Warum wird man ehrenamtlicher Abteilungsleiter? Für seine Antwort braucht Michael Eßer nicht lange. „Mir macht das wirklich mega Spaß“, strahlt das sportliche Organisationstalent mit voller Überzeugung.
Seit 2022 ist Eßer als Leiter der Handballabteilung beim Jülicher Turnverein, kurz JTV, für alles rund ums handliche Leder zuständig. Und es ist eine ganze Menge Arbeit, die da so „nebenbei“ zusammenkommt. „Man arbeitet die Spielpläne aus, plant die Trainingszeiten, nimmt an Ausschusssitzungen teil, macht Gremienarbeit und am Ende des Tages kauft man auch schon mal Bälle und Trikots ein“, zählt Eßer auf.
Als Kind und Jugendlicher war der begeisterte Sportler selbst auf dem Handballfeld unterwegs. Zunächst hütete er für eine Indener Jugendmannschaft das Tor, später dann für die Spielgemeinschaft Inden / Jülich, berichtet „Umsiedlungskind“ Michael Eßer. Mit Beginn des Studiums kamen die Handballschuhe an den berühmten Nagel.
Dort fristeten sie jahrelang ein einsames Schattendasein, bis sich die Frage stellte: „Was machen wir mit dem Jungen?“ Die beiden älteren Schwestern von Eßers Sohn tanzten damals im Karneval. Das war für den Vierjährigen nicht so interessant. „Na ja, da meine Frau sich nicht im November im Regen an den Fußballplatz stellen wollte“, fiel die Wahl auf Handball. „Das lag irgendwie nahe“, zuckt Eßer die Schultern. Der Vater begleitete den Kleinen zu den ersten Trainingseinheiten.
„Tja, und dann bin ich drei Mal zu lange sitzen geblieben. Beim vierten Mal war ich dann Trainer“, blickt er schmunzelnd zurück. Inzwischen spielen auch die Töchter Handball, und der Vater übernahm auf Wunsch seines Vorgängers Dieter Breuer den Abteilungsleiterposten. „Mach du das doch“, habe Breuers Vorschlag gelautet, und „ich kann schlecht Nein sagen“, stellt er fest. Außerdem sind ihm der Handball und vor allem die Kinder – nicht nur die eigenen – ein Herzensanliegen. Bis heute trainiert Michael Eßer die Mannschaften seiner Kinder. Selber spielt er allerdings nicht mehr, eigentlich. Denn manchmal stellt er sich noch ins Tor, aber nur beim Training.
Rund 120 Kinder und Jugendliche spielen beim JTV Handball, angefangen bei den „Minis“ bis hin zur B-Jugend. Selbst eine reine Mädchenmannschaft gibt es. Auch eine Herrenmannschaft geht für den Jülicher Verein an den Start. Die Damen bilden eine Spielgemeinschaft mit dem HC Weiden. Dass beide Teams in der vergangenen Saison aufgestiegen sind, erfüllt ihren Abteilungsleiter verständlicherweise mit einem gewissen Stolz. Und dann kommt er auf ein Thema zu sprechen, das ihm besonders wichtig ist: „Alleine kann man das nicht. Da braucht es ein gutes Team“, weiß Eßer aus Erfahrung und fügt dann noch hinzu, dass „sein“ Verein über ein wirklich „super Team“ verfüge. Viele der ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainer inklusive ihrem Abteilungsleiter besitzen eine C-Lizenz, darunter – und das freut den „Überzeugungstäter“ besonders – sind auch zahlreiche Jugendliche. Gleiches gilt für den Schiedsrichter-Nachwuchs. „Wir haben letztes Jahr zwölf Jugendliche zu Schiedsrichtern ausbilden lassen“, erzählt Eßer, und auch hier klingt Stolz auf „seinen JTV“ mit.
Bleibt bei so viel Engagement für den Handballsport überhaupt noch Zeit für anderes? Michael Eßer muss angesichts dieser Frage schmunzeln. Offenbar nimmt er sich die Zeit: Vorsitzender des Fördervereins des Gymnasiums Haus Overbach ist der ehemalige Overbacher bereits seit Jahren – „ist ja für die Kinder“. Auch im Lions Club Juliacum engagiert er sich. Ein Berufsleben hat der studierte Jurist natürlich ebenfalls. Bleibt da noch Zeit für eigene sportliche Aktivitäten? Wenn man schon morgens um halb fünf die Laufschuhe schnürt, dann schon, weiß Michael Eßer und verrät, dass „100 Kilometer im Monat Pflicht sind“. Einen Halbmarathon hat er schon häufiger absolviert, im April dieses Jahres kam in Hamburg der erste Marathon dazu. „Das wollte ich unbedingt machen, bevor ich 50 bin.“ Ziel abgehakt. Weitere derartige Pläne gibt es bisher nicht. Aber dass es im Leben des Michael Eßer sportlich bleibt, steht außer Frage.