Bewusstseinserweiternde Substanzen hatten bei Musikern seit eh und je einen besonderen Stellenwert. Sehr weit verbreitet ist im Reich der Klänge die Vorstellung, dass viele Ideen erst dann entstehen, wenn sich die eigenen Sinne, sagen wir mal, weit jenseits der eigenen Erfahrungswelt befinden. Also der Künstler in Welten vordringt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen, geschweige denn betreten hat. Umso erstaunlicher ist oft die Erkenntnis, wenn nach gelungenem Entzug die Ideen auch weiterhin und oftmals sogar noch vielfältiger sprudeln. Allerdings gibt es auch hier Gegenbeispiele, wenn am Ende ein ausgebrannter Mensch übrig bleibt, der ohne Rauschmittel überhaupt nicht mehr zu funktionieren scheint.
Nichtsdestotrotz handeln auch viele Songs von dem (be-)rauschenden Gefühl, auf Drogen zu sein. Die Aussage „I’m on Drugs!“ und das Verpacken in griffige Melodien, oder was man so als solche ansieht, lässt sich nicht nur an unzähligen Liedern absehen, sondern auch in viele Kategorien packen.
Hier ein paar davon: Kiffer-Lieder – oder von Kiffer zu Kiffer
10. Snoop Dogg feat. Wiz Khalifa – Kush ups (2016)
Kiffen macht vielleicht gleichgültig (Mir doch egal…), aber selten einsam. Vielmehr ist das Rauchen von Marihuana und ähnlichem in Gemeinschaft der wahre Genuss. Davon können User unendliche Liedchen singen. Machen sie auch. Snoop Dogg und Wiz Khalifa sind in dieser Richtung ihr ganz eigenes Genre und können jeder für sich eine Top 10 erstellen. Aber es gibt sie auch im Doppel-Pack.
9. Rainy Day Women #12 & 35 – Bob Dylan (1966)
“Everybody must get stoned“: Eindeutiger war der Aufruf zum Kiffen in den 60ern selten, abgesehen vom kryptischen Titel, der allerdings auch nirgendwo im gesamten Song vorkommt. Nach dem Sinn seines Lieds befragt antwortete Dylan, es sei durch und durch ein Protest-Song. Ein Schelm, der anderes dabei denkt.
8. Afroman – Because I Got High (2000)
mit stilsicherem Video featuring Jay & Silent Bob. Erinnert sich noch jemand an deren wunderbaren Auftritt im Film „Dogma“? Mit Alanis Morissette als Gott? Der Song „Because I Got High“? Geht darum, dass der Protagonist zu nix gekommen ist, weil…
7. Wir kiffen – Stefan Raab (2001)
Noch weniger subtil, dafür ein Beispiel angewandter Satire als Comedy. Inspiriert von Afromans „Because I got high“ spontan entstanden. Ein Song, „in der wir ausdrücklich vor der Gefahr warnen“, wie Stefan Raab es formulierte. Der Inhalt ist derselbe. Vielleicht mit dem Unterschied, dass „Wir kiffen“ um einiges lustiger wirkt, weil es wohl auch Menschen außerhalb der Hood anspricht.
6. Don’t bogart me – Fraternity of Man (1968)
Ob der Joint nicht selbstvergessen an der Lippe hängend runterbrennen oder einfach nach dem Rauchen weggeschnippt werden soll, sei dahingestellt. Hauptsache, der Raucher denkt auch an andere und reicht ihn weiter, in erster Linie natürlich an denjenigen, der singt. Ein seltenes Beispiel, dass ein Eigenname als Verb in den allgemeinen Wortschatz gelangt ist. Hier der von Humphrey Bogart. Um der Zensur zu entgehen, wurde einfach der Refrain gekürzt („Don’t bogart {that joint, my friend, pass it over to} me“).
5. War das etwa Haschisch? – Georg Danzer (1976)
„Ich hab’ den Sonnenschein im Blut“ – Wunderbar naiv und vor allem völlig wertfrei. Egal auf welcher Seite die Hörerschaft steht, Danzers Lied ist Grundgefühl und Satire zugleich. „Ich geh’ sonst nie auf Parties, weil mir auf Parties immer fad ist.“ Dem ist wenig hinzuzufügen.
4. Mr. Greenthumb – Cypress Hill (1998)
Das Lied über den Menschen mit dem grünen Daumen, der alles über den Anbau von Weed weiß. Und überhaupt: „Greenhouse effect with the weed connect.“ Gut, es ließe sich jetzt auch genauso gut „Hits from the Bong“ mit dem passenden Blubber-Sound nennen. Oder „I want to get high“. Oder direkt das gesamte Album „Black Friday“ von 1993…
3. A Day in the Life – The Beatles (1967)
Eigentlich ist das ultimative Kiffer-Lied der Beatles „Got to get you into my Life“, mit dem Paul die Droge in seinem Leben willkommen heißt. „A Day in the Life“ ist dagegen so was von undruggy, was die Lyrics betrifft. Ausgenommen eine Zeile: „I’d love to turn you on.“ Beim Schreiben dieser eindeutigen Referenz schauten sich Paul und John wissend an. Message received: Die BBC nahmen diese Zeile zum Anlass, um den Song von ihrer Playlist zu verbannen.
2. Shit-Hit – Ton Steine Scherben (1978)
„Nur meine kleine Pfeifen kann ich mir nicht verkneifen“: Einer der Texte, die Rio Reiser nicht geschrieben hat, sondern Corny Littmann, Eigentümer des Schmidt Theaters und ehemaliger Präsident vom FC St. Pauli, für ein Brühwarm-Programm. Dafür war Rio an der Musik beteiligt. Überhaupt war er dem Haschisch wenig abgeneigt. Zerstört hat ihn letztlich aber eine andere Droge: der Alkohol.
1. Legalize it – Peter Tosh (1976)
Bob Marley war das Gesicht des jamaikanischen Reggaes in den 70ern und hat nicht nur in seinen Liedern „Kaya“ oder „Easy Skanking“ reichlich Werbung für einen guten Spliff gemacht. Dennoch hat sein alter Kumpel Peter Tosh, gemeinsam mit Bunny Wailer Bandkollege bei den Ur-Wailers, die ultimative Ganja-Hymne ins Leben gerufen. „Legalize it and don‘t criticize it“. Gemeint ist natürlich „Tamjee, „Weed“, „Marijuana“ oder „Ganja“, wie er es auch in seinem Song erklärt. Der Erfolg scheint ihm recht zu geben.