Claudia Noppen ist seit über 30 Jahren bei der Stadt beschäftigt. Seitdem ist sie auch Teil des Briefwahlvorstandes. Da sich ihr Arbeitsplatz im Bürgermeisterbüro befindet, ist die anstehende Kommunalwahl für sie besonders spannend.
1987 begann Claudia Noppen bei der Stadt Jülich ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte. Schon während der Ausbildung saß sie das erste Mal im Briefwahlvorstand. Dieser besteht auch acht Personen und hat die Aufgabe, die Stimmen der Briefwahl auszuzählen. „Das hat einfach Spaß gemacht“, begründete Noppen ihre Entscheidung, bis heute im Vorstand zu bleiben. Auch heute noch für sie verblüffend: Das Stimmverhältnis der Briefwähler gleiche oft auch dem Endergebnis, wenn auch die Stimmen, die in der Wahlkabine abgegeben werden, ausgezählt sind. Obwohl sie zu dieser Zeit schon im Briefwahlvorstand war, ist Noppen übrigens nicht seit Beginn ihrer Wahlmündigkeit Briefwählerin. Bei ihrer ersten Wahl in den 80ern ging sie selbst noch zur Wahlurne. „Ich fand das toll, wählen zu gehen. Es war etwas Besonderes, weil man erwachsen war“, erinnert sie sich und weiter: „Es gehört zu der Demokratie, dass es freie Wahlen gibt. Gleichzeitig gibt es nichts Wichtigeres als die Wahl. So bestimme ich beispielsweise, was in meiner Kommune passiert, und es ist kein Akt, der viel Zeit in Anspruch nimmt.“ Mittlerweile wählt Claudia Noppen allerdings vorab mit der Post. Denn am Tag der Wahl haben die Mitglieder des Briefwahlvorstandes andere Pflichten. Die Briefwahl sei hier einfach entspannter.
Der Tag der Wahl ist nämlich auch der Tag, an dem der Briefwahlvorstand zusammentritt. Normalerweise nutzen rund 6000 Wähler in Jülich die Briefwahl. Immer wieder hört man momentan die Vermutung, dass in diesem Jahr wegen des Corona-Virus mehr Wahlberechtigte mit der Post ihre Stimme abgeben. Das wird sich zeigen. Hat man es übrigens nicht geschafft, seine Stimme abzusenden, kann man den Brief bis zum Schluss der Wahl auch noch am Rathaus abgeben. Dann werden die Briefe zur Auszählung nachgereicht. 6000 Briefe, die von acht Personen an einem Tag bearbeitet werden – das ist eine ganze Menge.
Damit während der Auszählung keine Fehler passieren und keine Stimmen übersehen werden, folgen die Mitglieder des Briefwahlvorstandes einem System, das sich über die Jahre bewährt hat. Ab 14 Uhr werden zunächst die roten Umschläge von den blauen Umschlägen getrennt.
Diese beiden Umschläge dienen dem Wahlgeheimnis. Der rote Umschlag enthält den Wahlschein. Das ist das Schreiben, dass die Berechtigung zur Wahl attestiert. Auf diesem steht auch der Name des Wählers drauf. Diese werden nach einer Zählung sofort geöffnet. Ist das Schreiben korrekt ausgefüllt, kommt der blaue Umschlag anschließend in eine Wahlurne. Damit werden die blauen Umschläge miteinander vermischt und können somit keiner Person mehr zugeordnet werden. Der blaue Umschlag enthält den Stimmzettel, auf dem man sein Kreuzchen gemacht und sich für eine Partei entschieden hat.
Immer wieder passiere es, dass die Umschläge nicht sachgemäß gepackt das Rathaus erreichen. Wenn die Briefwahl ohne Wahlschein ankommen oder Wahlschein und Stimmzettel im blauen Umschlag sind, ist die Wahl ungültig. Ab 18 Uhr werden die Stimmen gezählt. Ein Beispiel, das zeigt, wie viel Sorgfalt die Zählung braucht: Bevor die Umschläge geöffnet werden, wird zunächst die Anzahl dieser festgestellt. Gleicht die Anzahl der roten Umschläge der der blauen Umschläge, weiß man, dass keine Stimme auf dem Weg zur Wahlurne verloren gegangen ist. Das sei übrigens bis jetzt noch nie der Fall gewesen. „Es geht um Genauigkeit“, sagt Noppen zur Auszählung.
Nebenbei: Am Wahltag gibt es die Tradition, dass sich die Politiker, die zur Wahl stehen, im Rathaus einfinden. Die Schnellmeldungen aus den Wahlkreisen werden dann mit einem Beamer übertragen. „Das ist dann schon eine Lautstärke“, sagte Noppen. Wenn Jubel und Laute der Entrüstung ertönen, wisse man, dass wieder ein Ergebnis eingetroffen ist. Ein poltisches Public Viewing quasi. Dazu Noppen: „Man möchte selber wissen, wer gewählt worden ist.“ Das liegt auch daran, dass Claudia Noppen zusammen mit ihren Kollegen im Vorzimmer des Bürgermeisterbüros arbeitet. Die Wahl entscheidet also, wer in den nächsten Jahren ihr Vorgesetzter ist.