel zu übernehmen. Die Herstellung des erforderlichen Messgerätes soll durch den Kooperationspartner Nanion Technologies erfolgen. Der Vorteil für den Kunden ist eine gegenüber den Tierversuchen hohe Reproduzierbarkeit bei geringerem Material- und Personaleinsatz. Durch die Analyse von 96 Proben zur gleichen Zeit werde die Effizienz in der Wirkstoffentwicklung erhöht und die Entwicklungszeit verkürzt. Zusätzlich könnten Wirkstoffkandidaten mit Nebenwirkungen frühzeitig ausgeschlossen werden.
Das Team wurde unterstützt vom AC²-Mentor Karl-Friedrich Block aus Jülich.
Wie sie in einem launigen Video erläutern, kam ihnen die Idee spontan in einer sprichwörtlichen Bierlaune. Über ihre Arbeit erzählen sie in diesem Video
Mehr unter www.innovitro.de
Platz 3 mit einem Preisgeld von 5000 Euro gekrönt, ging an das Jülicher Gründungsprojekt KOmpetenzDemenz UG (Haftungsbeschränkt). Die Kauffrau Christiane Seidenspinner und der Humanmediziner Dr. Peter Heinen bieten mit einer Kombination aus Ergotherapie und Neurologie ein individualisiertes und speziell auf Demenz ausgerichtetes Therapiekonzept für die Betreuung im Alltagsumfeld. Ein begleitetes Training soll die Alltagskompetenzen bei den Betroffenen vor Ort verbessern und so auch die Lebensqualität der Menschen mit Demenz, deren Angehörigen und / oder auch des Pflegepersonals verbessern. Ziel ist es, den Betroffenen so lange es geht ein Leben im häuslichen Umfeld zu ermöglichen. Das Dienstleistungsangebot setzt sich aus einer Grundleistung, wie etwa Besuche durch den Therapeuten und einen individuellen Therapieplan beinhaltet und Zusatzleistungen, wie die telefonische Betreuung durch einen Demenzspezialisten, zusammen. Die Grundleistung soll als niederschwelliges Betreuungsangebot anerkannt werden, so dass die Kosten über die Pflegekassen der Kunden abgegolten werden können.
AC²-Mentorin war Bettina Thelen, Eschweiler.
198 angehende Existenzgründer und 34 Betriebe aus der Region Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg hatten an den branchenübergreifenden Businessplan-Wettbewerben „AC² – der Gründungswettbewerb“ und „AC² – die Wachstumsinitiative“ teilgenommen. Mit professioneller Unterstützung entwickelten die besten von ihnen einen Geschäftsplan beziehungsweise eine tragfähige Wachstumsstrategie.