„Es war ein Tag des Triumphs“, noch heute strahlt Hans Desgronte, LaGa-Geschäftsführer a.D. beim Gedanken an den Tag der Eröffnung der Landesgartenschau. Mit einem tollen Team, bei dem wegen der Begeisterung für das Projekt keiner so recht nach der „Stechuhr“ schaute, ist es gelungen, aus dem verwunschenen Ort „Brücken- kopf“ eine sehenswerte Landesgartenschau zu formen. Und Fachleute hätten bestätigt: „Jülich hat Bundesgartenschau-Niveau“ sagt Desgronte nicht ohne stolz. Eröffnung feierte die Landesgartenschau mit Ministerpräsident Johannes Rau und Ehefrau Christina, und den Ministerinnen Ilse Brusis und Bärbel Höhn.
Es muss wohl bei einer Gartenparty Ende der 1980er Jahre gewesen sein, so hat es Heinz Rhein als Landesgartenschau-Botschafter bei seinen Reisen quer durch Deutschland 1998 vorgetragen, als Jülicher Stadträte die Vision „Landesgartenschau“ entwickelten. Einstimmig war im Stadtrat am 27. Oktober 1988 das Votum, es zu versuchen und so schickten am 15. November 1988 der SPD Bürgermeister Heinz Schmidt und der CDU Stadtdirektor Albert Eduard Schröder ein gemeinsames Bewerbungsschreiben an Klaus Matthiesen, damals NRW-Minister für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft. Was folgte wissen alte Jülicher: Jahrelange Diskussionen und Debatten im Rathaus, in den Kneipen und auf den Straßen, in die sich natürlich viele Stimmen einmischten. Eine von ihnen war Adi Retz, 1988 Landrat von Jülich, der sagte: „Die Landesgartenschau ist für Jülich die einmalige Chance, Geschichte und Natur zu verbinden und mit einer weitreichenden Unterstützung des Landes NRW das Modell einer modernen Stadtsanierung mit der ökologischen Neugestaltung des gesamten Umfeldes zu realisieren.“ Drei Jahre sollte es bis zur Zusage dauern, die am 31. Januar 1991 Ministerialrat Anton Kränzle und Ernst Beck, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft für Gartenbau und Landespflege, überbrachten.
Damit waren Skepsis und Ablehnung aber noch nicht überwunden. Im Wortlautprotokoll der „historischen“ Stadtratssitzung vom 26. Januar 1995 ist zum Antrag nachzulesen: „Die Landesgartenschau 1998 findet nicht statt.“ Begründung: „So wird der Haushalt der Stadt Jülich für die nächsten 30 Jahre mit jährlich etwa zwei Millionen DMark belastet“, während andere ungelöste Probleme wie Stadthalle, Freibad, Hallenbad unbedingt angegriffen werden müssten. Und das waren nur die Folgekosten. Klar war, dass die Kosten für die Landesgartenschau 20 Millionen DM nicht übersteigen durfte und die Hälfte der Summe aus dem Stadtsäckel zu bestreiten war. Die Sanierung des Festungsbauwerks Napoleonischer Brückenkopf, die noch einmal mit 20 Millionen DM zu Buche schlugen, waren darin allerdings noch gar nicht enthalten werden – musste aber aufgebracht werden. Die Generation der 1995 a.q. hat keine Vorstellung mehr, wie überwuchert – oder romantisch ausgedrückt – märchenhaft das Festungswerk aussah. Vielmehr sah man es nicht, weil Baumbewuchs und Efeuranken das Mauerwerk verdeckten. Welche Arbeiten notwendig waren schildert Dr. Peter Nieveler im Jahrbuch des Kreises Düren 2009. Das Land NRW gewährte zur Wiederherstellung einen Zuschuss von 15.000 DM. Mit einer knappen Mehrheit von fünf Stimmen entschied der Rat sich für letztendlich für die Landesgartenschau.
Normalerweise, so erklärt Hans Desgronte, der aus den Reihen der Stadtverwaltung Jülich mit der Gründung der Gesellschaft und der Geschäftsführung der Landesgartenschau Jülich beauftragt wurde, sind rund zehn Jahre Vorlauf nötig, um Planung und Umsetzung eines solchen Großprojekts auf 33 Hektar vorzubereiten. Der Zuschlag kam 1991 und die Aufbauarbeiten begannen 1996. Praktisch rund um die Uhr wurde gewerkelt, um pünktlich zur Eröffnung „parat“ zu sein. Dazu gehörte auch, verriet Hans Desgronte, dass die Landschaftsgärtner beispielsweise die Tulpenzwiebeln „auf Eis“ legen mussten, damit sie am 25. April auch gleichzeitig alle und mit gleichem Wuchs ihre Pracht entfalten konnten. Und natürlich gab es auch Pannen, die mit Kreativität und Flexibilität bewältigt werden mussten. Lachend erzählt Hajo Bülles, von Stunde Null an bei der LaGa und bis heute bei der Nachfolgegesellschaft Brückenkopf-Park in Brot und Lohn, dass auf dem ersten Flyer das Veranstaltungsdatum fehlte. Händisch hätten er und seine Vereinskollegen der Fahnenschwenker an Karfreitag 50.000 Flyer mit dem fehlenden Datum „nachettikettiert“.
Absolut überzeugt ist Hans Desgronte bis heute, dass die Entscheidung für Jülich wesentlich und richtig war. Im Zuge der Landesgartenschau wurde auch die Stadtsanierung und-Entwicklung in den Blick genommen. Um nur einige Punkte zu nennen: Seither gibt es den Ring-Schluss rund um Jülich und den Von-Schöfer-Ring, ist die Pasqualini-Brücke der neue Stadteingang zur Zitadelle und der Umbau des Bahnhofs zum soziokulturellen Zentrum, liebevoll „KuBa“ genannt, wurde vollzogen. Insgesamt, so rechnet Dr. Nieveler in seinem Beitrag 2009 vor, seien vor und während der Landesgartenschau in Jülich rund 70 Millionen Mark investiert worden. „Dabei wurde das Gesicht der Stadt zunehmend schöner und bei Beginn der LGS konnte man feststellen, dass nun der Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt abgeschlossen war. “
Schön, ist es, etwas sichtbares hinterlassen zu haben, freut sich auch der Pensionär Hans Desgronte.