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Jülich zwischen den Kriegen

Susanne Richter und Doris Flesch vom Stadtarchiv Jülich laden Interessierte zum Besuch des Digitalen Lesesaals ein. Akten sind jetzt auch online recherchierbar.

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ollage mit Akten aus Bestand III (Nrn. 32, 38, 78, 357, 551). Foto: Stadtarchiv
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Bislang waren die wenigen Unterlagen, die es zu Jülich zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg im Stadtarchiv gibt, nur teilweise und auch nur sehr komprimiert erfasst und recherchierbar. Das hat sich nun geändert: Doris Flesch vom Stadtarchiv hat den Bestand, der die Bezeichnung III trägt, einer intensiven Neuverzeichnung und Neuordnung unterzogen. Er ist jetzt in der Archivdatenbank verzeichnet und kann ab sofort von jedem im digitalen Lesesaal des Stadtarchivs durchstöbert werden – bequem von Zuhause aus oder direkt vor Ort.

Wer kennt die Bilder des kriegszerstörten Jülichs? Wenn man die Reste des Rathauses sieht, kann man sich nur wundern, dass es überhaupt Unterlagen gibt, die diese Zerstörung überstanden haben (Abb. 1). Tatsächlich wurden alle Akten, die zur Zeit der Bombardierung in den Büros des Rathauses lagen, vernichtet. Aber nicht alle Unterlagen befanden sich in den Büros: Ein Teil der Akten der Bauverwaltung (heute Teil des Bestandes 009), Akten aus der Besatzungszeit, die Meldekartei und Personenstandsregister haben die Bombardierung überstanden, wenn auch in einem teilweise schlechten Zustand. Der Grund hierfür liegt in der sicheren Aufbewahrung des Archivgutes. Als eine der ersten Maßnahmen der 1929 neu eingerichteten Archivberatungsstelle der rheinischen Provinzialverwaltung waren im Keller des frisch renovierten Rathauses zwei Archivräume eingerichtet worden. Das war ein großes Glück, denn so konnte eine Vielzahl der heute noch vorhandenen Unterlagen gerettet werden.

Das kriegszerstörte Rathaus, rechts daneben die ehemalige Polizeistation mit dem dahinterliegenden Feuerwehrgerätehaus. Foto. Stadtarchiv
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1936 wurde zusätzlich für die Registratur, also die nicht mehr benötigten Akten, eine früher für Feuerwehrzwecke benutzte Halle im Rathausanbau umgebaut. Die Decken dieses Gebäudes waren statisch besonders hoch belastbar. Die Kellerräume dieses Anbaus wurden deshalb zu Luftschutzräumen ausgebaut und im Erdgeschoss Registratur und Bibliothek eingerichtet. Die gewölbten Keller des Rathauses und das Feuerwehrgerätehaus erwiesen sich bei der Bombardierung der Stadt am 16. November 1944 als sehr widerstandsfähig.

Ehemalige Berufsschule der Stadt. Hier war 1945-1953 die Stadtverwaltung untergebracht.Foto: Stadtarchiv

Die Kellergewölbe wurden nur wenig beschädigt, obwohl das Rathaus vollständig zerstört war. Auch die Registratur, die sich ja im Nebengebäude befand, überstand die Bombardierungen relativ unbeschadet. So konnten nicht nur der historische Altbestand, die Akten aus der Preußenzeit, sondern zum Beispiel auch die historischen Zeitungsbände und die Altaktenregistratur den Krieg überstehen. Im März 1946 wurden diese Akten geborgen. Der Teil, der damals für besonders wertvoll gehalten wurde, wurde nach Schloss Gymnich gebracht. Das Schloss diente nach dem Krieg als vorläufiger Sammlungsort für die Archive, die während des Krieges ausgelagert worden waren.

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Viele andere Akten wurden in der Berufsschule untergebracht, die nach dem Krieg vorübergehend Sitz der Stadtverwaltung war. Hier wurden sie in einem Kellerraum eingemauert und erst beim Umbau des Berufsschulgebäudes Ende des Jahres 1953 wiedergefunden. Bei dieser Geschichte wundert es nicht, dass viele der Unterlagen heute in einem so schlechten Zustand sind, dass sie erst einmal restauriert werden müssen. Das Stadtarchiv hat Förderanträge beim Land NRW und beim Bund gestellt, um sie möglichst schnell wieder in die Nutzung geben zu können.

Was kann man nun in diesem inzwischen 749 Nummern umfassenden Bestand finden? Zum Beispiel viele Unterlagen aus der Zeit der belgischen Besatzung, mit denen die Jülicher Familien Schäden geltend machten, die ihnen von den Besatzungssoldaten in ihren Häusern zugefügt wurden. Hier werden sicherlich viele Familien überraschende Informationen zu ihren Eltern und Großeltern finden. Auch interessant für Familienforscher könnten Akten zur Vergabe von Hauszinssteuerhypotheken sein. Es gibt viel Neues zu entdecken.

Alle Unterlagen können nun, soweit der Zustand es zulässt, im Stadtarchiv eingesehen werden. Es lohnt sich, sich im Digitalen Lesesaal umzusehen.

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