Schon in den End-1970er Jahren kam das Paar wegen Auftragsarbeiten aus Lateinamerika ins Rheinland. Köln war der erste künstlerische „Stützpunkt“: Juan Fernandez, studierter Architekt, Künstler und Theologe, leitete das Gesamtkonzept eines Jugendzentrums in Koblenz, während seine junge Frau mit Markus Lüppertz und Gerhard Richter unter anderem bei Maria Schwarz Vorlesungen besuchte, die mit ihrem Mann St. Anna in Düren gestaltet hatte. Begeistert ist das Paar von der Mentalität der Deutschen: „Es gibt ein tiefes Interesse, etwas zu erleben – da geht es noch nicht ums Verstehen. Es geht ums Menschliche. Vielleicht sind die Wunden von damals noch zu tief. Das macht vielleicht die Sensibilität aus, mehr offener zu sein für Phänomene, die nicht erklärbar sind wie Kunst, Philosophie. Darum fühlen wir uns hier so geborgen.“ Kunst sei derzeit schwierig wegen der Kommerzialisierung. Es sei grotesk, wie sehr die Menschen davon eingenommen seien, denn, so die Überzeugung, die Maria Fernandez formuliert: „Die Menschen in unsere abendländischen Kultur sind im Moment völlig desorientiert. Was uns wieder in eine Linie bringt, wo wir uns als Menschen fühlen, ist die Kunst. Ich fühle Erfüllung, Kontroverse, Orientierung, Glück… Wir brauchen Meilensteine und Orientierung – nicht in der Politik oder Kirche, sondern für uns selbst.“
„Das Jülicher Land kann sich glücklich schätzen, ein fast weltweit tätiges Künstler-Ehepaar unter seinen Einwohnern zählen zu können, das bei Gelegenheit gerne hinsichtlich seiner neuen Heimat auch auf Aspekte der regionalen Geschichte zurückgreift.“ So formulierte es Prof. Günter Bers bei der Übergabe der Joseph-Kuhl-Medaille an Maria und Juan Fernandez. Das erste „regionale“ Werk entstand 1994 für Aldenhoven: Juan Fernandez schuf eine vier Meter hohe Säule mit der Geschichte des Bergbaus und einer bekrönenden Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute. Wer Jülich kennt, der erinnert sich an den Marienbrunnen vor der Propsteikirche. Hier schuf Maria Fernandez die Säule mit der umlaufenden Stadtgeschichte und der bekrönenden Maria, der Patronin der Pfarrkirche. Nur zwei von vielen Werken, die im Jülicher Land zu entdecken sind. In über 1000 Kunstwerken hätte das Künstlerpaar Gedanken in materieller Form verdichtet, hieß es in der Laudatio von Prof. Bers außerdem. Aktuell ist Maria Fernandez am Jülicher Projekt „Wege zur Kunst“ beteiligt.
Seit 1989 ist das Paar im Besitz der Burg Engelsdorf und hat das historische Bauwerk nicht saniert, sondern mit Geist und Leben gefüllt. Im Atelier entstehen Werke, die an vielen Orten der Welt zu finden sind; im europäischen Ausland ebenso wie in Nord- und Südamerika und dem Nahen Osten. Außerdem sind im „Künstlerrefugium“ immer wieder junge Talente zu Gast.
Klar ist dem Paar, dass es künftig die Aufgaben, die ihr Künstlerrefugium an sie stellt, nicht mehr so einfach bewältigen können. „Es stellt sich Frage: Wie können wir die Burg Engelsdorf weiter als Kulturzentrum erhalten“, formuliert Maria Fernandez. „Dieser Ort hat eine enorme tiefe Ruhe und Magie für die Kreativität. Es gibt hier eine Einfachheit und Geborgenheit – das gefällt uns sehr. Es erdet und das gibt eine gewisse Gelassenheit – das geht allen Leuten so, die zu uns zum Arbeiten kommen.“ Das möchte das Paar schützen und hat auch schon Pläne. Die Funktion der Burg und des Ateliers soll erhalten bleiben, aber es muss sich auch wirtschaftlich darstellen lassen. „Es muss ein Konzept entstehen, dass der Kreativität und jungen Leuten eine Chance gibt.“ Daran wird derzeit gearbeitet.