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Jubelbühne

Am Freitagabend, 28. März 1980, schlug die Geburtsstunde der Bühne 80. Dem Aufruf von Anne Hoven und Jürgen Sommer zu einem Treffen im Lindenhof in Kirchberg war ein Kreis von 16- bis 66-jährigen gefolgt und gleich das Ensemble ins Leben gerufen. „Bühne '80“ heißt es seit 40 Jahren.

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Szene aus "Irgendwo im Nirgendwo", dem Stück der Bühne 80 im Jahr 2014. Foto: Martin Günzel
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Sie waren Piraten und Liebhaber, Mörderinnen und Maitressen, naiv und gerissen, lächerlich und ernsthaft und immer begeistert von der einen Sache: Schauspiel. Jedes Jahr im Frühjahr stellt die Bühne ’80 seit 1981 – unterbrochen durch nur wenige Ausnahmen – ein neues Stück vor. Das erfordert Einsatz, der nicht zu unterschätzen ist und zum Leitsatz führte „Bühne ’80 ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft“. Es sind nicht die wöchentlichen Proben an jedem Freitag zwischen Oktober und Februar, deren Anzahl sich zur Premiere hin auch noch verdoppelt; es ist nicht nur das Textlernen, es ist die Umsetzung, die jedes Mal eine neue Herausforderung darstellt. In eine Rolle zu schlüpfen erfordert Körpereinsatz, damit der Zuschauer der Geschichte nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern auch über die Körpersprache in die Gefühlswelt des Stückes folgen kann. „Das ist ganz schön schwer“, sagt Claudia Cormann-Wiersch, die schon seit den 1986 aktiv dabei ist und seit Vereinsgründung 2007 den Vorsitz bei der Bühne ’80 innehat.

Aber inzwischen sind die Laien der Bühne ’80 ja schon „Laien-Profis“. Aus den eigenen Reihen haben sich Christoph Fischer, der in dieser Spielzeit die Regie führt, und Rosemarie David an der Aachener Schauspielschule fortbilden lassen, zwei Workshops von Profis hat das Ensemble genossen und schließlich steht den Akteuren eine „Physio“ zur Seite: Claudia Cormann-Wiersch, die ja schon von Berufswegen mit Körperhaltung zu tun hat. So manches Mal muss die Rolle auch umgeschrieben oder angepasst werden, erinnert sich die Vorsitzende. Wenn das eigene „Personal“ nun mal keine jugendlich kesse sexy Blondine hergibt, die sich in einen gutaussehenden jungen Arzt verliebt, dass muss daraus eben ein biederes Mauerblümchen werden, dass sich in einen verklemmten Mitt-Vierziger verliebt. Das geht alles! Bleibend in Erinnerung ist auch das Stück „Mord ist kein Zufall“ unter der Regie von Bert Voiss. Am Tag der Generalprobe starb der Vater eines Ensemble-Mitgliedes. Der Regisseur sprang kurzfristig ein, wohlwissend, dass er viel zu alt für die eigentliche Rolle war und darum den Premierengäste nach erklärenden Worten zurief: „Wir vertrauen jetzt mal auf die Vorstellungskraft des Publikums.“

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Der aktive „Stamm“ zählt 23 Theateraffine, die auch als Requisiteure, Souffleure und Bühnenbauer im Hintergrund „mitspielen“ sind. Für Doppelbesetzungen ist die Personaldecke zu dünn, weshalb immer und stets Neulinge mit Theaterblut gerne gesehen sind. Aktuell beispielsweise feiern Melanie Zehnpfennig und Stephanie Godden ihre Bühnendebut. Die beiden Frauen hatten sich während der Proben 2019 gemeldet und besetzen ihre ersten Rollen im Jubiläumsjahr. Und wer weiß…? Denn auch zum Sprungbrett wurden die Jülicher Bretter, die die Welt bedeuten: In „Mein Freund Harvey“ gab die spätere Regisseurin Irmgard Wittke ihr Debüt und Martin Becker, der seine Leidenschaft zum Beruf machte und der Fernsehnation aus Serien wie „Ein Fall für zwei“, „In aller Freundschaft“ und vor allem in 107 Folgen „Rote Rosen“ bekannt ist.

Inklusive der Premiere 1981 sind 36 Stücke aufgeführt worden, zum 25-jährigen im Glashaus an der Südbastion ein Frühstückchen sowie Kuchenstückchen im KuBa serviert worden und es gab 3 szenische Lesungen. Jedes Jahr sehen zwischen 700 und 1000 Gäste die Aufführungen. Umtriebig und ständig in Bewegung ist das Ensemble – das gilt im Wortsinne ebenso wie im übertragenen: Das gilt für ein Ensemble, dass stückbedingt variabel sein muss. Von den 23 möglichen Schauspielern schlüpfen in diesem Jahr elf in eine Bühnenrolle. Das gilt für die Aufführungsorte zwischen Stadthalle, Kulturbahnhof, Brückenkopf-Park und Mädchengymnasium, an denen die Bühne ’80 sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten präsentiert und solchen, die unter freiem Himmel etwa bei der Jülicher Hochzeit 1998, den Zitadellenfest, dem Piratenfest oder auch wie zuletzt beim historischen Anna-Fest in Düren. Wer Lust hat ist dabei, erklärt Claudia Cormann-Wiersch. Die zeitgetreue Ausstattung für solche „Ausgehschauspielengagements“ werden im Museum Jülich oder in den umliegenden Orten bei Kostümverleihern für die Auftritte zusammengetragen. So blickt die Bühne ’80 inzwischen auch auf eine stattliche Zahl von Kooperationspartnern, die da beispielsweise heißen „Kulturstrolche“, Jugendorchester und Seniorenbeirat, Fechtgruppe und Museum Zitadelle… und natürlich die ortsansässigen weiteren Theatergruppen, zu denen ein freundschaftliches Verhältnis besteht. Hier hilft man sich mit Schauspielern wie technischem Equipement aus.

Im ersten Programmheft hieß im Grußwort „Schön wäre es, wenn Sie den Mut und die Aufopferungsbereitschaft der Schauspieler und der anderen Mitarbeiter durch Ihren Beifall belohnen könnten“. Das gilt bis heute.

Zum nächsten Mal haben die Besucher Gelegenheit dazu beim Jubiläumsstück „Eine etwas sonderbare Dame“, eine Wiederaufnahme nach dem Jubiläum 2005. Gespielt wird es am SA 21|03 / MI 25|03 / FR 27|03 / SA 28|03 immer um 20:00 Uhr / SO 22|03 18:00 Uhr
PZ, MGJ, Dr. Weyer Straße | VVK (nach Karneval) 8,- Euro beim Ensemble, Thalia, Kölnstr. 9, und Haarstudio Heyartz, Nordstrasse. AK 8,50 Euro.

Fotos von Martin Günzel, Volker Goebels, dem Archiv der Bühne 80 und Presse- und KulturBüro Schenk+Schenk


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