„Arbeitet“ Bolle gerade nicht, geht der freundliche, schwarz-weiß-grau gezeichnete Mischlingshund gerne mit Frauchen Ariane Ranft eine Runde spazieren. Spielen, aber auch ausgiebiges Dösen, stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste seiner Lieblingsbeschäftigungen. Zum Job als Therapiehund kam Bolle eher zufällig – sein sanftmütiges freundliches Wesen hat ihn schlichtweg dafür prädestiniert. „Bolle ist einfach tiefenentspannt in Bezug auf Menschen“, lacht sein Frauchen.
Lehrerin Ariane Ranft ging schon länger mit der Idee schwanger einen Vierbeiner in ihrer Klasse quasi als Ko-Lehrer „einzustellen“. Eine Fernseh-Reportage über die beeindruckenden Erfolge der Arbeit mit Schulhunden hatte ihr diese Idee in den Kopf gesetzt.
Ein erstes vorsichtiges Anklopfen in Sachen Schulhund bei Schulleiterin Susanne Lucas fiel sofort auf fruchtbaren Boden, freut sich Bolles „Chefin“ noch im Nachhinein. Auch Kollegium, Schulkonferenz, Förderverein und schließlich die Verantwortlichen bei der Stadt Jülich (die als Träger natürlich auch einverstanden sein sollte, wie Ariane Ranft erläutert) zeigten sich sofort begeistert von der Idee. Nachdem auf diese Weise der Weg bereitet war, durfte Bolle bei Ariane Ranft einziehen. Und schon im zarten Alter von 14 Wochen besuchte der plüschige Welpe zur großen Begeisterung der Kinder das erste Mal ihre Klasse. Wo es sonst einmal schwierig sein kann, die große Gruppe von Kindern zum Zuhören und Leise Sein zu bewegen, war das von Anfang an kein Problem, wenn denn Bolle dabei war.
Bolle und sein Frauchen arbeiten immer im Team, wo Ariane Ranft ist, ist auch Bolle. Wenn der Pudel-Cocker-Mix aber zwischendurch mal eine Pause braucht – was bei dem Gewusel von so vielen Kinderbeinen durchaus verständlich ist – hat er sein eigenes Körbchen im Lehrerzimmer und darf sich dann dorthin zurückziehen. Auch in „seiner“ Klasse hat Bolle einen Rückzugsort: Liegt er in seiner portablen Hütte, weiß er genau, dass kein Kind seine Hand dort hinein steckt. Manchmal liegt Bolle aber auch mitten im Klassenraum, oder aber, er sucht sich gezielt ein Kind aus, dem er Gesellschaft leisten möchte. „Bolle hat ein Gespür dafür, wem es nicht gut geht. Dann legt er sich dazu“, weiß sein Frauchen. Auch im Zuhören ist der wuschelige Kerl ein echtes Ass – ein Plus, das die Lehrerin gerne nutzt. „Gerade Kinder, die nicht so gut und gerne lesen, mögen es sehr, wenn sie Bolle vorlesen dürfen“, erläutert sie. „Das Tolle ist, Bolle wertet nicht, er kommentiert nicht, er hört einfach zu“, weiß Ariane Ranft seine Arbeit sehr zu schätzen, die so auch sprachentwicklungsverzögerte Kinder zum Lesen motiviert.
Inzwischen hat Bolle gemeinsam mit seinem Frauchen sogar seine Ausbildung zum Therapiehund absolviert. Über den Anbieter „Therapie und Hund“ haben die Zwei in insgesamt fünf Modulen, die jeweils mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung abschließen, ihre Ausbildung absolviert. Nun darf sich Bolle sogar zertifizierter Therapiehund nennen. Den Kindern dürfte der Titel egal sein, sie haben den freundlichen Vierbeiner von Anfang an in ihr Herz geschlossen und das auch schriftlich in kleinen Briefchen festgehalten. „Ich finde, dass Bolle nett ist und mir hilft, wenn ich traurig bin“ oder sogar „wegen Bolle komme ich in die Schule“ steht dort zu lesen. Wenn das kein Kompliment ist – Wuff….