Um die Chance darauf um ein Mehrfaches zu erhöhen, hat der Mensch immer wieder neue Geräte und Maschinen erdacht, entwickelt und gebaut. Ein besonderes Erfolgsmodell darunter ist sicherlich der Traktor, der auch nach Jahrzehnten nichts an seiner Wirkungskraft verloren hat – genau so wenig wie an seiner Faszination.
Logisch ist damit auch der Schritt der Interessengemeinschaft IG Traktorfreunde Jülicher Land, sich gerade auf dem Erntedankfest vom 4. bis zum 6. Oktober einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wir sind dann auf dem Schlossplatz, wo zum Weihnachtsmarkt das Karussell steht“, erklärt der 1. Vorsitzende Marcel Schipnick. Sie brächten bringen mindestens zehn Trecker mit, versichert der Vorstand um Schipnick, Kassierer Christopher Dahmen und Schriftführer Wolfgang Windisch. „Da kommen nicht nur wir, da kommen ja auch andere.“
Bislang hatte die IG Werbung in eigener Sache beim Lindenfest Merzenhausen, im Barmener Haus Overbach gemacht sowie insbesondere auf dem Feuerwehrfest in Koslar: „Die laden uns jedes Jahr ein mit unseren Treckern. Da stehen wir jedes Jahr von Anfang an“, betont Windisch. Von Anfang an, das bedeutet seit sechs Jahren. So lange gibt es die IG bereits. „Es gibt viele, die kennen den Verein noch gar nicht“, erklärt das Trio, um sofort im Anschluss klar zu stellen, dass es ja gar kein Verein, sondern eine Interessengemeinschaft sei.
„Als Verein müssten wir uns ja eintragen lassen. Das wollten wir eigentlich gar nicht“, erklärt Wolfgang Windisch. „Wir wollten einfach nur ganz locker sagen: Wir treffen uns regelmäßig und haben denselben Sinn oder Blödsinn im Kopf, halt Trecker.“ Eins der regelmäßigen Treffen findet jeweils am ersten Mittwoch im Monat um 19:00 Uhr im Restaurant Olympia im Broicher Hof in Broich, Alte Dorfstraße 72, statt. „Da wird bequatscht, ob wir zu einem Treffen fahren, wer mitfährt oder sonstiges“, erzählt Windisch. „Wir fahren auch schon mal mit den Treckern Samstag nachmittags zum Beispiel nach Beeck zum Erzählkaffee mit sieben oder acht Treckern. Da fahren auch die Frauen mit von den älteren Herrschaften, die sitzen dann hinten drauf oder seitlich. Da haben wir immer viel Spaß.“
Wer Interesse daran habe, könne gerne einmal vorbeikommen. „Wir haben auch eine Facebook-Seite“, ergänzt Christopher Dahmen. Infos erteilt zudem Marcel Schippnick, Tel. 0177 / 4726917. Neue Mitglieder sind immer herzlich willkommen. „Die letzten sind aus Zufall zu uns gekommen. Die hatten ihre Wohnwagen neben unseren stehen und suchten einen Verein“, meint Wolfgang Windisch. „Da haben sie gesagt: Kommt doch zu uns! Da haben die sich das angeschaut und dann gesagt: Okay, da machen wir mit.“ Vieles geschehe einfach durch Mundpropaganda, bekräftigt auch Marcel Schnipnick.
Derzeit gehören 14 Mitglieder im Alter von 19 bis 81 Jahren, darunter drei Frauen zur Interessengemeinschaft IG Traktorfreunde Jülicher Land. Das breite Altersspektrum spiegelt sich auch im Vorstand wieder: Dort arbeitet der 46-jährige Marcel mit dem 62-jährigen Wolfgang und dem 29-jährigen Christopher zusammen. Zusammen hält sie das Interesse am Trecker. „Irgendwann hat man sich einen Traktor gekauft, weil man Spaß dran hat. Ich brauche ihn zum Beispiel zum Holzspalten“, bemerkt Schipnick.
Und schon ist die Fachsimpelei im Gange: Lanz Bulldog, IHC McCormick, Porsche Allgeier, Renault, Holder, Deutz und Fendt – all diese Traktoren-Marken sind in der IG vertreten; alte Traktoren, die über 60 Jahre alt sind, jüngere, die 30 Jahre alt sind, entweder gepflegt und restauriert oder in Patina. Der älteste ist von 1948, der jüngste etwa von 1985. Mit Wohnwagen oder Bauwagen dahinter oder mit Zelt fahren sie auf Treffen in Doveren, Kirchherten, Merzenich, Vettweiß, Kleinhau oder Jüchen. Die Älteren ohne Wohnwagen schauten indes samstags nachmittags mit dem Traktor vorbei.
„Mittlerweile werden wir von denen, wo wir schon mal waren, angeschrieben, ob wir wieder teilnehmen“, meint Wolfgang Windisch. „Wenn man da öfters ist, kommen schon mal ein paar Neue dazu, aber bekannte Gesichter sieht man halt immer.“ „Man lernt sich bei den Treffen auch an der Bierbude kennen“, erklärt Marcel und lacht. „Man sieht sich auf den Treffen wieder, man kennt die Leute, man grüßt sich. Hier vorne wohnt noch einer auf der Straße, aber der ist in keinem Verein. Den sieht man auch überall.“ Es gebe natürlich auch welche, die in keinem Verein seien, aber trotzdem zum Treckertreff kämen.
So stehen die Fans zusammen und quatschen über ihre „Bolliden“, knüpfen neue Kontakte. Doch auch außerhalb der Treffs lernt man sich kennen, wie Marcel Schipnick erzählt: „Ein Mitglied haben wir, den habe ich unterwegs getroffen. Der fährt jeden Tag mit dem Traktor spazieren. Dann habe ich den einfach mal angehalten und ihn gefragt. Der wusste gar nicht, dass es uns gibt. Wir machen ja auch nicht groß Werbung.“ So ist das Erntedankfest in Jülich für die IG die erste große Präsentation ihrer Lieblinge in der Öffentlichkeit.
Einen Trecker zu haben ist nämlich keine Voraussetzung für eine Aufnahme in die Interessengemeinschaft. „Es gibt ja auch Leute, die wollen sich gerne einen Trecker kaufen oder haben Interesse daran, möchten aber erst mal reinschnuppern“, erläutert Marcel, und Christopher ergänzt: „Die möchten einfach mal ‘ne Runde Trecker fahren, um das Feeling zu erleben.“ „Die können gerne bei uns mitmischen, die können auch mal gerne mit einem Traktor fahren, wenn sie das vorher noch nie gemacht haben“, fügt Marcel hinzu. „Das ist nicht das Problem.“
Genau so offen ist die Herkunftsfrage. Die Mitglieder sind aus Jülich, Bourheim, Kirchberg, Koslar, Barmen, Serrest und aus Elsdorf. „Die Elsdorfer Clique hat ihre Traktoren in Müntz stehen“, erklärt Christopher Dahmen. Wolfgang Windisch ergänzt: „Darum haben wir gesagt: Jülicher Land ist groß, das passt.“ Und wie kommen dann die Freunde zusammen? „Manche treffen sich unterwegs irgendwie“, sagt Christopher. Wolfgang erläutert: „Es wird ein Treffpunkt ausgemacht, zum Beispiel…“ „…in Richtung Merzenich“, spricht Christopher, ehe Wolfgang fortführt: „ …dann würden wir uns vielleicht in Hambach treffen…“ „…oder bei Stetternich irgendwo da am Kreisverkehr“, erzählt Christopher weiter. „Oder man trifft sich unmittelbar, weil manche fahren halt schneller, die anderen langsamer. Die nächsten kommen nach, weil sie noch arbeiten müssen. Das ist halt gerade so, wie es bei den meisten passt. Das ist eine spontane Sache.“