Googlet man die junge Frau, findet man so gut wie nichts – Sie mag Iihre Privatsphäre, was in Zeiten von Social Media und unzähligen möglichen Accounts ja geradezu ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Ihre Haltung zum Thema ist absolut nachvollziehbar…es scheitert aber auf keinen Fall an möglichen, interessanten Themen, die Sie veröffentlichen könnte.
Seit acht Jahren arbeitet Freya Lüdeke nun schon für das Diakonische Werk in Jülich, seit etwa anderthalb Jahren wohnt sie nun auch hier und erfreut sich am angenehmen Leben in der Herzogstadt. Aufgewachsen ist die 35-jährige in Ostwestfalen Lippe, als eine von zwei Schwestern. Die Familie ist bi-konfessionell, Freya selbst ist evangelisch. Das ist in Ostwestfalen ungewöhnlich, in Lippe jedoch nicht, wie sie mir erklärt. Dennoch findet ihre Schulzeit doch durchgehend auf katholischen Schulen statt. Im Gespräch merkt man gleich, dass sie zwar ein christlich gläubiger Mensch ist, ihr dabei aber gleich ist, ob und an welchen Gott ihr Gegenüber glaubt. Nötig bis sympathisch mit Augenmerk auf Ihre alltägliche Arbeit.
Während ihrer Schulzeit hat Freya die Möglichkeit einen Schüleraustausch nach Afrika, genauer Südafrika mitzumachen. Nach der Schule kann sie auch noch bei einem Workcamp in Kenia teilnehmen. Hieraus wird sich später ihr Studienwunsch ergeben und sie geht nach Bayreuth, um dort Afrikawissenschaften zu studieren. Der Studienort ist dabei Zufall oder Schicksal…an diese Grenze stoßen wir noch öfter. Festhalten kann man aber, dass es die einzige Universität ist, wo man dieses Fach in Deutschland studieren kann. Nach dem Bachelor folgt ein Jahr im Ruhrgebiet gefüllt mit Praktika bei der Diakonie und einer Mitarbeit im Flüchtlingsrat. Angeregt durch das Interesse am Thema beschließt Freya Lüdeke den Master in „Kultur und Gesellschaft Afrikas“ ebenfalls in Bayreuth hinterherzuschieben. Der Fokus liegt auf dem Thema Migration, Kontakt mit diesem Thema gab es ja bereits vermehrt. Da der Studiengang recht klein ist, besteht die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit mit ihrem Hauptdozenten, der sich im Speziellen mit der Flucht aus Eritrea beschäftigt. Freya kann so in Äthiopien, größtenteils in der Hauptstadt Addis Abeba forschen. Einen Teil dieser Zeit verbringt sie auch in einem Flüchtlingscamp, was ihr viel beim Verständnis der Menschen, die heute in die Beratung zu ihr kommen hilft, sagt sie.
Durch ihre Kontakte und Erfahrungen aus den Praktika landet sie 2012 im Rheinland, genauer erneut bei der Diakonie – ein Kontrastprogramm zum konservativen Bayern. Diese „Verbundenheit“ zu ihrem auch heutigen Arbeitgeber zieht sich also durch wie ein roter Faden. Sie sei eben eine treue Seele, meint sie mit einem Zwinkern. Seit 2013 berät Freya nun schon Geflüchtete bei ihrer Arbeit in Jülich. Dabei ist es ihr wichtig nie die Beweggründe zu beurteilen, wieso es jemand auf sich nimmt aus seiner Heimat zu fliehen. Denn das würde der Diakonischen Haltung widersprechen, so ihre Einstellung. Festhalten kann man, da sind wir uns einig, dass dabei immer ein großer Teil Verzweiflung eine Rolle spielt. Auf die Frage nach Gründen antworten die meisten Menschen, dass sie ein Leben suchen und finden möchten. Sie sich Sicherheit für ihre Familie und sich wünschen, fernab von Willkür und Machtstaatlichkeit. Ein Leben, in dem der Wert des einzelnen Menschen eine Rolle spielt. Wer könnte das übelnehmen. Oft sind es schlimme Geschichten, die die Beraterinnen zu hören bekommen. Wahrscheinlich rührt daher auch der erhöhte Wunsch nach Privatsphäre. Man muss ich etwas abgrenzen, die Geschichten nicht alle mit nach Hause nehmen. Sonst stumpfe man ab und es sei wichtig emphatisch und gesund zu bleiben, sagt Freya Lüdeke.
Wir reden naturgemäß auch über Schicksal, das Los, das ein Mensch haben kann. Der Gedanke behagt der jungen Frau nicht. Sie bezeichnet sich selbst ja als gläubigen Menschen. Man könnte also die Verantwortung für ein Schicksal bei Gott sehen, im positiven wie negativen Sinn. Das ist ihr aber zu festgelegt und begrenzt, auch in Bezug auf ihre Arbeit. Ein Vertrauen in Gott sei wichtig. Aber wir alle haben ein Gehirn und sollten es benutzen, so ihre klare Ansicht. Das gelte ebenso für uns wie auch für die Geflüchteten. Sie könne ausschließlich beraten, die Entscheidungen müssen die Betroffenen ja selbst treffen. Im Asyl-Verfahren gibt es nun mal Rechte, aber auch Pflichten. In der Beratung verhelfen sie und ihre Kolleg*innen lediglich zu Selbstwirksamkeit.
Am Wichtigsten ist den Geflüchteten der Wunsch nach einem respektvollen Umgang. Einer Begegnung auf Augenhöhe, das ist auch Freya Lüdeke sehr wichtig. Dazu gehöre aber auch schlechte Nachrichten zu überbringen. Denn nur vollumfänglich informiert, habe der oder die Geflüchtete die Möglichkeit zu einer Reaktion. Auf meine Frage, ob es Vorurteile gebe bzgl. ihres kirchlichen Arbeitgebers, antwortet sie mit einem entschiedenen „Nein“. Im Gegenteil: Durch die Abgrenzung von der Behörde hätten die Geflüchteten ein sehr klares Verständnis für ihr Gegenüber. Die Assoziationen seien eher positiv, unabhängig, vertrauensvoll und vor allem niederschwellig. Eine Bekannte in unbekanntem Gebiet.
Vor mir sitzt eine sympathische Person, die sich selbst als organisierte Chaotin sieht, unser Gespräch springt auch ein bisschen, ist aber zu jedem Zeitpunkt interessant. Manchmal ringt sie nach dem richtigen Wort, nicht, weil sie nicht wortgewandt wäre, sondern eher, weil sie mehr als andere über die genaue Bedeutung eines Wortes nachdenkt. Sie wirkt außerdem wie eine Person, die ihren Platz in der Welt gefunden hat und ich zweifele nicht, dass sie diesen gut auskleidet.
Die Alltagsbegleitung der Asylsuchenden fällt übrigens nicht in den Arbeitsbereich der Diakonie. Diese Arbeit übernehmen in Jülich sowohl die Sozialdienste als auch ehrenamtliche Mitarbeiter, zum Beispiel vom Arbeitskreis Asyl. Wer jetzt also sowieso gerade über Vorsätze und neue Wirkungskreise nachdenkt und loslegen möchte, dem sei diese Seite ans Herz gelegt. An Arbeit und Möglichkeiten mangelt es eigentlich nie.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.evkgj.de zu laden.