Die Erzählung rund um Wirtin Edith ist nicht die erste aus Dagmar Hansens Feder. Aber dennoch ist „Jungfernmord“ eine Art Premiere für sie – dieses Buch ist das erste, das unter ihrem richtigen Namen erschienen ist. Bereits 2005 ist Hansens Erstling erschienen, damals noch unter dem Pseudonym „Dagmar Schnabel“. „Ich schreibe täglich so zwei bis drei Stunden“, erklärt die Wahl-Barmenerin. Dabei verfolgt Hansen eine vielleicht etwas ungewöhnliche Strategie: „Ich schreibe einfach darauf los ohne vorher zu plotten.“ Auch wenn sie keinen Plot (eine Art Gerüst für die Handlung) entwirft, so ist sie dennoch ausgesprochen gründlich. Bevor Dagmar Hansen ihre Geschichte zu Papier gebracht hat, hat sie ausführlich recherchiert. Sie hat alles gelesen, was an Dokumenten über die Gripekovener Burgherren, ihre einst gewaltige Burg und auch ihren schlechten Ruf als Raubritter zu finden war. Und, Dagmar Hansen hat sich selbst quasi auf Zeitreise begeben: Angetan mit mittelalterlichen Gewändern ist sie mit einem Trupp (Hobby-)Rittern, Händlern, Schmieden und ähnlichem Volk auf Reisen gewesen und hat dabei in der Feldküche den Kochlöffel geschwungen. Ob in Wirtin Edith vielleicht auch ein wenig Dagmar Hansen steckt…..?
Zurzeit plant die leidenschaftliche Autorin einen Nachfolger von „Jungfernmord“. Schließlich hat Edith einen Schwur getan und den muss sie ja nun auch halten, schmunzelt ihre Schöpferin. Rund ein Jahr dauert es, bis eine neue Geschichte so weit gediehen ist, dass Hansen ihr Manuskript an die Verlage schicken kann. Vorher hat jedes ihrer Werke bereits eine intensive Überarbeitung erfahren: „Mein Mann liest jedes Buch erstmal Korrektur, er ist ein sehr akribischer Lektor.“
Geschrieben wird gerade allerdings eine andere Erzählung, dabei reist Hansen nicht ganz so weit in die Vergangenheit. Es ist um 1809, irgendwo in den Feldern zwischen Aachen, Haaren und Würselen, kurz nach dem sogenannten Jungenspiel in einem der Dörfer…. Was dann passiert? Dagmar Hansen lächelt und verrät verständlicherweise nicht allzu viel, nur eines: „Es fließt immer Blut.“
Sitzt sie nicht am Schreibtisch, verbringt Dagmar Hansen ihre freie Zeit gerne mit ihren Katzen und im Garten ihres Barmener Hauses. Dort ist sie kürzlich über ein seltenes Fundstück gestolpert: „Ich habe eine alte Münze von 1842 in der Erde gefunden.“ Spricht’s und überlegt auch gleich, was ihr der Fund wohl sagen möchte. „Vielleicht ist in unserem Haus etwas passiert, möglicherweise haben die ehemaligen Bewohner etwas zu sagen?“ Hansens Neugierde ist jedenfalls geweckt. Sobald der Würselener Mord aufgeklärt ist, dürfte sie sich in die Suche nach der Historie ihres Eigenheims vertiefen. Denn „das Recherchieren macht mir am meisten Spaß.“ Und schließlich ist auch der „Jungfernmord“ aus einem simplen Zufall entstanden: „Ich bin über ein paar historische Dokumente und Lagepläne gestolpert.“ Mit ihrem Buch hat Dagmar Hansen die Hochzeiten derer zu Gripekoven wieder aufleben lassen. Heute ist von der einst modernsten Wehranlage ihrer Zeit im hiesigen Raum kaum noch etwas zu erkennen. Wer heute in das Örtchen bei Wegberg fährt, sieht allenfalls ein Kapellchen oder einen historischen Fachwerkhof. Ein geschultes Auge erkennt hinter dem Dorf die Reste von Burghügel und Graben. Nach langer Belagerung trugen einst die Truppen des Grafen von Jülich den Sieg davon und Burg Gripekoven wurde geschleift. Was dann passierte?
Wer weiß, was Wirtin Edith in Hansens nächstem Werk so erleben wird. Sicher ist, wie immer bei Hansen, wohl nur eines: Es wird Blut fließen, irgendwo zwischen Wegberg, Linnich und Aachen….
BUCHINFORMATIONEN
Taschenbuch, 310 Seiten
Erscheinungsdatum 5.9.2018
ISBN 978-3-8392-2317-8
Kosten 12,- Euro
in der Jülicher Buchhandlung erhältlich